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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ihm sehr wichtig zu sein, sich auch an die geringste Kleinigkeit und an jeden seiner Gedanken zu erinnern.
    Denn damals hatte eigentlich alles erst richtig begonnen . Zwar hatten die anderen schon vorher davon gesprochen, Es zu töten, doch sie hatten keinen festen Plan gehabt. Aber mit Mikes Ankunft hatte sich der Kreis geschlossen, das Rad war ins Rollen gekommen. Noch am selben Tag waren Bill, Richie und Ben in die Bücherei gegangen und hatten mit gründlichen Nachforschungen über die Idee begonnen, die Bill einen Tag, eine Woche oder einen Monat zuvor gekommen war. Alles war damals ins …
    »Mike!«, ruft Richie aus dem Konferenzraum, in dem alle sitzen. »Bist du da drin gestorben?«
    Fast, denkt Mike, während er die Ballons, das Blut und die Federn im Kühlschrank betrachtet.
    Er ruft zurück: »Ich glaube, ihr solltet lieber alle mal herkommen.«
    Er hört, wie Stühle zurückgeschoben werden, vernimmt Stimmengemurmel, er hört Richie sagen: »O Gott, was ist denn nun schon wieder los?«; und mit dem Ohr der Erinnerung hört er Richie etwas anderes sagen, und plötzlich fällt ihm ein, wonach er die ganze Zeit in seinem Gedächtnis gekramt hat, und er begreift auch, warum es so schwer fassbar gewesen ist. Die Reaktion, als er an jenem Tag auf die Lichtung im dunkelsten, entlegensten und wildnisartigsten Teil der Barrens getreten war … sie war gleich null gewesen. Keinerlei Überraschung, keine Fragen, wie er hergefunden hatte, keine Aufregung. Ben hatte ein Twinkie gegessen, erinnert er sich, Beverly und Richie hatten Zigaretten geraucht, Bill hatte auf dem Rücken gelegen, die Hände hinter dem Kopf gefaltet und in den Himmel hinaufgeblickt, und Eddie und Stan hatten skeptisch die in den Boden gerammten Stöcke betrachtet, die mit Schnüren verbunden waren und ein Quadrat von etwa eineinhalb Metern Seitenlänge ergaben.
    Keine Überraschung, keine Fragen, keine Aufregung. Er war aufgetaucht und sofort einfach akzeptiert worden. Es war so, als hätten sie, ohne sich dessen bewusst zu sein, auf ihn gewartet. Und mit dem Ohr der Erinnerung hört er Richies schrille Negerkind-Stimme kreischen: »Herrin, Miss Scarlett! Herrin, Miss Scarlett! Da kommt

2
     
    der schwarze Junge wieder! Himmelherrjemine, was is denn nur aus’n Barrens geworden! Schau sich einer den Krauskopf an, Big Bill!«
    Bill drehte sich nicht einmal um; er blickte weiter verträumt zu den dicken Sommerwolken empor, die über den blauen Himmel zogen, und dachte dabei intensiv über eine äußerst wichtige Frage nach. Richie ließ sich von diesem Mangel an Aufmerksamkeit jedoch nicht stören und plärrte weiter. »Wenn ich diesen Krauskopf nur sehe hab ich schon Drust auf noch’nen Mint Julep! Am besten aufer Veranda, wo’s ein bisschen kühler is …«
    »Piep-piep, Richie«, sagte Ben mit vollem Mund, und Bev lachte.
    »Hallo«, sagte Mike unsicher. Er hatte heftiges Herzklopfen, aber er war fest entschlossen, die Sache durchzustehen. Er war ihnen sehr zu Dank verpflichtet, und sein Vater hatte ihm beigebracht, dass man sich in solchen Fällen umgehend höflich zu bedanken hatte.
    Stan drehte sich kurz um, rief »Hallo, Mike« und wandte seine Aufmerksamkeit dann wieder dem Quadrat in der Mitte der Lichtung zu. »Ben, bist du dir sicher, dass das funktionieren wird?«
    »Es wird«, sagte Ben. »Hallo, Mike.«
    »Willst du eine Zigarette?«, fragte Beverly. »Ich hab noch zwei.«
    »Nein, danke.« Mike holte tief Luft und erklärte: »Ich wollte mich bei euch allen noch einmal für eure Hilfe bedanken. Diese Kerle wollten Kleinholz aus mir machen. Ein paar von euch haben, glaube ich, bei dem Kampf ganz schön was abbekommen. Das tut mir sehr leid.«
    Bill winkte ab. »M-M-Mach dir darüber k-keine G-G-Gedanken. Sie h-hatten es schon das g-g-ganze Jahr über auf uns abgesehen.« Er setzte sich auf und betrachtete Mike mit plötzlichem Interesse. »D-D-Darf ich dich etwas f-f-f-fragen?«
    »Na klar«, sagte Mike und setzte sich behutsam hin. Er hatte solche einleitenden Fragen schon häufiger gehört; gleich würde der Denbrough-Junge ihn fragen, wie es ist, schwarz zu sein.
    Aber stattdessen sagte Bill: »G-Glaubst du, dass L-Larsen, als ihm vor zwei Jahren bei der B-Baseball-Weltmeisterschaft dieser S-S-Superwurf gelang, ganz einfach nur G-G-Glück hatte?«
    Richie zog tief an seiner Zigarette und fing sofort an zu husten.
    Beverly klopfte ihm freundlich auf den Rücken. »Das passiert allen Anfängern, Richie, das lernst du schon

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