Es: Roman
glaube ich. Wenn das Drehbuch geändert werden muss, kann ich das tun. Früher habe ich so was oft gemacht … Und wenn das Resultat Bill nicht gefällt, so hat er das ausschließlich sich selbst zuzuschreiben. Ich kann zur Not also ohne Bill auskommen, aber nicht ohne dich. Ich kann nicht zulassen, dass du Hals über Kopf deinem Mann in die Staaten folgst, und ich muss mich darauf verlassen können, dass du hier dein Bestes gibst. Kannst du das?«
»Ich weiß es nicht.«
»Ich auch nicht«, sagte er. »Aber du darfst eines nicht vergessen, Audra: Wir können eine Zeit lang jedes Aufsehen vermeiden, vielleicht sogar während der ganzen restlichen Dreharbeiten, wenn du wirklich deinen Mann stehst und dein Bestes gibst. Aber wenn auch du abhaust, gibt’s einen Skandal. Ich bin kein rachsüchtiger Mensch; ich drohe dir nicht damit, dass ich dafür sorgen werde, dass du nie wieder in dieser Branche arbeitest, wenn du mich jetzt einfach im Stich lässt und abhaust. Aber du solltest wissen, dass dir das Etikett der Launenhaftigkeit und Unzuverlässigkeit für immer anhaften wird, wenn du’s erst einmal hast. Ich rede mit dir wie ein väterlicher Freund, ich weiß. Nimmst du’s mir übel?«
»Nein«, sagte sie apathisch. Es war ihr, offen gesagt, ziemlich egal, was und wie er es vorbrachte. Sie konnte nur an eines denken – an Bill. Freddie war ein sehr netter Mensch, aber er verstand sie nicht. Netter Mensch hin, netter Mensch her, alles woran er letztlich dachte, waren die Auswirkungen für seinen Film. Er hatte den Ausdruck in Bills Augen nicht gesehen … er hatte ihn nicht stottern gehört.
»Also gut.« Er stand auf. »Komm doch mit ins Hare and Hounds. Wir können beide einen Drink gebrauchen.«
Aber sie schüttelte den Kopf. »Ein Drink ist das Letzte, was ich jetzt brauche. Ich fahre nach Hause. Ich muss über all das nachdenken.«
»Ich lass das Auto kommen«, sagte er.
»Nein. Ich nehme den Zug.«
Er schaute sie aufmerksam an, eine Hand auf dem Telefonhörer. »Ich glaube, du beabsichtigst, ihm nachzureisen. Und ich sage dir, das wäre ein schlimmer Fehler, Audra. Er hat sich da irgendeinen Floh ins Ohr setzen lassen, aber er ist ein zäher Kerl, und sobald er ihn abgeschüttelt hat, kommt er zurück. Wenn er gewollt hätte, dass du ihn begleitest, hätte er es gesagt.«
»Ich habe noch nichts entschieden«, sagte sie, aber sie wusste, dass das nicht stimmte; in Wirklichkeit hatte sie ihren Entschluss schon gefasst, bevor sie morgens mit dem Auto abgeholt worden war.
»Pass auf dich auf. Tu nichts, was du später bereuen würdest«, sagte Freddie.
Sie spürte die Kraft seiner Persönlichkeit, die er in die Waagschale warf, um sie zum Nachgeben zu bewegen, um ihr das Versprechen abzuringen hierzubleiben, ihre Rolle zu spielen und einfach darauf zu warten, dass Bill zurückkam... oder wieder in jenem Loch der Vergangenheit verschwand, aus dem er herausgekrochen war.
Sie ging zu Freddie und küsste ihn auf die Wange. »Ich ruf dich an, Freddie«, sagte sie.
Sie fuhr heim und rief bei British Airways an. Sie erklärte, sie wolle möglichst schnell eine Stadt in Maine namens Derry erreichen. Die Angestellte zog ihren Computer zu Rate … und teilte Audra dann mit, dass Flug 23 eine Zwischenlandung in Bangor mache, was nur knapp achtzig Kilometer von Derry entfernt war. Für Audra war das wie ein Zeichen des Himmels.
»Soll ich den Flug für Sie buchen, Ma’am?«, fragte die Angestellte höflich.
Audra schloss die Augen und sah Freddies schroffes und doch freundliches, ehrliches Gesicht vor sich, hörte ihn sagen: Pass auf dich auf! Tu nichts, was du später bereuen würdest.
Freddie wollte nicht, dass sie Bill folgte, Bill wollte nicht, dass sie ihm folgte, warum also schrie ihr Herz ihr zu, dass sie ihm folgen müsse? Sie schloss die Augen. Verdammt, was für eine beschissene Situation …
»Madam? Sind Sie noch am Apparat?«
»Buchen Sie bitte«, sagte Audra abrupt und zögerte dann. Pass auf dich auf... Vielleicht sollte sie tatsächlich noch einmal darüber schlafen, etwas Abstand zu diesem Irrsinn gewinnen. Sie wühlte in ihrer Handtasche nach ihrer American-Express-Karte. »Für morgen. Erster Klasse, wenn es möglich ist, aber ich nehme auch zweite Klasse.« Und wenn ich meine Meinung ändere, kann ich immer noch stornieren. Was ich sicher auch machen werde. Wenn ich morgen aufwache, werde ich alles klarer sehen und Vernunft annehmen.
Aber nichts war klarer am nächsten Morgen, und ihr
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