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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Ben fünf rote Weingummischnüre und fünf schwarze, zehn Rootbeer-Brocken (je zwei Bonbons für einen Penny), einen Streifen Knopfbonbons (je fünf in einer Reihe, fünf Reihen auf einem Streifen, und man aß sie direkt vom Papier herunter), ein Päckchen Likem Ade und ein Päckchen Pez-Drops für seine Petz-Pistole.
    Mit seiner braunen Papiertüte voll Naschereien trat er wieder auf die Straße hinaus. Von dem Flaschenpfandgeld waren nur noch vier Cent übrig. Er betrachtete die braune Tüte, und plötzlich stieg ein Gedanke in ihm auf
    (wenn du so weiterfrisst, wird Beverly Marsh dich nie lieben)
    aber es war ein unangenehmer Gedanke, und so verdrängte er ihn rasch wieder – was ihm auch nicht weiter schwerfiel, da er ihn oft verdrängte.
    Wenn jemand ihn gefragt hätte: »Ben, bist du einsam?«, hätte er denjenigen überrascht angeschaut, denn diese Frage hatte er sich noch nie gestellt. Er hatte keine Freunde, aber er hatte seine Bücher, seine Träume, seine Modellbaukästen und Unmengen an Legosteinen, mit denen er alle möglichen Sachen baute. Seine Mutter hatte mehr als einmal gesagt, dass Bens Legohäuser besser aussähen als echte Nullachtfünfzehn – Häuser. Zu seinem Geburtstag im Oktober wünschte er sich den Super – de – Luxe – Baukasten, mit dem man eine Uhr bauen konnte, die richtig die Zeit anzeigte, oder ein Auto mit richtiger Gangschaltung. »Einsam?«, hätte er vermutlich geantwortet, ehrlich verblüfft. »Hä? Was?«
    Ein Kind, das von Geburt an blind ist, ist sich dessen nicht bewusst, bis jemand es darauf aufmerksam macht, und selbst dann hat es nur eine abstrakte Vorstellung davon, was Blindheit bedeutet. Nur jene Menschen, die sehen konnten, begreifen wirklich, was es heißt, blind zu sein. Entsprechend hatte auch Ben Hanscom nicht das Gefühl, einsam zu sein, weil er es immer gewesen war. Wenn das ein neuer Zustand gewesen wäre, hätte er wahrscheinlich darunter gelitten; aber die Einsamkeit umgab von jeher sein Leben von allen Seiten. Deshalb spürte er sie kaum. Sie war einfach eine Realität, ebenso wie sein zweigliedriger Daumen oder die kleine Kerbe auf der Innenseite eines Vorderzahns, über die er unwillkürlich immer mit der Zunge fuhr, wenn er nervös war.
    Beverly war ein süßer Traum; die Süßigkeiten waren eine süße Realität. Die Süßigkeiten waren seine Freunde. Deshalb verdrängte er den unangenehmen Gedanken sofort wieder, während er die Costello Avenue in Richtung Bücherei entlangging und den ganzen Inhalt der Tüte in sich hineinstopfte. Einen Teil der Süßigkeiten wollte er sich für den Abend vor dem Fernseher aufsparen. Whirlybirds kam heute, mit Kenneth Tobey als furchtlosem Hubschrauberpiloten. Und außerdem Broderick Crawford als Highway – Polizist Dan Matthews in Highway Patrol. Broderick Crawford war Bens persönliches Idol. Er war, wie Ben selbst, sehr dick. Aber dieser Teufelskerl war schnell, er war hartgesotten und ließ sich von niemandem etwas gefallen.
    Mit solchen Gedanken beschäftigt, erreichte Ben die Ecke Costello Avenue und Kansas Street, wo er die Straße überquerte, um zur Bücherei zu kommen. Sie bestand aus zwei Gebäuden – dem alten Steinhaus, das 1890 mit Geldern reicher Holzhändler gebaut worden war, und dem neuen niedrigen Sandsteingebäude hinter dem Hauptgebäude, in dem die Kinderbücherei untergebracht war. Die beiden Abteilungen waren durch einen verglasten Korridor miteinander verbunden.
    Auf diesem Abschnitt in der Nähe der Stadtmitte war die Kansas Street eine Einbahnstraße, deshalb schaute Ben nur nach rechts, bevor er die Straße überquerte. Hätte er einen Blick nach links geworfen, so hätte er einen Riesenschreck bekommen. Links von der Bücherei, etwa einen Block entfernt, erhob sich die Stadthalle. Auf dem Rasen neben der Stadthalle standen im Schatten einer großen alten Eiche Belch Huggins, Victor Criss und Henry Bowers.

5
     
    »Kommt, jetzt schnappen wir ihn uns!«, sagte Victor Criss begierig.
    Henry beobachtete, wie der fette Dreckskerl rasch die Straße überquerte, mit schwabbelndem Bauch und wackelndem Hintern in den neuen Jeans, mit einer auf und ab wippenden abstehenden Haarsträhne am Hinterkopf. Er schätzte die Entfernung zwischen ihnen und Hanscom ab, danach die zwischen Hanscom und der Sicherheit bietenden Bücherei. Vermutlich würden sie ihn schnappen, bevor er hineinlaufen konnte, aber der fette Dreckskerl könnte losbrüllen. Zuzutrauen wäre es ihm. Und dann könnte sich ein

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