Es: Roman
Dollar extra für den Schraubenzieher«, sagte Tom, als der Junge fertig war.
Dieser sah ihn nachdenklich an, zuckte die Achseln, gab Tom den Schraubenzieher und nahm die drei Dollar, die Tom ihm entgegenhielt. Geht mich nichts an, besagte das Achselzucken, und Tom dachte: Wie recht du hast, mein junger Freund. Tom sah ihn in ein Taxi steigen, dann setzte er sich ans Steuer des Ford.
Es war eine Scheißkarre; das Getriebe ächzte, die Bremsen funktionierten nicht richtig, die Karosserie klapperte. Aber das störte Tom nicht. Er fuhr auf den Langzeit-Parkplatz, zog ein Parkticket, stellte seinen Wagen neben einem Subaru ab, der so aussah, als stünde er schon ziemlich lange da, schraubte die Nummernschilder des Subaru mit dem Schraubenzieher des jungen Mannes ab und montierte sie an seinem Ford. Er summte vergnügt bei der Arbeit.
Gegen zehn fuhr er auf der Route 2 ostwärts; auf dem Nebensitz lag eine Straßenkarte von Maine. Er hatte festgestellt, dass das Autoradio nicht funktionierte, aber das machte ihm nichts aus. Er hatte über vieles nachzudenken. Über all die wundervollen Dinge, die er mit Beverly anstellen würde, sobald er sie gefunden hatte.
Er war sich ganz sicher, dass Beverly irgendwo in der Nähe war.
Und dass sie rauchte.
O mein liebes Mädchen, du hast dich mit dem falschen Mann eingelassen, als du dich mit Tom Rogan angelegt hast. O ja, das kann man wohl sagen. Die Frage ist jetzt nur: Was sollen wir mit dir machen?
Der Ford fuhr durch die Nacht, und als Tom Newport erreichte, wusste er, was er mit Beverly machen würde. Er entdeckte auf der Hauptstraße einen Laden, der gerade schließen wollte. Er ging hinein und kaufte eine Stange Camel-Zigaretten. Der Besitzer wünschte ihm einen guten Abend. Tom wünschte ihm das Gleiche.
Er legte die Zigarettenstange auf den Nebensitz, fuhr irgendwann auf die Route 7 und hielt Ausschau nach der richtigen Abfahrt. Da war sie, Route 3, mit einem Wegweiser, auf dem HAVEN 34 DERRY 24 stand.
Er bog ab und fuhr dann wieder schneller. Er warf einen Blick auf die Zigaretten und lächelte ein wenig. Im grünen Schein des Armaturenbretts sah sein Gesicht eigenartig dämonisch aus.
Ich hab Zigaretten für dich, Bevvie, dachte Tom, während der Wagen mit fast hundert Kilometern pro Stunde zwischen Tannenwäldern auf Derry zufuhr. O ja, meine Liebe. Eine ganze Stange. Nur für dich. Und wenn ich dich sehe, mein Schatz, werde ich dich zwingen, sie alle aufzufressen, mit Filter und allem. Und falls dieser Kerl, dieser Denbrough, ebenfalls ein bisschen Erziehung nötig hat, so lässt sich das leicht arrangieren. Kein Problem, Bevvie. Überhaupt kein Problem.
Zum ersten Mal, seit das verdammte Drecksluder ihn angegriffen hatte und weggelaufen war, fühlte Tom sich wieder hundertprozentig wohl.
6
Audra Denbrough saß in der ersten Klasse einer DC-10 der British Airways nach Maine. Sie hatte Heathrow um zehn vor sechs nachmittags verlassen und jagte seitdem der Sonne hinterher. Die Sonne gewann das Rennen – tatsächlich hatte sie schon gewonnen -, aber das spielte keine Rolle. Ein glücklicher Zufall wollte es, dass Flug 23 von London nach Los Angeles eine Zwischenlandung zum Auftanken machte … in Bangor.
Der Tag hatte etwas von einem verrückten Albtraum an sich gehabt. Freddie Firestone, der Produzent von Das Dachzimmer, hatte natürlich Bill gebraucht. Es hatte Ärger mit der Stuntfrau gegeben, die anstelle von Audra die Dachbodentreppe hinunterstürzen sollte. Auch diese Stuntleute hatten eine Gewerkschaft, und die Frau hatte anscheinend ihr Soll für diese Woche erfüllt oder irgend so was Ähnliches. Die Gewerkschaft forderte, dass Freddie entweder einen Wisch für höhere Bezahlung unterschreiben oder eine weitere Frau engagieren sollte – nur war gar keine andere verfügbar, die auch nur annähernd Audras Statur hatte. Freddie erklärte dem Gewerkschaftsboss, dass dann eben ein Mann die Szene spielen sollte. Eine kastanienbraune Perücke war ohnehin vorhanden, weil die Stuntfrau kurzes, blondes Haar hatte, und der Stuntman könnte ja an den richtigen Stellen ein bisschen ausgepolstert werden – der Sturz sollte sowieso in voller Bekleidung und nicht etwa in Unterwäsche gefilmt werden.
Aber der Gewerkschaftsboss erklärte, das ginge nicht. Es verstieße gegen die Gewerkschaftsvorschriften. Ein Mann dürfe keine Frauenrolle übernehmen. Das wäre sexuelle Diskriminierung.
Im Filmgeschäft war Freddies Temperament schon fast legendär, und an
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