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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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war.
    Er hatte aber noch genügend gesunden Menschenverstand und Humor, um sich zu sagen, dass diese ganze Idee von Visionen stark überbewertet wurde, wenn nichts anderes dabei herauskam als Richie Toziers Vision von sich selbst als Sherlock Holmes.
    Und natürlich lauert da draußen auch nicht Moriarty. Da draußen lauert Es … irgendein Es … und Es ist real. Es …
    Dann wurde die Falltür wieder geöffnet, und Beverly versuchte hustend, eine Hand vor den Mund haltend, nach oben zu gelangen. Ben griff nach ihrer freien Hand, Stan packte sie unter dem Arm; halb aus eigener Kraft, halb von den beiden Jungen gezogen, kam sie heraus.
    »Der R-R-Raum wird w-w-w-wirklich g-größer«, stellte Bill fest.
    Richie schaute sich um. Er sah den Steinkreis, in dem das Feuer schwelte und Rauchwolken verbreitete. Jenseits des Feuers saß Mike ihm gegenüber, mit gekreuzten Beinen wie ein aus Mahagoni geschnitztes Totem, und starrte ihn mit roten Augen an. Nur war Mike nun mehr als zwanzig Meter entfernt, und Bill, rechts von Richie, sogar noch weiter. Das unterirdische Klubhaus hatte mittlerweile die Größe eines Ballsaals.
    »Das macht nichts«, sagte Mike. »Ich glaube, es wird jetzt sehr schnell gehen, was immer auch geschehen mag.«
    »J-Ja«, stammelte Bill. »A-A-A-Aber i-ich …«
    Er begann zu husten. Er versuchte, den Husten unter Kontrolle zu bringen; stattdessen wurde er immer schlimmer, ein trockener, rasselnder Husten. Richie sah verschwommen, wie Bill taumelnd auf die Beine kam, nach der Falltür tastete und sie aufstieß.
    »V-V-V-Viel G-G-G-Gl…«
    Dann wurde er von den anderen hochgezogen.
    »Sieht so aus, als wären nur noch wir beide übrig, Mikey«, sagte Richie und begann selbst zu husten. »Ich war überzeugt, dass es Bill wäre …«
    Der Husten wurde schlimmer. Er beugte sich weit vor und schnappte nach Luft. Sein Kopf schmerzte, dröhnte. Seine Augen tränten hinter der Brille.
    Von ferne hörte er Mikes Stimme: »Geh rauf, wenn’s nicht anders geht, Richie. Quäl dich nicht so rum.«
    Richie wedelte mit der Hand, um Mike zu zeigen, dass er
    (keine dreckigen Abzeichen)
    noch nicht abbrechen wollte. Allmählich ließ der Husten wieder nach. Mike hatte recht; etwas würde geschehen, und zwar schon sehr bald. Er wollte dabei sein, wenn es geschah.
    Er legte den Kopf in den Nacken und betrachtete wieder das Rauchloch. Nach dem Hustenanfall war sein Kopf merkwürdig leicht geworden, und er hatte das Gefühl, auf einem Luftpolster zu schweben. Es war ein angenehmes Gefühl. Er atmete flach und dachte: Eines Tages werde ich ein Rock-and-Roll-Star sein. Ja, das ist es. Ich werde berühmt. Ich mache Singles und LPs und Filme. Ich habe einen schwarzen Mantel und weiße Schuhe und einen gelben Cadillac. Und wenn ich nach Derry zurückkomme, werden alle grün vor Neid, sogar Bowers. Ich trage eine Brille, na und? Drauf geschissen! Buddy Holly trägt auch eine Brille. Ich hüpfe, bis ich blau, und tanze, bis ich schwarz werde. Ich werde der erste Rock-Star aus Maine. Ich …
    Der Gedanke verflog. Aber das machte ihm nichts aus. Er stellte fest, dass er jetzt nicht mehr flach zu atmen brauchte. Seine Lunge hatte sich an den Rauch gewöhnt. Er konnte so tief und so viel atmen, wie er nur wollte. Vielleicht war er ja von der Venus.
    Mike warf neue Zweige aufs Feuer, und Richie tat es ihm gleich.
    »Wie fühlst du dich, Rich?«, fragte Mike.
    Richie lächelte. »Besser. Ganz gut. Und du?«
    Mike nickte und lächelte ebenfalls. »Mir geht’s gut. Hast du auch so komische Gedanken gehabt?«
    »Ja. Vorhin hab ich mich einen Moment lang für Sherlock Holmes gehalten. Und dann dachte ich, ich könne wie die Dovells tanzen. Deine Augen sind wahnsinnig rot.«
    »Deine auch. Wir sind zwei Wiesel im Gehege.«
    »Ja?«
    »Ja.«
    »Willst du sagen, alles in Ordnung?«
    »Alles in Ordnung. Hast du das Wort?«
    »Ich hab es, Mikey.«
    »Ja, okay.«
    Sie grinsten einander zu, und dann lehnte Richie seinen Kopf wieder an die Wand und blickte zum Rauchloch empor. Kurz darauf glaubte er erneut zu schweben. Nach oben zu schweben wie ein
    (fliegen wir hier herunter wir alle)
    Ballon.
    »Ist b-b-bei euch alles in O-O-Ordnung?«
    Bills Stimme durch das Rauchloch. Oder von der Venus. Besorgt. Richie fühlte sich unsanft in sich selbst zurückgeworfen.
    »Alles in Ordnung«, hörte er seine eigene verärgerte Stimme wie aus weiter Ferne. »Alles in Ordnung, wir haben alles in Ordnung gesagt, sei still, Bill, lass uns das Wort hören,

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