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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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die Kansas Street, ohne auf den Verkehr zu achten, und blieb keuchend auf dem Gehweg stehen, um einen Blick zurückzuwerfen.
    Von seinem Standort aus konnte er die Tür am Fuß des Wasserturms nicht sehen; nur den Turm selbst, der sich dick und doch anmutig von der Dunkelheit abhob.
    »Sie waren tot!«, flüsterte Stan entsetzt vor sich hin.
    Er wandte sich rasch ab und rannte nach Hause.

11
     
    Die Trockenschleuder stand still. Und Stan hatte seinen Bericht beendet.
    Die drei anderen schauten ihn lange schweigend an. Seine Haut war fast so grau wie der Aprilabend, von dem er ihnen soeben erzählt hatte.
    »Wow!«, sagte Ben schließlich und stieß den Atem in einem abgerissenen, pfeifenden Seufzer aus.
    »Es ist alles wahr«, sagte Stan leise. »Ich schwöre bei Gott, dass es stimmt.«
    »Ich glaube dir«, versicherte Beverly. »Nach dem, was in unserem Badezimmer passiert ist, würde ich alles glauben.«
    Sie stand so abrupt auf, dass sie fast ihren Stuhl umgeworfen hätte, und ging zur Trockenschleuder. Sie holte die Putzlappen einen nach dem anderen heraus und faltete sie ordentlich zusammen. Sie wandte den anderen dabei den Rücken zu, aber Ben glaubte, dass sie weinte.
    Er wäre am liebsten zu ihr hingegangen, aber dazu fehlte ihm der Mut.
    »Wir sollten mit Bill darüber sprechen«, meinte Eddie. »Bill wird wissen, was wir tun sollen.«
    »Tun?«, sagte Stan und starrte ihn an. »Was meinst du mit tun? «
    Eddie schaute ihn unbehaglich an. »Na ja …«
    »Ich will nichts tun«, rief Stan. Er sah Eddie mit einem so starren und harten Blick an, dass dieser verwirrt auf seinem Stuhl hin und her rutschte. »Ich will die Sache vergessen. Das ist alles, was ich tun will.«
    »Das ist aber nicht so einfach«, wandte Beverly ruhig ein, während sie sich wieder den anderen zuwandte. Ben hatte recht gehabt; das grelle Sonnenlicht, das durch die schmutzigen Fensterscheiben der Münzwäscherei einfiel, enthüllte die Tränenspuren auf ihren Wangen. »Es geht nicht nur um uns. Ich habe Ronnie Grogan gehört. Und der kleine Junge, den ich zuerst gehört habe … vielleicht war das der kleine Clements, der von seinem Dreirad verschwunden ist.«
    »Na und? «, sagte Stan herausfordernd.
    »Was ist, wenn es noch mehr werden?«, fragte sie. »Wenn es noch mehr Kinder holt?«
    Seine dunkelbraunen Augen blickten in ihre blauen und beantworteten wortlos ihre Frage: Na und? Was könnten wir schon dagegen tun?
    Aber Beverly hielt seinem Blick ruhig stand, und zuletzt senkte Stan die Augen … vielleicht nur deshalb, weil sie immer noch weinte, vielleicht aber auch, weil ihre Sorge um die Kinder sie irgendwie stärker machte als ihn.
    »Eddie hat recht«, sagte sie. »Wir sollten mit Bill reden. Und dann vielleicht zum Polizeichef gehen …«
    »Klar«, erwiderte Stan. Wenn er versuchte, sarkastisch zu sein, so gelang ihm das nicht; seine Stimme klang nur müde und resigniert. »Tote Kinder im Wasserturm. Blut, das nur Kinder sehen können, keine Erwachsenen. Clowns, die auf dem Kanal herumlaufen. Luftballons, die gegen den Wind fliegen. Mumien. Aussätzige unter Veranden. Chief Borton wird sich scheckig lachen... und uns ins Irrenhaus schicken.«
    »Wenn wir alle zu ihm gehen würden«, meinte Ben niedergeschlagen. »Wenn wir alle zusammen hingehen würden …«
    »Haha!«, sagte Stan. »Sprich ruhig weiter, Haystack. Schreib mir ein Buch.« Er stand auf und ging zum Fenster, die Hände in den Hosentaschen. Er sah ärgerlich, verwirrt und ängstlich aus. Einen Moment lang starrte er aus dem Fenster, die Schultern steif und ablehnend unter seinem penibel gebügelten Hemd. Ohne sich zu den anderen umzudrehen wiederholte er: »Schreib mir ein verdammtes Buch. «
    »Nein«, erwiderte Ben ruhig. »Die Romane wird Bill eines Tages schreiben.«
    Stan drehte sich überrascht um, und auch die anderen starrten Ben an, der selbst ganz erschrocken aussah, so als hätte er sich gerade selbst geohrfeigt.
    Bev faltete die letzten Putzlappen zusammen.
    »Vögel«, murmelte Eddie plötzlich.
    »Was?«, fragten Bev und Ben gleichzeitig.
    Eddie sah Stan an. »Du bist rausgekommen, weil du ihnen Vogelnamen zugerufen hast.«
    »Vielleicht«, sagte Stan widerwillig. »Vielleicht klemmte die Tür aber auch einfach und ging in dem Moment zufällig wieder auf.«
    »Ohne dass du dich dagegengelehnt hast?«, fragte Bev.
    Stan zuckte mit den Schultern. Es war kein trotziges Schulterzucken, es sollte nur ausdrücken, dass er es nicht wusste.
    »Ich glaube,

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