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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Affe!«, sagte er. »Einer von den Steinwerfern. Wo sind denn deine Freunde, Arschloch? Im Laden?«
    Eddie schüttelte leicht den Kopf; im selben Moment wurde ihm klar, dass das ein verhängnisvoller Fehler gewesen war.
    Henry grinste jetzt über das ganze Gesicht. »Große Klasse«, rief er. »Ich nehm euch auch gern nacheinander in die Mangel. Komm runter, Arschloch.«
    Victor trat neben Henry, und Patrick Hockstetter stellte sich hinter sie; er grinste auf die geistlose, schweinische Art, die Eddie von der Schule her kannte. Moose erhob sich gerade erst.
    »Nun komm schon, Arschloch!«, sagte Henry. »Und dann wollen wir uns mal ein bisschen übers Steinewerfen unterhalten.«
    Viel zu spät fiel Eddie ein, dass es klüger wäre, sich in den Laden zurückzuziehen. Aber bei der ersten Bewegung schoss Henry vor und packte ihn. Er zog mit aller Kraft an Eddies Arm, während sich sein Lächeln in ein Zähnefletschen verwandelte. Die Türklinke entglitt Eddies Hand, und er wurde die Stufen heruntergezogen. Er wäre der Länge nach auf dem Kies gelandet, wenn Victor ihn nicht grob unter den Armen gepackt und dann von sich geschleudert hätte. Eddie drehte sich zweimal um sich selbst, aber irgendwie gelang es ihm, auf den Beinen zu bleiben. Die vier Jungen waren höchstens drei Meter von ihm entfernt, Henry sogar noch etwas weniger. Er lächelte bösartig, und seine Haare standen am Hinterkopf hoch.
    Links hinter Henry stand Patrick Hockstetter, der ein besonders widerlicher und etwas unheimlicher Junge war. Bis zu diesem Tag hatte Eddie ihn nie mit irgendwelchen anderen Kindern gesehen. Er war ziemlich dick, und sein Bauch hing etwas über seinen Hosengürtel mit Red-Ryder-Schnalle. Er hatte ein richtiges Vollmondgesicht, das normalerweise käseweiß war. Jetzt hatte er aber einen Sonnenbrand; seine Nase schälte sich, und auch die Wangen waren rot. In der Schule liebte Patrick es besonders, mit seinem grünen Plastiklineal Fliegen zu töten und sie in seinem Stiftkasten aufzubewahren. Manchmal zeigte er seine Fliegensammlung während der Pause auf dem Schulhof irgendeinem neuen Mitschüler; dabei gab er nie ein Wort von sich, lächelte nur mit seinen dicken Lippen und starrte den anderen mit seinen graugrünen Augen unheimlich an. Diesen Ausdruck hatte er auch jetzt.
    »Wie geht’s, Steinwerferlein?«, fragte Henry, während er auf Eddie zuging. »Hast du wieder Steine bei dir?«
    »Lass mich in Ruhe«, sagte Eddie mit bebender Stimme.
    »Lass mich in Ruhe«, äffte Henry ihn nach und warf die Hände in vorgespielter Angst in die Luft. Victor lachte. »Und was willst du tun, wenn ich dich nicht in Ruhe lasse, Steinwerferlein? Hä?« Er holte blitzschnell aus und verpasste Eddie eine schallende Ohrfeige. Eddies Kopf flog nach hinten, und Tränen traten ihm ins linke Auge.
    »Meine Freunde sind im Laden«, schrie er.
    »Meine Freunde sind im Laden«, quiekte Patrick Hockstetter. »Oooooh! Ooooh! Ooooh! « Er näherte sich Eddie jetzt von rechts.
    Eddie drehte sich ein wenig in diese Richtung; Henry holte wieder weit aus, und diesmal glühte Eddies andere Wange.
    Nicht weinen, dachte er, genau das wollen sie ja, aber tu’s nicht, Eddie, Bill würde es nicht tun, Bill würde nicht weinen, und auch du darfst nicht wei…
    Victor trat ein paar Schritte vor und versetzte Eddie mit der offenen Handfläche einen harten Stoß gegen die Brust. Eddie taumelte rückwärts und fiel dann über Patrick, der direkt hinter seinen Füßen in die Hocke gegangen war. Er stürzte auf den Kies und schürfte sich dabei die Arme auf.
    Einen Augenblick später saß Henry auf seinem Bauch und drückte mit den Knien seine Oberarme in den Kies.
    »Na, hast du Steine bei dir, Steinwerferlein?« brüllte Henry, und Eddie fürchtete sich noch mehr vor dem irren Glanz in Henrys Augen als vor dem Schmerz in seinen Armen oder der Tatsache, dass er nicht richtig atmen konnte. Henry war verrückt. Irgendwo in der Nähe kicherte Patrick.
    »Na, hast du Steine, Steinwerferlein? Hä? Hast du Lust zum Steinewerfen? Ich werd dir Steine geben! Hier! Hier hast du Steine!«
    Henry hob eine Handvoll Kiesel auf und rieb sie Eddie ins Gesicht. Sie zerkratzten ihm die Wangen, die Lider und Lippen. Er öffnete den Mund und schrie.
    »Willst du Steine? Ich geb dir welche! Hier hast du deine Steine! Willst du noch mehr? Okay! Okay! Okay!«
    Kiesel flogen in Eddies offenen Mund, zerschnitten sein Zahnfleisch, knirschten an seinen Zähnen. Er schrie wieder und spuckte

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