Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
von da an bis zum 4. September, als die Schule wieder angefangen hat, ist alles weg. Nicht verschwommen oder vage; vollständig weg. Mit einer Ausnahme: Ich kann mich erinnern, wie Bill etwas von Totenlichtern geschrien hat.«
    Bills Arm zuckte krampfartig. Er schlug gegen eine der leeren Bierflaschen, die auf dem Boden zerschellte wie eine Bombe.
    »Hast du dich geschnitten?«, fragte Beverly. Sie war halb aufgestanden.
    »Nein«, sagte er. Seine Stimme klang schroff und trocken. Er hatte Gänsehaut auf den Armen. Ihm war, als wäre sein Kopf irgendwie gewachsen; er konnte spüren, wie
    (die Totenlichter)
    die Schädelknochen konstant und betäubend gegen die Gesichtshaut pochten.
    »Ich heb sie auf …«
    »Nein, setz dich wieder.« Er wollte sie ansehen, konnte es aber nicht. Er konnte seine Augen nicht von Mike wenden.
    »Erinnerst du dich an die Totenlichter, Bill?«, fragte Mike leise.
    »Nein«, sagte er. Sein Mund fühlte sich an, als wäre ein Zahnarzt etwas zu enthusiastisch mit Novocain gewesen.
    »Du wirst.«
    »Bei Gott, ich hoffe nicht.«
    »Du wirst dich trotzdem erinnern«, sagte Mike. »Aber vorerst … nein. Ich auch nicht. Einer von euch?«
    Sie schüttelten der Reihe nach den Kopf.
    » Etwas haben wir getan«, sagte Mike ruhig. »Wir waren imstande, irgendeinen gemeinsamen Willen durchzusetzen, eine gewisse Macht auszuüben. Zu einem bestimmten Zeitpunkt erlangten wir ein gewisses Verständnis – entweder bewusst oder unbewusst.« Er rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. »Gott, ich wünschte, Stan wäre hier. Ich hatte stets das Gefühl, dass Stan … Stan mit seiner logischen Denkweise … eine Ahnung haben könnte.«
    »Vielleicht stimmt das tatsächlich«, sagte Beverly. »Vielleicht hat er deshalb Selbstmord begangen. Vielleicht begriff er, dass, wenn uns damals irgendwelche magischen Kräfte zur Verfügung standen, wir als Erwachsene nicht mehr darüber verfügen.«
    »Ich glaube dennoch, dass wir immer noch darüber verfügen können«, erwiderte Mike langsam. »Wir sechs haben nämlich noch etwas Gemeinsames. Ich frage mich, ob es einem von euch schon aufgefallen ist.«
    Bill öffnete den Mund, schloss ihn aber wieder, ohne ein Wort gesagt zu haben.
    »Nur zu«, sagte Mike. »Ich kann dir ansehen, dass du weißt, was ich meine.«
    »Ich bin mir nicht sicher, dass ich’s weiß«, erwiderte Bill. »Aber ich glaube, wir sind alle kinderlos, stimmt’s?«
    Einen Moment lang herrschte bestürztes Schweigen.
    »Ja, das stimmt«, bestätigte Mike.
    »Allmächtiger Gott!«, rief Eddie entrüstet. »Was hat denn das mit der Sache zu tun? Wer hat dich nur auf die Idee gebracht, dass jeder auf der Welt Kinder haben muss? Das ist doch völliger Blödsinn!«
    »Habt ihr denn Kinder? Du und deine Frau?«, fragte Mike.
    »Wenn du uns so gründlich nachspioniert hast, wie du behauptest, dann weißt du verdammt gut, dass wir keine haben. Aber ich behaupte immer noch, dass das rein gar nichts zu bedeuten hat.«
    »Habt ihr denn versucht, Kinder zu bekommen?«
    »Wir verwenden keine Verhütungsmittel, wenn du das meinst«, sagte Eddie mit einer sehr anrührenden Würde, aber mit hochroten Wangen. »Zufälligerweise hat meine Frau ein bisschen … Ach, zum Teufel, sie hat extremes Übergewicht. Wir waren bei einer Ärztin, und sie sagte, dass wir wahrscheinlich nie Kinder haben werden, wenn sie nicht abnimmt. Sind wir deshalb Verbrecher?«
    »Bleib locker, Eds«, beschwichtigte Richie und beugte sich zu ihm.
    »Nenn mich nicht Eds, und wage es nicht, mich in die Wange zu kneifen!«, schrie er und wandte sich an Richie. »Du weißt, dass ich das nicht leiden kann und noch nie leiden konnte!«
    Richie wich blinzelnd zurück.
    »Was ist mit dir und Tom, Beverly?«, fragte Mike.
    »Keine Kinder«, antwortete sie. »Und auch keine Verhütungsmittel. Tom möchte Kinder haben … und ich natürlich auch«, fügte sie hastig hinzu und warf einen raschen Blick in die Runde. Bill dachte, dass ihre Augen etwas zu sehr strahlten – wie bei einer guten Schauspielerin, die eine tolle Vorstellung gibt. »Es hat einfach noch nicht geklappt.«
    »Habt ihr medizinische Tests machen lassen?«, fragte Ben.
    »O ja, selbstverständlich«, sagte sie und kicherte, als wollte sie demonstrieren, was für eine dumme Frage das war … Und plötzlich wurde Bill – wie das bei Menschen, die von Natur aus neugierig sind, manchmal der Fall ist – schlagartig so manches über Beverly und ihren Mann klar, jenen wundervollen,

Weitere Kostenlose Bücher