Es tut sich was im Paradies
wörtlichen Bedeutung gebrauchen zu können.«
»Aber das stimmt ja gar nicht. Es war doch Vergiftung.«
»Sei nicht so spitzfindig, Herzchen. Wenn du dich John nur eher anvertraut hättest.«
»Ich konnte es keinem Menschen sagen, sonst hätte man mich gezwungen, die Polizei zu verständigen.«
»Na ja, es war eine ekelhafte Zeit. Ich wußte, daß etwas zwischen uns stand — eigentlich sogar zwei Dinge.«
»Zwei?«
»Ja. Jetzt bin ich an der Reihe, reinen Tisch zu machen, ich wollte es heute abend sowieso tun. Pippa, etwas Verflixtes ist passiert.«
Pippa wurde es schwach. Sie konnte jetzt nicht schon wieder eine Tragödie ertragen, nachdem sie eben erst die eine Zentnerlast von sich gewälzt hatte und freier zu atmen begann.
»Bitte, erzähl’s schnell. Versuche nicht, es mir schonend beizubringen, was es auch sein mag.«
»Ach, nichts Schlimmes, nur hoffte ich immer, es würde nie dazu kommen... Ich werde Mark heiraten.«
»Aber warum sprichst du so davon? Was ist daran verflixt?«
»Daß ich eben niemanden heiraten wollte, noch lange nicht. Ich wollte frei sein und mein Leben führen, wie es mir Spaß macht.«
»Weshalb tust du es dann?«
»Ja, das Dumme dabei ist, daß ich mich in ihn verliebt habe. Ausgerechnet hierher, ans Ende der Welt muß ich kommen und mich in einen jungen Mann verknallen, der sich im Grunde von den vielen anderen, die ich kenne, in nichts unterscheidet. Und dann auch gleich so hoffnungslos, daß ich ohne ihn einfach nicht mehr leben kann. Hirnverbrannt, nicht wahr?«
»Finde ich nicht. Ich denke es mir sehr schön, aber wird es von Dauer sein?«
»Wie kann ich das wissen? Ich weiß nur, daß ich ihn lieb genug habe, um den Sprung in die Ehe zu wagen — und ein Risiko ist es ja für uns alle beide.«
»Wieso für beide? Denkt er genauso?«
»Natürlich, obwohl er es niemals zugeben würde. Er liebt das Herumflanieren ebenso wie ich. So fing’s ja auch an — als leichter Flirt. Und nun sind wir fürs Leben gebunden.«
»Ich würde es auf keinen Fall tun, wenn ich diese Einstellung hätte.«
»Ja, aber die einzige andere Möglichkeit gefällt mir nicht. Nun guck mich nicht so fassungslos mit deinen großen Augen an — sie scheinen übrigens heute abend eine Menge Tränen vergossen zu haben. Ich weiß, ich sollte nicht so reden, aber ich tue es ja nur unter uns, und wir sind doch immer ehrlich zueinander gewesen.«
»Bist du zu Mark auch ehrlich gewesen?«
»Selbstverständlich. Er lachte nur und sagte, wir müßten es eben beide auf uns nehmen und wir würden uns schon irgendwie durchbeißen. Das Komische daran ist, daß ich mich die ganze Zeit wie im siebten Himmel fühle.«
»Dann würde ich mir auch keine dummen Gedanken darüber machen — und ich finde es überhaupt nicht sehr passend, wie du deine Verlobung ankündigst. Ich glaube, ihr werdet großartig miteinander auskommen. Ihr seid sozusagen >verwandte Seelen<, und ich erinnere mich, daß du mal davon träumtest, jemanden zu heiraten, der dich in Atem hält.«
»Der mir Rätsel aufgibt, wie du dich ausdrücktest. Also, ich bin jedenfalls wahnsinnig glücklich und gleichzeitig fuchsteufelswild. Aber jetzt gehen wir lieber schlafen, es ist fast ein Uhr, und dein Doktor wird mir die Leviten lesen, wenn ich dich so lange wachhalte.«
»Er ist nicht mein Doktor. Ich brauche jetzt auch keinen mehr. Pam, wußtest du, daß Doktor Horton schon einmal verheiratet war?«
»Ja, Mark hatte es irgendwo einmal gehört. Mit einem ziemlich leichtsinnigen Flittchen, heißt es. Kann von Glück sagen, daß er sie los wurde. Aber das ist eine längst verjährte Geschichte, daran würde ich keinen Gedanken verschwenden. Ich wette, er hat sie heute schon fast vergessen. Gute Nacht, Pippa.«
Wie närrisch Pam sich mit ihren eigenen Problemen anstellte und wie verständig, wenn es sich um die anderer Menschen handelte, dachte Pippa, während sie versuchte einzuschlafen. Doch dann fiel ihr mit einemmal eine ganz neue Perspektive dieser Verlobung ein, und sie fragte: »Bist du noch wach? Ich überlegte gerade, daß ich dich trotzdem nicht endgültig verliere. Ich meine, ihr werdet natürlich viel auf Reisen sein, du und Mark, aber immerhin wohnt ihr doch dann in meiner Nähe.«
»Na klar, und ich werde die fleißigste Abonnentin deiner Leihbücherei sein, solange sie existiert.«
»Sie wird immer existieren. Jetzt, nachdem alles gut ist, gebe ich sie bestimmt nie mehr auf.«
»Darauf möchte ich keine Wette eingehen... Aber
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