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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Cartoon war ein braves Kind abgebildet, das sich so intensiv die Zähne putzte, dass ihm der Schaum vor dem Mund stand wie einem tollwütigen Hund; auf einem anderen Cartoon war ein böses Kind dargestellt, das Zigaretten rauchte (WENN ICH GROSS BIN, WILL ICH SEHR KRANK WERDEN, GENAU WIE MEIN DADDY, stand darunter); da hing ein herrliches Foto, auf dem eine Milliarde winziger Lichter in der Dunkelheit flackerten, und darunter stand:
    EINE EINZIGE IDEE ENTZÜNDET TAUSENDE KERZEN.
Ralph Waldo Emerson
    Ein Poster lud dazu ein, sich den Pfadfindern anzuschließen; ein weiteres behauptete: DIE MÄDCHENKLUBS VON HEUTE FORMEN DIE FRAUEN VON MORGEN. Es gab Einladungen zum Baseballspielen und zum Kindertheater in der Stadthalle. Und dann natürlich das Poster: BETEILIGT EUCH AM SOMMER – LESEPROGRAMM. Ben kam dieser Aufforderung jedes Jahr begeistert nach. Wenn man sich einschrieb, erhielt man eine Karte der Vereinigten Staaten. Für jedes gelesene Buch, über das man einen kurzen Bericht schrieb, bekam man einen Aufkleber mit Informationen über einen Bundesstaat, sein Wappen und Ähnliches. Wenn man alle achtundvierzig Staaten auf der Karte aufgeklebt hatte, bekam man ein Buch geschenkt. Fantastische Sache. Ben beabsichtigte, die Anregung auf dem Poster zu befolgen: Verlier keine Zeit und schreib dich noch heute ein.
    Aus all diesen farbenfrohen Postern stach ein einfaches Plakat an der Ausleihtheke heraus. Schnörkellos, mit schwarzer Schrift auf weißem Hintergrund, stand dort:
    DENKT AN DIE SPERRSTUNDE!
19 UHR
POLIZEIREVIER DERRY
    Ein kleiner Schauder lief Ben über den Rücken. Über der ganzen Aufregung – dem Beginn der Sommerferien, dem Zeugnis, der Angst vor Henry Bowers und der Unterhaltung mit Beverly Marsh – hatte er die Sperrstunde ganz vergessen … und die Morde.
    Man war sich nicht ganz einig darüber, wie viele Morde es eigentlich gewesen waren, aber alle stimmten überein, dass sich seit dem letzten Winter mindestens vier ereignet hatten – fünf, wenn man George Denbrough mitzählte (viele waren der Meinung, dass der Tod des kleinen Denbrough ein schrecklicher, wenn auch bizarrer Unfall gewesen war). Das erste Mordopfer war Betty Ripsom, die man am Tag nach Weihnachten an der Outer Jackson Street in der Nähe der Baustelle für den neuen Autobahnabschnitt gefunden hatte. Der verstümmelte Körper des dreizehnjährigen Mädchens war teilweise in die schlammige Erde im Straßengraben eingefroren gewesen. Das hatte nicht in der Zeitung gestanden, und keiner der Erwachsenen hatte es Ben erzählt. Er hatte es einfach aus verschiedenen Unterhaltungen an Straßenecken aufgeschnappt.
    Etwa dreieinhalb Monate später, kurz nach Beginn der Forellenfangsaison, hatte ein Fischer, der etwa dreißig Kilometer östlich von Derry angelte, etwas an Land gezogen, das er zunächst für einen Stock gehalten hatte. Es hatte sich dabei aber um eine Hand mit einem Stück Unterarm eines Mädchens gehandelt. Der Angelhaken war ins Fleisch zwischen Daumen und Zeigefinger eingedrungen.
    Die Polizei hatte den Rest von Cheryl Lamonicas Körper etwa siebzig Meter weiter stromabwärts gefunden – er hatte sich in einem Baum verfangen, der im Winter umgestürzt und in den Fluss gefallen war. Zum Glück war der Leichnam während des Tauwetters im Frühling nicht in den Penobscot und weiter ins offene Meer gespült worden.
    Cheryl Lamonica war sechzehn Jahre alt gewesen. Sie hatte keine Schule mehr besucht; mit dreizehn hatte sie ihre Tochter Andrea zur Welt gebracht und mit ihr im Hause ihrer Eltern in Derry gelebt. »Cheryl war ein bisschen wild, aber im Grunde war sie ein gutes Mädchen«, hatte ihr schluchzender Vater der Polizei berichtet. »Andi fragt ständig nach ihrer Mutter und ich weiß nicht, was ich ihr sagen soll.«
    Das Mädchen war fünf Wochen vor dem Auffinden der Leiche als vermisst gemeldet worden und die vorherrschende Meinung war damals gewesen, dass einer von Cheryls Freunden sie umgebracht hatte. Sie hatte viele Freunde, die zum größten Teil am Luftwaffenstützpunkt am Bangor Way stationiert waren. »Sie waren nette Jungs, jedenfalls die meisten«, hatte Cheryls Mutter gesagt. Einer dieser »netten Jungs« war ein vierzigjähriger Colonel mit Frau und drei Kindern in Neu – Mexiko gewesen. Ein anderer saß derzeit wegen bewaffnetem Raubüberfalls im Shawshank-Gefängnis.
    Ein Freund, dachte die Polizei. Oder möglicherweise ein Fremder. Ein Triebtäter.
    Wenn es sich um einen Triebtäter handelte, hatte er

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