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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Zimmer um.
    »Du lieber Himmel, Eddie, was ist denn mit …«
    »Mein Gott!«, schrie Ben. Er hatte Henry auf dem Fußboden entdeckt.
    »Seid sch-sch-still!«, sagte Bill scharf. »Und macht d-die T-Tür zu!«
    Richie schloss sie, die Augen fest auf die Leiche geheftet. »Henry?«
    Ben ging drei Schritte auf den Leichnam zu und blieb dann stehen, so als hätte er Angst, dass er ihn beißen könnte. Er sah Bill fragend an.
    »Erz-z-z-zähl d-du«, sagte Bill zu Eddie. »Das v-v-verdammte Sch-Sch-Stottern wird immer sch-schlimmer.«
    Eddie berichtete kurz, was geschehen war, während Beverly die Nummer der Bücherei heraussuchte und wählte. Sie rechnete damit, dass Mike dort eingeschlafen war – vielleicht hatte er sogar eine Schlafcouch in seinem Büro. Womit sie überhaupt nicht gerechnet hatte, war, dass der Hörer am anderen Ende der Leitung nach dem zweiten Klingeln abgenommen wurde und eine ihr völlig unbekannte Stimme »Hallo« sagte.
    »Hallo«, antwortete sie und gab den anderen durch ein Zeichen zu verstehen, sie sollten still sein. »Ist Mr. Hanlon da?«
    »Wer spricht dort?«, fragte die Stimme.
    Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Bill sah sie forschend an, und auch Ben und Richie hatten sich umgedreht. Sie war jetzt zutiefst beunruhigt.
    »Wer sind Sie denn?«, konterte sie. »Sie sind nicht Mr. Hanlon.«
    »Ich bin Chief Andrew Rademacher«, erklärte die Stimme. »Mr. Hanlon befindet sich im Krankenhaus. Er ist vor Kurzem überfallen und schwer verletzt worden. Und jetzt sagen Sie mir bitte, wer Sie sind. Ich möchte Ihren Namen wissen.«
    Aber sie hörte ihn kaum noch. Riesige Wellen des Entsetzens brachen über ihr zusammen, hoben sie schwindelerregend hoch und höher, hinaus aus sich selbst. Die Muskeln in ihrem Bauch, ihren Beinen, ihrem Schritt erschlafften und wurden taub, und sie dachte geistesabwesend: Darum machen sich Leute also in die Hosen, wenn sie vor Angst außer sich sind. Klar. Man verliert einfach jede Kontrolle über seine Muskeln …
    »Wie schwer ist er verletzt?«, hörte sie sich mit brüchiger Stimme fragen, und dann war plötzlich Bill neben ihr und legte ihr seine Hand auf die Schulter, und Ben war da, und Richie, und sie war ihnen dafür unendlich dankbar. Sie streckte ihre freie Hand aus, und Bill ergriff sie. Richie legte seine Hand über Bills, Ben legte seine Hand auf Richies. Eddie trat zu ihnen und legte seine unverletzte Hand zuoberst.
    »Sagen Sie mir bitte, wer Sie sind«, sagte Rademacher barsch, und fast hätte der flatterige kleine Feigling in ihrem Inneren, derjenige, der von ihrem Vater aufgezogen und von ihrem Ehemann gepflegt worden war, ihm erklärt: Ich bin Beverly Marsh, und ich befinde mich im Derry Town House. Bitte schicken Sie Mr. Nell hierher. Hier liegt ein toter Mann, der zur Hälfte immer noch ein Junge ist, und wir fürchten uns alle sehr.
    Sie sagte: »Ich … ich befürchte, das kann ich nicht. Im Augenblick jedenfalls noch nicht.«
    »Was wissen Sie von dieser Sache?«
    »Nichts«, erwiderte sie erschrocken. »Wie kommen Sie darauf, dass ich etwas wüsste? Herr im Himmel!«
    »Sie haben also nur die Angewohnheit, jeden Morgen gegen halb vier in der Bücherei anzurufen«, sagte Rademacher. »Ist es so? Sparen Sie sich den Mist, junge Dame. Hier geht es um Körperverletzung und so, wie der Mann aussieht, könnte es bei Sonnenaufgang schon Mord sein. Ich frage Sie jetzt noch einmal: Wer sind Sie und was wissen Sie von dieser Sache?«
    Sie schloss die Augen, umklammerte Bills Hand mit aller Kraft und fragte wieder: »Er könnte sterben? Und das sagen Sie auch nicht nur, um mir Angst einzujagen? Könnte er wirklich sterben? Bitte sagen Sie es mir.«
    »Er ist sehr schwer verletzt. Und das sollte Ihnen Angst einjagen, Miss, wenn es das noch nicht tut. Und jetzt will ich endlich wissen, wer Sie sind und weshalb …«
    Wie im Traum beobachtete sie, wie ihre Hand sich langsam senkte und den Hörer auflegte. Sie blickte zu Henry hinüber und der Schock ergriff sie so heftig, als hätte eine kalte Hand ihr ins Gesicht geschlagen. Eines von Henrys Augen hatte sich geschlossen. Das andere, das kaputte, quoll noch immer glasig und triefend aus der Höhle heraus.
    Henry schien ihr zuzuzwinkern.

4
     
    Richie rief im Krankenhaus an. Bill führte Beverly zum Bett, wo sie neben Eddie saß und ins Leere starrte. Sie dachte, sie würde weinen, aber es kamen keine Tränen. Das einzige Gefühl, dessen sie sich stark und unmittelbar bewusst war, war der

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