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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Betonkanäle, in denen das Wasser toste. Eine Zeit lang schwamm es neben einem toten Küken dahin, dessen gelbliche, reptilienartige Krallen zur tropfenden Decke hin zeigten; dann, an einer Gabelung östlich der Stadt, wurde das Küken nach links geschwemmt, während Georges Boot weiter geradeaus trieb.
    Eine Stunde später, als Georges Mutter in der Notaufnahme des Derry Home Hospital eine Beruhigungsspritze bekam, als Stotter-Bill leichenblass und wie betäubt in seinem Bett saß und seinen Vater im Wohnzimmer heiser schluchzen hörte, wo seine Mutter Für Elise gespielt hatte, als George nach draußen gegangen war, schoss das Boot aus einem Betonrohr hervor und raste mit hoher Geschwindigkeit einen namenlosen Bach hinab. Als es zwanzig Minuten später in den tosenden, angeschwollenen Penobscot River überging, zeigten sich am Himmel die ersten blauen Streifen. Der Sturm war vorüber.
    Das Boot schwankte und neigte sich zur Seite, und ab und zu schwappte Wasser hinein, aber es sank nicht; die beiden Brüder hatten es wirklich ausgezeichnet abgedichtet. Ich weiß nicht, wo es schließlich strandete; vielleicht strandete es auch überhaupt nicht; vielleicht erreichte es das Meer wie ein Zauberboot im Märchen und segelt heute noch. Mit Sicherheit kann ich nur sagen, dass es noch auf den Wellen tanzte, als es die Stadtgrenze von Derry im Bundesstaat Maine passierte, und dort entschwindet es für immer aus dieser Geschichte.

Kapitel zwei
     
    Nach dem Festival (1984)
     

1
     
    Adrian hatte – so berichtete sein schluchzender Freund später der Polizei – den Hut aufgehabt, weil er ihn in der Wurfbude auf dem Jahrmarktsgelände im Bassey Park gewonnen hatte, genau sechs Tage vor seinem Tod, und weil er stolz darauf gewesen war.
    »Er trug ihn, weil er diese beschissene kleine Stadt liebte! «, schrie dieser Freund, Don Hagarty, die Polizeibeamten an.
    »Na, na – mäßigen Sie Ihre Ausdrucksweise«, sagte Officer Harold Gardener, einer der vier Söhne von Dave Gardener. Als sein Vater den leblosen einarmigen Körper von George Denbrough entdeckt hatte, war Harold fünf Jahre alt gewesen. An diesem Tag nun, knapp siebenundzwanzig Jahre später, war er zweiunddreißig, und seine Haare lichteten sich bereits. Harold Gardener hatte keinen Zweifel an der Echtheit von Don Hagartys Kummer und Schmerz, aber es war ihm dennoch unmöglich, sie ernst zu nehmen. Dieser Mann – wenn man ihn überhaupt einen Mann nennen konnte – trug Lippenstift und Satinhosen, die so eng waren, dass man praktisch sämtliche Runzeln seines Schwanzes sehen konnte. Kummer hin oder her, Schmerz hin oder her – er war schließlich doch nur eine Tunte. Ebenso wie sein Freund, der verstorbene Adrian Mellon.
    »Gehen wir alles noch einmal von vorn durch«, sagte Harolds Kollege Jeffrey Reeves. »Sie beide sind also aus dem Falcon gekommen und in Richtung Kanal gegangen. Und was dann?«
    »Wie oft soll ich es euch Idioten denn noch erzählen?«, schrie Hagarty. »Sie haben ihn umgebracht! Sie haben ihn in den Kanal geworfen! Ein ganz gewöhnlicher Tag in Macho City!« Don Hagarty begann wieder zu weinen.
    »Noch einmal von vorn«, wiederholte Reeves geduldig. »Sie sind aus dem Falcon gekommen. Und was dann?«

2
     
    In einem Zimmer etwas weiter den Korridor entlang verhörten zwei andere Polizeibeamte den siebzehnjährigen Steve Dubay; eine Etage höher im Büro des Gerichtsschreibers wurde John »Webby« Garton, achtzehn Jahre alt, von zwei weiteren Polizeibeamten vernommen; und im Büro des Polizeichefs im fünften Stock beschäftigten sich Chief Andrew Rademacher und Tom Boutillier, der Assistent des Staatsanwalts, mit dem fünfzehnjährigen Christopher Unwin. Unwin, der verblichene Jeans, ein schmutziges T-Shirt und klobige Schnürstiefel trug, weinte vor sich hin. Rademacher und Boutillier hatten sich ihn vorgenommen, weil er – wie sie sofort richtig erkannt hatten – das schwächste Glied in der Kette war.
    »Gehen wir alles noch einmal von vorn durch«, sagte Boutillier in diesem Büro genau zur selben Zeit wie Jeffrey Reeves zwei Stockwerke tiefer.
    »Wir hatten nicht vor, ihn umzubringen«, plärrte Unwin. »Es war der Hut … Wir konnten einfach nicht glauben, dass er diesen Hut immer noch aufhatte, wissen Sie, nach allem, was Webby ihm beim ersten Mal gesagt hatte. Und wir wollten ihm wohl Angst einjagen.«
    »Für das, was er gesagt hat«, unterbrach ihn Chief Rademacher.
    »Ja.«
    »Zu John Garton, am Nachmittag des

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