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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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durcheinanderbrachte. Nicht zu neunzig Prozent sicher, auch nicht zu neunundneunzig Prozent. Ich musste mir hundertprozentig sicher sein.
    Im Dezember des letzten Jahres wurde ein achtjähriger Junge namens Steven Johnson tot im Memorial Park gefunden. Wie Adrian Mellon war auch er grässlich verstümmelt worden, und zwar kurz vor oder kurz nach seinem Tod. Er sah aus, als wäre er einfach vor Angst gestorben.«
    »Sexualdelikt?«, fragte Eddie.
    »Nein. Nur verstümmelt.«
    »Wie viel insgesamt?«, fragte Eddie. Er sah nicht so aus, als wollte er es wirklich wissen.
    »Es ist schlimm«, sagte Mike.
    »Wie viel?«, wiederholte Bill.
    »Bisher neun.«
    »Das kann doch nicht sein!«, schrie Beverly. »Das hätte ich doch in der Zeitung gelesen oder in den Fernsehnachrichten gesehen … Als dieser verrückte Polizist die Frauen in Castle Rock ermordet hat … und die Kindermorde in Atlanta …«
    »Ja, das«, sagte Mike. »Darüber habe ich viel nachgedacht. Es kommt dem, was hier vor sich geht, wirklich am nächsten, und Bev hat recht, das waren wirklich nationale Schlagzeilen. In mancher Hinsicht macht mir der Vergleich mit Atlanta am meisten Angst. Neun Kinder ermordet … wir hätten Fernsehreporter hier haben müssen, scheinheilige Hellseher und Reporter vom Atlantic Monthly und dem Rolling Stone … kurz gesagt, der ganze Medienrummel.«
    »Aber nichts ist passiert«, sagte Bill.
    »Nein«, antwortete Mike. »Nichts. Oh, in Portland stand etwas darüber in der Sonntagsbeilage des Telegram, und über die beiden letzten Morde etwas im Boston Globe. Eine Sendung in Boston mit dem Titel Good Day! hat im Februar eine Sendung über unaufgeklärte Morde gemacht, und ein Experte hat die Morde in Derry erwähnt, aber nur nebenbei … und er sagte nichts darüber, dass 1957-58 eine ähnliche Mordserie passierte, und davor 1929-30.
    Natürlich könnte man dafür einige scheinbar einleuchtende Erklärungen anführen – Atlanta, New York, Chicago, Detroit … das sind Städte mit Medien aller Art, und wenn in solchen Städten etwas passiert, gibt es sofort einen großen Wirbel. In Derry hingegen gibt es keine einzige Rundfunkstation – es sei denn, man wollte den kleinen FM-Sender der Englischen Fakultät unserer Highschool mitzählen – und keine einzige TV-Station. Was die Medien angeht, hat Bangor das große Sagen.«
    »Abgesehen von den Derry News«, warf Eddie ein, und alle lachten.
    »Aber wir alle wissen, dass das in der Welt von heute eigentlich keine Rolle spielen dürfte«, fuhr Mike fort. »Wir haben ein so dichtes Kommunikationsnetz, dass diese Vorfälle irgendwann nationale Aufmerksamkeit hätten erregen müssen. Aber das ist nicht geschehen. Und ich glaube, dafür gibt es nur eine Erklärung: Es will das nicht.«
    »Es«, murmelte Bill leise vor sich hin.
    »Es«, wiederholte Mike. »Irgendwie müssen wir Es doch nennen, und da können wir es doch gleich bei dieser Bezeichnung belassen. Wisst ihr, ich glaube, dass Es jetzt schon so lange hier ist – was immer Es auch in Wirklichkeit sein mag -, dass Es ein Teil von Derry geworden ist, dass Es ebenso zur Stadt gehört wie der Wasserturm, der Kanal, der Bassey Park oder die Bücherei. Nur hat Es natürlich nichts mit äußerer Geografie zu tun. Vielleicht war das einmal so, aber jetzt ist Es … innen. Irgendwie ist Es ins Innere eingedrungen. Nur so kann ich mir all das Schreckliche erklären, das hier immer wieder passiert – das scheinbar Erklärbare als auch das Unerklärliche. Im Jahre 1930 gab es einen Brand im Black Spot, einem Negerklub. Ein Jahr zuvor wurde eine Banditenbande am helllichten Tag auf der Canal Street erschossen.«
    »Die Bradley-Bande«, sagte Bill. »Das FBI hat sie zur Strecke gebracht, stimmt’s?«
    »So steht’s in den Geschichtsbüchern«, sagte Mike, »aber es stimmt nicht. Soviel ich feststellen konnte – und ich würde viel darum geben zu glauben, dass es nicht so war, denn trotz allem liebe ich diese Stadt -, wurde die Bradley-Bande, alle sieben, in Wirklichkeit von den braven Bürgern der Stadt niedergeschossen. Irgendwann erzähl ich euch Näheres darüber.
    Im Jahre 1906 explodierte die Kitchener-Eisenhütte während einer Ostereiersuche für Kinder. Im selben Jahr gab es eine schreckliche Serie von Tierverstümmelungen. Schließlich wurde festgestellt, dass Andrew Rhulin dafür verantwortlich war – der Großonkel des Mannes, der jetzt die Rhulin-Farm leitet. Er wurde von den drei Deputys, die ihn verhaften sollten, zu

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