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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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durchfuhr. Sie war rückwärts durch den Flur getaumelt und hatte vergeblich versucht, sich an irgendetwas festzuhalten; dabei war eine zarte Rosenvase zu Bruch gegangen, ein Garderobenständer war umgestürzt, und sie selbst war doch auf dem Boden gelandet, während Tom die Eingangstür hinter sich schloss.
    »Mach, dass du hier rauskommst!«, schrie sie.
    »Sobald du mir gesagt hast, wo sie ist«, sagte Tom und kam auf sie zu. Ihr fiel auf, dass Tom nicht allzu gut aussah – besser gesagt, schrecklich aussah -, und trotz ihrer Angst war sie erfüllt von einem wilden Triumphgefühl. Was auch immer Tom Beverly angetan hatte, es hatte ganz den Anschein, als hätte sie es ihm so gut wie möglich heimgezahlt. Es hatte zumindest gereicht, ihn einen ganzen Tag lang außer Gefecht zu setzen – und auch jetzt sah er noch aus, als gehörte er in ein Krankenhaus.
    Aber er sah auch ungemein bösartig und wütend aus.
    Kay rappelte sich hoch und wich vor ihm zurück, ohne den Blick von ihm zu wenden; sie behielt ihn im Auge wie ein wildes Tier, das aus seinem Käfig entkommen ist.
    »Ich hab dir gesagt, dass ich sie nicht gesehen habe, und das ist die Wahrheit«, erklärte sie. »Und jetzt verschwinde, bevor ich die Polizei anrufe.«
    »Du hast sie gesehen!«, sagte Tom, und seine geschwollenen Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. Seine Zähne sahen sonderbar gezackt aus, und sie begriff, dass ein paar Vorderzähne abgebrochen waren. »Ich rufe an und erzähle dir, dass ich nicht weiß, wo Bev ist. Du sagst, du hättest sie seit zwei Wochen nicht gesehen. Du fragst nichts, machst keine anzüglichen Bemerkungen, obwohl ich verdammt gut weiß, dass du mich hasst wie die Pest. Also – wo ist sie, du verdammte Fotze? Sag’s mir!«
    Sie drehte sich um und rannte auf den Salon zu, dessen Schiebetüren aus Mahagoni einen Riegel hatten. Da er hinkte, erreichte sie die Türen vor ihm, aber trotzdem gelang es ihm, seinen Körper zwischen die Türen zu zwängen, bevor sie sie ganz schließen konnte. Sie drehte sich um und wollte wieder wegrennen; er packte sie am Kleid und zerrte so heftig daran, dass das ganze Rückenteil bis zur Taille aufriss. Deine Frau hat dieses Kleid gemacht, du Scheißkerl!, dachte Kay, und dann wurde sie herumgerissen.
    »Wo ist sie?«
    Kay schlug ihm mit aller Kraft ins Gesicht, sodass die Schnittwunde auf der linken Wange wieder zu bluten begann. Er packte sie bei den Haaren und schmetterte ihren Kopf gegen seine Faust. Sie hatte im ersten Moment das Gefühl, als wäre ihre Nase explodiert. Sie schrie, holte Luft, um wieder zu schreien, und begann stattdessen zu husten, weil sie Blut geschluckt hatte. Sie hatte jetzt entsetzliche Angst; sie hatte bisher nie gedacht, dass man solche Angst haben konnte. Dieser wahnsinnige Scheißkerl würde sie ohne Weiteres umbringen.
    Sie schrie, und dann boxte er sie in den Magen, sodass sie nur noch keuchen konnte. Sie keuchte und hustete gleichzeitig, und einen fürchterlichen Moment lang glaubte sie, an ihrem eigenen Blut zu ersticken.
    »Wo ist sie?«
    Kay schüttelte den Kopf. »Hab … hab sie nicht gesehen«, japste sie. »Polizei … du landest im Kittchen... Arschloch...«
    Er riss sie am Arm hoch, und ein wahnsinniger Schmerz durchzuckte ihre Schulter. Dann verrenkte er ihr den Arm nach hinten, und sie biss sich auf die Unterlippe und schwor sich, nicht mehr zu schreien.
    »Wo ist sie?«
    Kay schüttelte den Kopf.
    Er riss ihren Arm wieder nach oben, mit solcher Kraft, dass sie ihn dabei grunzen hörte und seinen heißen Atem an ihrem Ohr spürte. Dann landete seine geballte rechte Faust auf ihrem linken Schulterblatt, und nun schrie sie doch wieder, weil der Schmerz schier unerträglich war.
    »Wo ist sie?«
    »… weiß …«
    »Was?«
    »Ich WEISS es nicht.«
    Er gab ihr einen Stoß und ließ sie los. Sie fiel schluchzend zu Boden; Blut und Schleim rannen ihr aus der Nase. Dann hörte sie ein Krachen, und als sie den Kopf umdrehte, stand Tom über sie gebeugt da. Er hatte den oberen Rand einer Kristallvase abgeschlagen und hielt sie so, dass der gezackte Hals direkt vor ihrem Gesicht war. Sie starrte wie hypnotisiert darauf.
    »Jetzt werde ich dir mal was sagen«, keuchte er. »Du erzählst mir schleunigst, wo sie hin ist, oder du kannst deine Visage auf dem ganzen Fußboden zusammensuchen! Du hast drei Sekunden Zeit, vielleicht auch weniger. Wenn ich wütend bin, glaub ich nämlich immer, dass die Zeit viel schneller vergeht!«
    Mein Gesicht, dachte sie,

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