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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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gelandet.
    Und noch ehe er ihn daran hindern konnte, hatte Richies Verräter-Mund gerufen: »O weia, wenn der Arsch nur nicht aus dem Leim gegangen ist!«
    Sowohl Henrys als auch Richies Klassenkameraden hatten natürlich schallend gelacht, aber Henry hatte nicht einmal gelächelt, als er sich hochrappelte; nur eine dumpfe Zornesröte war ihm ins Gesicht gestiegen.
    »Ich seh dich später, Brillenschlange!«, hatte er gesagt.
    Das Gelächter war verstummt, und die Jungen hatten Richie wie einen Todeskandidaten angesehen. Henry hatte sich entfernt, mit vom Sturz geröteten Ellbogen und einem großen nassen Fleck auf der Hose. Bei diesem Anblick hatte Richies selbstmörderisch witziger Mund sich schon wieder geöffnet... aber diesmal hatte Richie sich fast die Zungenspitze abgebissen, als er ihn mit aller Kraft wieder schloss.
    Na ja, vielleicht vergisst er’s, hatte er unbehaglich beim Umziehen gedacht. Sicher wird er’s vergessen. So viele Gehirnzellen hat er ja schließlich nicht. Wenn er zum Scheißen aufs Klo geht, muss er erst mal nachlesen, wie man das macht, ha-ha.
    Ha-ha.
    »Du bist ein toter Mann, Schandmaul!«, hatte Vince »Boogers« Taliendo gesagt, während er die Sporthose über seinen Dödel zog, der in Größe und Farbe an eine anämische Erdnuss erinnerte. Er hatte das mit einem gewissen traurigen Respekt gesagt. »Aber mach dir nichts draus, ich bring Blumen zur Beerdigung mit.«
    »Schneid dir die Ohren ab, dann kannst du sogar Blumenkohl mitbringen«, hatte Richie schlagfertig erwidert, und alle hatten gelacht, sogar »Boogers« Taliendo. Sie hatten alle gut lachen, sie saßen jetzt gemütlich zu Hause und schauten sich im Fernsehen eine Musiksendung oder den Disney Club an, während Richie im Slalomlauf durch die Abteilung für Damenwäsche und Haushaltswaren zur Spielzeugabteilung hetzte. Der Schweiß rann ihm über den Rücken in die Falte zwischen seinen Arschbacken, und seine Eier waren derart geschrumpft, dass sie vermutlich nur noch die Größe von Rosinen hatten. Klar hatten sie gut lachen, ha-ha-ha-ha.
    Henry hatte es natürlich nicht vergessen. Richie hatte die Schule vorsichtshalber durch den Kindergartenausgang verlassen, aber Henry hatte dort – ebenfalls vorsichtshalber – Belch Huggins als Aufpasser postiert.
    Richie hatte ihn zuerst gesehen – sonst hätte es überhaupt keine Verfolgungsjagd gegeben. Belch hatte gerade in die andere Richtung geschaut, eine Camel in einer Hand, während er sich mit der anderen verträumt am Hintern kratzte. Mit laut pochendem Herzen hatte Richie sich über den Spielplatz geschlichen und war schon fast auf der Charter Street gewesen, als Belch sich zufällig doch noch umgedreht und ihn gesehen hatte. Er rief nach Henry und Victor, und das war der Beginn dieser Verfolgungsjagd gewesen.
    Die Spielzeugabteilung war fürchterlich leer. Nicht einmal ein Verkäufer war zu sehen – ein willkommener Erwachsener, der hätte eingreifen können. Er hörte sie näher kommen, die drei Dinosaurier der Apokalypse. Und er konnte einfach nicht mehr rennen. Bei jedem Atemzug durchzuckte ein scharfer Schmerz seine ganze linke Seite.
    Sein Blick fiel auf den Notausgang, und er fasste neuen Mut. Auf einem Schild über der Türstange stand nämlich: NUR NOTAUSGANG! ALARM WIRD AUSGELÖST!
    Richie rannte einen Gang entlang, vorbei an Donald-Duck-Schachtelteufelchen, amerikanischen Armeepanzern, die in Japan hergestellt worden waren, Spielzeugpistolen und aufziehbaren Robotern. Dann erreichte er den Notausgang und drückte mit aller Kraft gegen die Türstange. Die Tür öffnete sich, und kühle Märzluft flutete herein. Heulend ging die Alarmsirene los. Mit einem Satz sprang Richie zurück und ließ sich im nächsten Gang auf Hände und Knie fallen.
    Henry, Belch und Victor stürzten gerade noch rechtzeitig in die Spielzeugabteilung, um zu sehen, wie die Notausgangstür zufiel und die Sirene verstummte. Sie rasten darauf zu, Henry als Erster, das Gesicht vor Anstrengung und Wut verzerrt.
    Jetzt kam auch ein Verkäufer angerannt. Er trug einen blauen Nylonkittel über einem bunt karierten Sportsakko und hatte eine Brille mit pinkfarbenem Gestell auf der Nase. Richie dachte, dass er unheimliche Ähnlichkeit mit Wally Cox in der Rolle des etwas schusseligen Lehrers Mr. Peepers hatte, und er musste sich den Arm vor seinen Verräter-Mund halten, um nicht in wildes, hysterisches Gelächter auszubrechen.
    »He, Jungs!«, schrie Mr. Peepers. »Ihr könnt dort nicht raus! Das

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