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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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das Angebot, bei KLAD als Wochenend-Discjockey einzusteigen – das war zwar nicht viel, aber immerhin ein Anfang. Sie sagte mir, das wäre ihre große Chance, und ich müsse das größte chauvinistische Arschloch der Vereinigten Staaten sein, wenn ich sie hindern wolle, und außerdem hatte sie Kalifornien sowieso dicke. Ich sagte ihr, ich hätte auch eine Chance. Also haben wir einander Vorwürfe gemacht, sie mir, ich ihr, und dann ist Sandy gegangen.
    Etwa ein Jahr später beschloss ich, die Vasektomie, wenn möglich, rückgängig zu machen. Ich hatte eigentlich keinen besonderen Grund dafür, und ich hatte gelesen, dass die Chancen für einen solchen Eingriff nicht überwältigend waren, aber ich wollte es probieren.«
    »Hattest du damals eine feste Freundin?«, fragte Bill.
    »Nein, das ist ja das Komische an der Sache«, sagte Richie mit gerunzelter Stirn. »Ich wachte einfach eines schönen Tages mit … dieser Schnapsidee auf, es rückgängig zu machen.«
    »Ich hab gehört, dass eine solche Operation ganz schön kompliziert ist«, sagte Eddie. »Vollnarkose statt örtlicher Betäubung wie bei der Vasektomie, eine Woche Krankenhaus danach und all so was.«
    »Der Arzt hat mich über all das in Kenntnis gesetzt, aber es hat mich nicht abgeschreckt«, sagte Richie. »Ich sagte ihm, ich wolle es trotzdem machen lassen. Keine Ahnung, warum. Der Arzt fragte mich, ob ich wisse, dass es nach der Operation zu heftigen Schmerzen kommen könne, während die Erfolgschancen nicht gerade rosig seien. Ich sagte, ja, das wisse ich. Er war dann einverstanden, und ich fragte, wann wir es machen könnten; je früher, desto besser. Er sagte, so schnell ginge das nicht, denn als Erstes müsse er eine Spermauntersuchung vornehmen, um ganz sicher zu sein, dass die Operation notwendig sei. Ich sagte: ›Kommen Sie, Mann, das wurde doch schon nach der Vasektomie untersucht.‹ Er erklärte mir, die Chancen für eine spontane Regeneration der durchtrennten Samenleiter seien zwar sehr gering, aber überprüfen müsse er es doch. ›Sieh an, sieh an‹, sagte ich, ›das hat mir damals keiner gesagt.‹ Er wiederholte, dass das so gut wie nie vorkäme, aber da der Eingriff nicht ungefährlich sei, wolle er auf Nummer sicher gehen. Also begab ich mit einem Unterwäschekatalog aufs Klo und wichste in einen Plastikbecher …«
    »Piep-piep, Richie«, rief Beverly vorwurfsvoll.
    »Ja, ja, ich weiß schon«, sagte Richie. »Der Teil mit dem Unterwäschekatalog war gelogen, so was Exquisites findet man in keiner Arztpraxis. Egal, drei Tage später rief der Arzt mich an und sagte: ›Was möchten Sie zuerst hören, die gute oder die schlechte Nachricht?‹
    ›Zuerst die gute‹, sagte ich.
    ›Also – die Operation ist überflüssig‹, erklärte er. ›Und die schlechte Nachricht ist, dass jede Frau, mit der Sie in den letzten zwei oder drei Jahren geschlafen haben, gegen Sie eine Vaterschaftsklage einreichen könnte.‹
    ›Wollen Sie damit sagen, was ich denke, das Sie sagen wollen? ‹, fragte ich ihn.
    ›Ich möchte Ihnen damit sagen, dass Sie nicht mit Platzpatronen schießen, und das schon seit geraumer Zeit‹, sagte er. ›In der Spermaprobe waren Millionen Samenzellen. Ihre Tage des sorglosen Geschlechtsverkehrs sind vorüber, Richard.‹
    Ich dankte ihm und legte auf. Dann rief ich Sandy in Washington an.
    ›Rich!‹, sagte sie zu mir«, und Richies Stimme wurde plötzlich zu der seiner Freundin Sandy, die keiner von ihnen je kennengelernt hatte. Es war keine Imitation oder eine Ähnlichkeit, es war mehr wie ein Hör-Gemälde. »›Schön, von dir zu hören! Ich habe geheiratet!‹
    ›Ja, toll‹, sagte ich. ›Hättest es mich wissen lassen sollen. Ich hätte dir einen Kranz geschickt.‹
    Sie sagte: ›Ganz der alte Richie, immer einen Scherz auf den Lippen.‹
    Und ich sagte: ›Klar, der alte Richie, immer einen Scherz auf den Lippen. Übrigens, Sandy, du hast nicht zufällig ein Kind bekommen, als du L.A. verlassen hast, oder?‹
    ›Das ist nicht komisch, Richie‹, sagte sie, und ich hatte das Gefühl, sie würde gleich auflegen, daher sagte ich ihr schnell, was passiert war. Sie fing an zu lachen, aber dieses Mal echt laut, wie ich immer mit euch gelacht habe, als hätte ihr jemand den größten Heuler der Welt erzählt. Als sie schließlich wieder runterkam, fragte ich sie, was denn so verdammt komisch sei. ›Es ist so herrlich‹, sagte sie. ›Dieses Mal geht der Witz auf deine Kosten. Nach all den Jahren geht

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