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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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wir wollen sagen, wir haben
    (die Welt)
    das Wort.«
    Das Klubhaus war größer denn je, und der Boden schien aus poliertem Holz zu bestehen. Der Rauch glich dichtem Nebel, und Richie konnte das Feuer kaum noch sehen. Der Boden! Heiliger Bimbam! Der Boden war jetzt so großflächig wie der eines Ballsaals in einem MGM-Musical. Mike sah ihn von der anderen Seite an, ein im Nebel verschwommener Schatten.
    Kommst du, Mikey?
    Ich bin hier bei dir, Richie.
    Willst du immer noch alles in Ordnung sagen?
    Ja … aber halt meine Hand fest … kannst du sie erreichen?
    Ich glaube schon.
    Richie streckte die Hand aus, und obwohl Mike ganz am anderen Ende des riesigen Raumes saß, spürte Richie, wie seine kräftigen braunen Finger sich um sein Handgelenk schlossen. Oh, und das war gut, das war eine gute Berührung, es tat gut, Verlangen im Trost zu finden, Trost im Verlangen, Substanz im Rauch und Rauch in Substanz …
    Er legte den Kopf in den Nacken und betrachtete das leuchtend weiße Rauchloch. Es war jetzt weiter entfernt. Kilometerweit. Venusisches Himmelslicht.
    Es passierte. Er flog. Dann komm, dachte er und stieg schneller durch den Rauch, den Nebel, den Dunst, was immer es war.

5
     
    Sie waren nicht mehr in ihrem Klubhaus.
    Sie standen nebeneinander mitten in den Barrens, in einem eigenartigen Zwielicht.
    Es waren die Barrens, das wusste er, aber alles sah ganz anders aus. Das Laubwerk war saftiger, üppiger; es verströmte einen wilden Duft. Es gab Pflanzen, die Richie noch nie gesehen hatte, und er entdeckte, dass einige der Bäume in Wirklichkeit gigantische Farne waren. Er hörte das Rauschen von Wasser, aber es war viel lauter, als es eigentlich hätte sein dürfen – dieses Wasser klang nicht wie die gemächliche Strömung des Kenduskeag, sondern eher so, wie er sich den Colorado vorstellte, wenn dieser sich einen Weg durch den Grand Canyon bahnte.
    Es war sehr heiß. Nicht dass es in Maine im Sommer nicht heiß und schwül gewesen wäre, dass man manchmal nachts total verschwitzt im Bett lag; aber hier war es heißer und feuchter, als er es je zuvor erlebt hatte. Ein dichter, rauchiger Bodennebel lag in den Tälern dieser Landschaft und strich um die Beine der Jungen. Er hatte den schwach ätzenden Geruch von brennendem frischem Holz.
    Wortlos bewegten sich Mike und Richie auf das Rauschen des Wassers zu, bahnten sich ihren Weg durch die seltsam wilde Vegetation. Dicke Lianen hingen wie Hängematten aus Spinnweben zwischen manchen Bäumen, und einmal hörte Richie, wie etwas durchs Dickicht brach. Es klang größer als ein Hirsch.
    Er blieb stehen, drehte sich einmal im Kreis und suchte den Horizont ab. Er wusste, wo der dicke weiße Zylinder des Wasserturms hätte emporragen müssen, aber der Wasserturm war nicht da. Ebenso wenig die Eisenbahnbrücke, die zum Güterbahnhof an der Neibolt Street führte, und auch nicht die Siedlung Old Cape – wo sie eigentlich hätte sein müssen, sah er niedrige Klippen, rote Sandsteinfelsen, die zwischen riesigen Farnen und Kiefern emporragten.
    Ein Sausen erfüllte die Luft, und die Jungen duckten sich, als eine Schar Fledermäuse vorbeiflog. Es waren die größten Fledermäuse, die Richie jemals gesehen hatte, und ihr Anblick ängstigte ihn im ersten Moment sogar noch mehr als der Werwolf, der Bill und ihn verfolgt hatte. Die Stille und Fremdartigkeit dieser Landschaft waren schrecklich, aber noch viel schlimmer war ihre furchtbare Vertrautheit.
    Du brauchst keine Angst zu haben, sagte er sich. Denk daran, dies ist nur ein Traum oder eine Vision oder wie man es auch immer nennen mag. In Wirklichkeit sind Mike und ich im Klubhaus, vom Rauch benebelt. Bald wird Bill nervös werden, weil wir nicht mehr antworten, und er und Ben werden kommen und uns herausholen. Wie Conway Twitty sagt – alles nur erfunden.
    Aber er konnte sehen, dass der Flügel einer Fledermaus so zerfetzt war, dass die diesige Sonne hindurchschien, und gleich darauf sah er im Vorbeigehen eine fette gelbe Raupe, die über einen großen grünen Farnwedel kroch und hinter sich einen Schatten warf. Wenn dies ein Traum war, so enthielt er viel mehr Einzelheiten als jeder andere Traum, den er bisher gehabt hatte.
    Sie gingen weiter auf das Wasser zu, und Richie konnte aufgrund des kniehohen Bodennebels nicht sagen, ob seine Füße den Boden berührten oder nicht. Dann kamen sie an eine Stelle, an der sowohl der Nebel als auch der Boden aufhörte. Richie sah ungläubig in die Tiefe. Das war nicht der

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