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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Erwachsener einmischen. Henry wünschte keine Einmischung. Vorhin hatte diese Hexe von Douglas ihm gesagt, dass er in Englisch und Mathematik durchgefallen war. Sie hatte ihm erklärt, dass er trotzdem versetzt würde, aber er müsse dazu vier Wochen lang die Sommer – Wiederholungskurse besuchen. Henry wäre lieber noch einmal sitzen geblieben, denn dann hätte ihn sein Vater nur einmal verprügelt. Da Henry nun während der Hauptsaison auf der Farm vier Wochen lang täglich vier Stunden in die Sommerschule musste, würde sein Vater ihn höchstwahrscheinlich ein halbes Dutzend Mal verprügeln, möglicherweise noch häufiger. Einzig der Gedanke versöhnte ihn mit dieser trostlosen Zukunftsaussicht, dass er die Absicht hatte, es diesem kleinen Babyschwulen heute Nachmittag heimzuzahlen.
    Mit Zinsen.
    »Ja, gehen wir«, meinte auch Belch.
    »Nein, warten wir lieber, bis er wieder rauskommt«, sagte Henry.
    Die drei standen im Schatten der Eiche und beobachteten, wie Ben einen Flügel der großen Tür öffnete und hineinging, dann setzten sie sich und rauchten Zigaretten und erzählten sich Vertreterwitze und warteten, bis er wieder herauskommen würde.
    Henry wusste, einmal musste er wieder herauskommen. Und wenn er kam, würde Henry dafür sorgen, dass es ihm leidtat, je geboren worden zu sein.

6
     
    Ben liebte die Bücherei.
    Er liebte die Tatsache, dass es dort selbst an den heißesten Sommertagen kühl war; er liebte die beruhigende Stille, die nur gelegentlich von einem Flüstern unterbrochen wurde, vom leisen Geräusch des Stempels auf Büchern und Leihkarten oder dem Rascheln von Seiten, die im Zeitschriftenlesesaal umgeblättert wurden, wo alte Männer saßen und in lange Stöcke eingeklemmte Zeitungen lasen. Er liebte das Licht, das nachmittags in staubigen Strahlen durch die hohen, schmalen Fenster fiel oder an Winterabenden warm von den großen, an Ketten von der Decke herabhängenden Kugellampen ausging. Er liebte den intensiven, leicht märchenhaften Geruch von Büchern, und manchmal schlenderte er an den Regalen für Erwachsene entlang, betrachtete Tausende von Büchern und malte sich aus, dass jedes eine Welt für sich war, von den verschiedensten Gestalten bevölkert. Genauso malte er sich manchmal – wenn er in der Oktoberdämmerung seine Straße entlangging und die Sonne nur eine scharfe orangegelbe Linie am Horizont war – aus, wie wohl das Leben hinter den Fenstern aussehen mochte – Menschen, die lachten oder sich stritten oder Karten spielten oder ihre Haustiere fütterten oder Fernsehen schauten. Er liebte es, dass es im Verbindungsgang zwischen der alten Bücherei und der Kinderbücherei abgesehen von bewölkten Tagen sogar im Winter immer heiß war; das sei der Treibhauseffekt, hatte Mrs. Starrett, die Leiterin der Kinderbücherei, ihm erklärt, und Ben war fasziniert von dieser Idee. Jahre später baute er in London ein heiß diskutiertes Gebäude für den BBC, und niemand (abgesehen von Ben selbst) wusste, dass das BBC- Kommunikationszentrum große Ähnlichkeit mit dem gläsernen Verbindungskorridor zwischen der alten Bücherei und der Kinderbücherei von Derry hatte. Zumindest wenn man sich diesen vertikal aufgerichtet vorstellte.
    Ben liebte auch die Kinderbücherei, obwohl sie nichts von dem geheimnisvollen Zauber der alten Bücherei mit ihren Kugellampen, den schmalen, eisernen Wendeltreppen und den hohen Gleitleitern besaß. Die Kinderbücherei war hell und sonnig, und trotz der Hinweistafeln BITTE RUHE war es hier immer etwas lauter, hauptsächlich wegen »Pus Ecke«, wo die kleinen Kinder Bilderbücher und Ähnliches anschauen konnten. Heute las Miss Davies, die hübsche junge Bibliothekarin, gerade vor, und die Kleinen saßen ruhig da und lauschten gebannt dem Märchen Three Billy Goats Gruff, in dem drei Ziegen einen Brückentroll vertrösten, sie nicht zu fressen und auf die jeweils größere, fettere Ziege zu warten – die dann am Ende so massig ist, dass sie den Troll über die Brücke wirft und auch ungeschoren davonkommt.
    »Wer trippelt und trappelt da über meine Brücke?«
    Miss Davies imitierte die tiefe, brummende Stimme des Trolls in der Geschichte, und einige Kinder hielten sich die Hand vor den Mund und kicherten, aber andere hingen gebannt an ihren Lippen, und ihre Augen spiegelten die ewige Faszination des Märchens wider: Würde das Ungeheuer besiegt werden … oder würde es die Guten fressen?
    In der Kinderbücherei hingen viele bunte Poster. Auf einem

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