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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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zweieinhalb Dollar in seiner Jeanstasche – ein halbes Vermögen. Er rief Bill an, aber der erzählte ihm mürrisch, er müsse nachmittags zu einem Sprachtherapietest in Bangor sein.
    Richie drückte sein Mitgefühl aus, dann fügte er in seiner besten Stotter-Bill-Stimme hinzu: »G-G-Gib ihnen S-S-S-Saures, B-Big Bill!«
    »D-D-Dein Ge-Ge-Gesicht und mein A-A-Arsch kö-kökönnten Br-Br-Brüder sein, T-T-Tozier«, sagte Bill und legte auf.
    Als Nächstes rief Richie Eddie an, aber Eddie hörte sich noch deprimierter als Bill an. Seine Mutter hatte ein Tagesbusticket für beide gekauft und sie würden seine Tanten in Newport, Bangor und Hampden besuchen. Alle drei waren fett wie Mrs. Kaspbrak, und alle drei waren allein stehend.
    »Sie werden mir in die Wangen kneifen und mir sagen, wie sehr ich gewachsen bin«, klagte Eddie.
    »Das liegt daran, weil du so niedlich bist, Eds – genau wie ich. Ich habe schon beim ersten Mal gesehen, was für ein Süßer du bist!«
    »Manchmal bist du echt ein Arsch, Richie!«
    »Gleich und gleich gesellt sich gern. Eds, du bist mir von Anfang an sympathisch gewesen. Bist du nächste Woche in den Barrens?«
    »Wenn ihr auch da seid. Wollt ihr mit Gewehren schießen?«
    »Vielleicht. Aber … Ich glaube, dass Big Bill und ich euch was zu erzählen haben.«
    »Was denn?«
    »Es ist Bills Geschichte. Bis nächste Woche dann. Viel Spaß bei deinen Tanten.«
    »Sehr witzig!«
    Sein dritter Anruf galt Stan the Man, aber Stan lag im Clinch mit seinen Alten, weil er ihr Panoramafenster zerdeppert hatte. Er hatte mit einem Kuchenteller UFO gespielt, und der Teller hatte eine falsche Biegung gemacht. Klirr! Er musste das ganze Wochenende über Aufgaben erledigen, und das nächste wahrscheinlich auch. Richie sprach sein Mitgefühl aus und fragte, ob Stan nächste Woche in die Barrens kommen würde. Stan sagte, wahrscheinlich schon, wenn sein Vater ihm nicht Hausarrest erteilte.
    »Himmel, Stan, es war doch nur ein Fenster«, sagte Richie.
    »Ja, aber ein großes« , sagte Stan und legte auf.
    Richie wollte schon aus dem Wohnzimmer gehen, da fiel ihm Ben Hanscom ein. Er blätterte das Telefonbuch durch und fand eine Arlene Hanscom. Da sie die einzige weibliche Hanscom war, ging Richie davon aus, dass es Bens Nummer sein musste, und rief an.
    »Ich würde sehr gern mitgehen, aber ich habe mein Taschengeld schon ausgegeben«, sagte Ben. Das Eingeständnis hörte sich beschämt und deprimiert an – er hatte alles für Süßigkeiten, Limonade, Chips und Trockenfleischsnacks ausgegeben.
    Richie, der sich gerade ein bisschen Geld verdient hatte (und der nicht gern allein ins Kino ging), sagte: »Ich hab genügend Kohle. Ich kann dir was leihen.«
    »Oh! Echt? Das würdest du tun?«
    »Klar«, sagte Richie verwirrt. »Warum nicht?«
    »Okay!«, sagte Ben glücklich. »Okay, das wäre toll! Zwei Horrorfilme. Hast du gesagt, einer ist ein Werwolffilm?«
    »Ja.«
    »Mann. Ich liebe Werwolffilme.«
    »Himmel, Haystack, mach dir nicht in die Hose.«
    Ben lachte. »Dann sehen wir uns vor dem Aladdin, okay?«
    »Ja, prima.«
    Richie legte auf und betrachtete nachdenklich das Telefon. Plötzlich dachte er, dass Ben Hanscom einsam war. Und damit fühlte er sich ziemlich heldenhaft. Er pfiff fröhlich, während er nach oben lief, um vor dem Kinobesuch noch ein paar Comics zu lesen.

8
     
    Der Tag war sonnig, aber windig und kühl. Richie schlenderte gut gelaunt die Center Street entlang auf das Aladdin zu. Er schnipste mit den Fingern und sang leise »Rockin’ Robin« vor sich hin. Ins Kino zu gehen versetzte ihn immer in gute Laune – er liebte diese magische Welt, diese Traumwelt. Er bemitleidete jeden, der an einem solchen Tag zu Hause bleiben oder unangenehme Dinge verrichten musste -Bill mit seiner Sprachtherapie, Eddie mit seinen Tanten, der arme alte Stan, der den ganzen Nachmittag lang Verandastufen putzen oder die Garage ausfegen musste, weil der von ihm geworfene Kuchenteller nach rechts statt nach links geflogen war.
    Richie hatte sein Jo-Jo dabei und versuchte wieder, es zum Schlafen zu bringen. Er wollte diesen Trick so gern beherrschen, aber das blöde Ding wollte einfach nicht. Entweder es rollte sich direkt wieder auf, oder es blieb unten und verwickelte sich in seiner eigenen Schnur.
    Auf halber Höhe des Center Street Hill sah er ein Mädchen in beigefarbenem Faltenrock und weißer ärmelloser Bluse auf einer Bank vor dem Shook’s Drugstore sitzen. Es aß ein Eis – dem Aussehen nach zu

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