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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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einem, dass man nicht von seinem eigenen Gewissen zu Kleinholz gemacht wurde.
    Hanscom sah den Monsterdrink einen Moment lang gedankenverloren an und fragte dann: »Was schulde ich Ihnen dafür, Ricky Lee?«
    Ricky Lee schüttelte langsam den Kopf und starrte seinerseits auf den Bierkrug, um nicht dem sonderbar leeren Blick jener von dunklen Ringen umgebenen Augen begegnen zu müssen. »Keinen Cent«, sagte er. »Das geht auf Kosten des Hauses.«
    Hanscom lächelte wieder. »Nun, in diesem Fall – herzlichen Dank, Ricky Lee. Jetzt werde ich Ihnen etwas zeigen, was ich 1978 in Peru gelernt habe. Ich habe dort mit einem Burschen namens Frank Billings zusammengearbeitet – habe allerhand von ihm gelernt. Billings dürfte der beste Architekt der ganzen Welt gewesen sein. Holte sich irgendein Fieber, gegen das keins der zahlreichen Antibiotika half, die die Ärzte ihm injizierten. Zwei Wochen lang wurde er von Fieberkrämpfen geschüttelt, dann starb er. Ich habe diesen Trick von den Indianern gelernt, die an jenem Projekt mitarbeiteten. Der Fusel dort ist ziemlich stark. Man trinkt einen Schluck und denkt, läuft ziemlich weich rein, kein Problem, und mit einem Mal ist einem dann, als hätte einem jemand einen Flammenwerfer im Mund angezündet und ihn den Hals hinabgeführt. Aber die Indianer trinken ihn wie Cola, und ich habe nur ganz selten erlebt, dass einer stockbesoffen war, und nie hatte jemand einen Kater. Ich hatte bisher nie den Mut, diese Methode selbst auszuprobieren. Aber heute Abend tu ich’s. Bringen Sie mir bitte einige von den Zitronenscheiben dort drüben.«
    Ricky Lee brachte ihm vier Zitronenscheiben und legte sie auf einer frischen Serviette neben den Bierkrug.
    Hanscom nahm eine davon in die Hand, lehnte den Kopf zurück und begann, Zitronensaft ins rechte Nasenloch zu tropfen.
    »Du lieber Himmel!«, rief Ricky Lee entsetzt.
    In Hanscoms Kehle arbeitete es. Sein Gesicht lief rot an … und dann sah Ricky Lee, dass ihm Tränen aus den Augenwinkeln zu den Ohren rollten. Aus der Jukebox erklangen jetzt die Spinners. »Oh Lord, I just don’t know how much of this I can stand«, sangen sie. O Herr, ich weiß nicht, wie viel mehr ich noch ertragen kann.
    Hanscom tastete auf der Theke herum, fand eine zweite Zitronenscheibe und presste den Saft ins linke Nasenloch aus.
    »Verdammt, Sie werden sich umbringen«, flüsterte Ricky Lee.
    Hanscom warf die ausgepressten Zitronenscheiben auf die Theke. Seine Augen waren feuerrot, und er atmete nur mühsam. Zitronensaft floss ihm aus der Nase und rann zu den Mundwinkeln hinab. Er griff nach dem Bierkrug, hob ihn und trank ein Drittel des Whiskys. Wie gelähmt beobachtete Ricky Lee, wie sein Adamsapfel auf und ab hüpfte.
    Er setzte den Krug ab, schüttelte sich kurz und nickte dann. Er blickte zu Ricky Lee hoch und lächelte ein wenig. Hanscoms Augen waren nicht mehr rot.
    »Funktioniert tatsächlich genauso, wie sie gesagt haben«, erklärte er. »Man ist so total mit seiner Nase beschäftigt, dass man das Brennen in der Kehle überhaupt nicht spürt.«
    »Mann, Sie sind verrückt«, sagte Ricky Lee.
    »Da können Sie Ihren PeoPeo drauf wetten. Erinnern Sie sich daran, Ricky Lee? Wir sagten es, als wir Kinder waren: Da kannst du deinen PeoPeo drauf wetten«, erwiderte Hanscom. »Habe ich Ihnen jemals erzählt, dass ich früher fett war, Ricky Lee?«
    »Nein, Sir«, flüsterte Ricky Lee. Er war jetzt überzeugt davon, dass Mr. Hanscom eine so furchtbare Nachricht erhalten hatte, dass sein Verstand zumindest vorübergehend getrübt war.
    »O ja, ich war fett«, berichtete Hanscom. »Ein richtiger Fettkloß. Ich konnte nicht schnell rennen, habe nie Baseball oder Basketball gespielt, wurde beim Fangen spielen immer zuerst erwischt und stand mir selbst im Weg, wenn Sie die Wahrheit wissen wollen. Na ja, ich war also fett. Und da waren diese Kerle in meiner Heimatstadt, die es regelmäßig auf mich abgesehen hatten. Einer von ihnen hieß Reginald Huggins, aber alle nannten ihn nur Belch. Dann waren da noch ein paar andere, aber der eigentliche Kopf der Bande war ein Bursche namens Henry Bowers. Wenn es jemals ein wirklich böses Kind gab, so war es dieser Henry Bowers. Er jagte auch einige der anderen Kinder, mit denen ich oft zusammen war, nur hatte ich das Problem, dass ich nicht so schnell wie die meisten anderen rennen konnte.«
    Hanscom knöpfte das Hemd auf und zog es auseinander. Als sich Ricky Lee nach vorn beugte, sah er eine komische gewundene Narbe auf

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