Es tut sich was im Paradies
bewunderte den Gesamteindruck.
»Und du bist wieder zum Anbeißen, Pippa. Ein Glück, daß du deine tragische Miene abgelegt hast. Siehst aus wie achtzehn.«
»Hauptsächlich Make-up und blendende Laune. In den letzten vierzehn Tagen habe ich kaum was für mein Gesicht getan, höchstens mal einen Strich Lippenstift und einen Klecks Puder. Ist ein erhebendes Gefühl, wieder gepflegt auszusehen. Bei meiner Visage ist zwar alle Liebesmüh vergebens, aber immerhin...«
»Eine beachtlich hübsche kleine Visage, laß nur, und es gibt viele, die das auch finden... Hier kommen sie schon. Mark und Margaret als erste, wie sich’s gehört.«
Die Gesellschaft aus Warrenmede folgte ihnen fast auf dem Fuß. Douglas fühlte sich zwar anfangs noch etwas befangen, daß er so kurz nach seines Bruders Tod schon an einer Party teilnahm, aber Pippas Reue über ihre falsche Verdächtigung äußerte sich in so viel fürsorglicher Aufmerksamkeit, daß er bald wieder ein glückliches Gesicht machte.
Aus allen Räumen ertönte fröhliches Stimmengewirr, aber Pippa gelang es, Margaret einen kurzen Moment in der Küche unter vier Augen zu sprechen.
»Ich war ein schlechter Prophet, nicht wahr?« sagte sie zu ihr. »Sind Sie nun wirklich zufrieden?«
Margaret überlegte ihre Antwort reiflich.
»Ja, ich bin ehrlich froh. Nicht nur, weil ich dadurch meine persönliche Freiheit erlange, ein so ausgeprägter Egoist bin ich gar nicht, obwohl das natürlich auch mitspricht. Aber ich finde, die beiden passen großartig zusammen. Sie werden sich gegenseitig immer in Spannung halten, und das ist für alle zwei nur von Vorteil.«
»Das klingt aber sehr nach Schwierigkeiten. Ich mag solche Ehen gar nicht.«
»Ich auch nicht, aber die beiden brauchen das. Ihre größte Angst ist, daß ihnen die Beständigkeit langweilig werden könnte. Sie wünschen sich Abwechslung und Abenteuer, und ich nehme an, das werden sie miteinander erleben... Es wird Zeit, daß die Moores endlich eintrudeln, und der Doktor verspätet sich auch.«
»Und desgleichen James, mein Vetter. Ich habe Ihnen noch gar nicht von ihm erzählt. Ach, da ist er ja selbst, da können Sie ihn gleich in Augenschein nehmen.«
Margaret tat es, und alle Farbe wich aus ihrem Gesicht. James war durch die Küchentür hereingekommen, um Pippa zu suchen, aber jetzt stand er da und sah nicht sie an, sondern starrte auf die große, junge Frau neben ihr.
»Meg«, sagte er schließlich, aber es war gar nicht James’ Stimme.
Pippa sprang schnell ein: »Oh, ihr kennt euch schon? Das wußte ich nicht, aber wie sollte ich auch, ich hatte ja deinen Namen nicht erwähnt. Und von Ihnen habe ich ebenfalls nichts erzählt, Margaret, weil ich Pams Geheimnis hüten wollte.«
Sie sprach rasch und ohne Pause, um ein unbehagliches Gefühl loszuwerden, denn James stand noch immer wie ein Holzklotz da und starrte Margaret an — hatte er sie wirklich >Meg< genannt? — mit einem Ausdruck, den sie sich nicht erklären konnte. Und Margaret brachte nur völlig perplex heraus: »Nanu, Jimmy...« Ja, tatsächlich — >Jimmy< sagte sie. Pippa prustete beinah heraus. Die Vorstellung, James mit >Jimmy< anzureden! Dann antwortete Margaret auf Pippas Frage: »Ja, wir sind uns schon einmal begegnet, aber es ist lange her.«
James’ Stimme klang jetzt wieder kühl und beherrscht: »Aber du mußt uns trotzdem miteinander bekannt machen, Pippa. Ich weiß Megs — ich weiß den Nachnamen deiner Freundin nicht.«
»Wieso?« fragte Pippa verblüfft. »Es wird immer noch derselbe sein: Margaret Marvell. Das mußt du doch wissen, James, oder habt ihr euch nur beim Vornamen genannt, auch in früheren Zeiten?«
Kaum waren ihre Worte über die Lippen, da ärgerte sie sich, weil sie so taktlos gewesen war. Als wollte sie damit ausdrücken, daß sie die beiden schon zum alten Eisen rechnete. Aber sie hörten gar nicht zu.
James fragte sehr leise und zögernd: »Dann hast du also Jameson damals nicht geheiratet?«
Und Margarets beinah geflüsterte Antwort darauf war: »Natürlich nicht. Ich hatte nie die Absicht. Aber du nahmst dir ja nicht die Mühe, dich zu vergewissern.«
An diesem Punkt wurde die Situation selbst Pippa unerträglich. Sie stürzte so schnell hinaus, daß sie in der Tür fast mit Dr. Horton zusammenstieß. Sie packte ihn am Arm.
»Kommen Sie«, zischelte sie aufgeregt, »kommen Sie mit. Zu Mohr oder Amanda — irgendwohin — nur nicht dort rein.«
Er tat ihr den Gefallen und fragte nur nachsichtig: »Warum
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