Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Entschuldigt neben Sport getippt, und daneben stand sein Kürzel.«
    »Du hast ihn geschlagen!«, rief Richie und schüttelte die geballten Fäuste über dem Kopf. »Reife Leistung, Ben!«
    Ben schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich habe mich selbst geschlagen. Der Coach war der Auslöser … aber nur, weil ich an euch gedacht habe, war ich überzeugt, dass ich es konnte. Und ich konnte es.«
    Ben zuckte die Achseln, aber Bill glaubte, an seinem Haaransatz feine Schweißperlen zu erkennen. »Ende der Beichte. Jetzt könnte ich noch ein Bier vertragen. Reden macht durstig.«
    Mike winkte der Bedienung.
    Alle bestellten noch etwas zu trinken und redeten über Nebensächlichkeiten, bis die Drinks kamen. Bill sah in sein Bier und beobachtete, wie die Luftbläschen an den Seiten des Glases emporkrochen. Er stellte amüsiert und abgestoßen zugleich fest, dass er hoffte, jemand anderes würde mit der Geschichte über die Jahre dazwischen anfangen – er wünschte, Beverly würde ihnen von dem wunderbaren Mann erzählen, den sie geheiratet hatte (sogar wenn er langweilig war, wie die meisten wunderbaren Männer das zu sein pflegen), oder Richie würde sich über »Lustige Zwischenfälle im Rundfunkstudio« auslassen, oder Eddie würde ihnen erzählen, wie Teddy Kennedy in Wirklichkeit war, wie viel Trinkgeld Robert Redford gab … oder ihnen irgendwie verständlich machen, warum er immer noch von seinem Asthma-Spray abhängig war, während Ben es geschafft hatte, sein Übergewicht loszuwerden.
    Tatsache ist, dachte Bill, dass Mike jetzt jeden Moment das Wort ergreifen wird, und ich bin mir nicht sicher, ob ich hören will, was er zu sagen hat. Tatsache ist, dass mein Puls etwas zu schnell ist und meine Hände etwas zu kalt sind. Tatsache ist, dass ich fünfundzwanzig Jahre zu alt bin, um solche Schreckensnachrichten zu hören. Wir alle sind zu alt dazu. Also sagt schon was, irgendwer, irgendwas. Reden wir über Karrieren und Ehepartner und wie es ist, alte Kinderfreunde wiederzusehen und zu erkennen, dass man im Laufe der Jahre ein paar ganz ordentliche Schläge auf die Nase abbekommen hat. Reden wir über Sex, Baseball, die Benzinpreise, die Zukunft der Staaten des Warschauer Pakts. Über alles Mögliche, nur nicht über das, was uns hierher geführt hat. So sag doch jemand was!
    Und jemand sagte tatsächlich etwas – Eddie Kaspbrak. Aber er erzählte nicht, wie Teddy Kennedy wirklich war oder wie viel Trinkgeld Robert Redford gab oder warum er es für nötig befunden hatte, seinen – wie Richie es früher manchmal genannt hatte – »Lungeneinspritzer« zu behalten. Nein, er fragte Mike, wann Stan Uris gestorben war.
    »Vor zwei Tagen. Als ich euch angerufen habe.«
    »Hatte es etwas mit … mit dem zu tun, weshalb wir jetzt hier sind?«
    »Ich könnte natürlich ausweichend antworten, dass niemand das genau wissen kann, weil Stan keinen Brief hinterlassen hat«, sagte Mike. Er sprach langsam und mit großem Ernst. »Aber da es kurz nach meinem Anruf passiert ist, glaube ich es mit fast hundertprozentiger Sicherheit annehmen zu dürfen.«
    »Er hat sich umgebracht, nicht wahr?«, fragte Beverly tonlos. »O mein Gott, armer Stan!«
    Die anderen sahen alle Mike an, der sein Bier austrank und dann sagte: »Ja, er hat Selbstmord begangen. Offenbar hat er sich kurz nach meinem Anruf ins Bad begeben, hat Wasser in die Wanne eingelassen, sich hineingesetzt und sich die Pulsadern aufgeschnitten.«
    Bill blickte in die Runde und sah nur bleiche, entsetzte Gesichter am Tisch – keine Körper, nur diese Gesichter. Wie weiße Kreise. Wie weiße Ballons, gebunden durch ein altes Versprechen, das eigentlich schon längst hätte verjähren müssen.
    »Wie hast du es erfahren?«, fragte Richie. »Stand es in den hiesigen Zeitungen?«
    »Nein«, erwiderte Mike. »Ich beziehe schon seit Längerem die Zeitungen eurer Wohnorte. Ich habe euch über all die Jahre hinweg nicht aus den Augen verloren.«
    »Ich sehe was, was du nicht siehst«, kommentierte Richie säuerlich. »Danke, Mike.«
    »Es war meine Pflicht«, sagte Mike schlicht.
    »Armer Stan«, wiederholte Beverly. Sie schien die Nachricht nicht verkraften zu können, war wie betäubt. »Aber er war doch so tapfer … damals. So … so entschlossen.«
    »Die Menschen verändern sich«, meinte Eddie.
    »Wirklich?«, fragte Bill. »Stan war …« Er strich mit den Händen über das Tischtuch und versuchte, die richtigen Worte zu finden. »Er war ein ordnungsliebender Mensch. Er

Weitere Kostenlose Bücher