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Es tut sich was im Paradies

Es tut sich was im Paradies

Titel: Es tut sich was im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Züge für einen flüchtigen Moment alle Schärfe verloren und sie wieder, wie so manches Mal in den vergangenen Jahren, hinter der strengen Fassade seinen wahren Charakter erkannte, so wie er früher einmal gewesen sein mochte und es wohl auch heute noch unter der harten, rauhen Schale war.
    »Ich habe dich nie verachtet«, sagte er. »Im Gegenteil, deine Zuversicht und dein Elan haben mir stets Bewunderung abgenötigt, obwohl ich allerdings die Auswirkungen oft bedauern mußte.«
    »Wie charmant ausgedrückt. Und für mich war es immer so beruhigend zu wissen, daß du da warst, wie ein Felsen, an den man sich klammern kann. Ich mag dich wirklich sehr gern.«
    James wurde sichtlich verlegen, machte einen tapferen Versuch, es zu überwinden, und erwiderte: »Da wir uns gerade gegenseitig unsere Herzen zu enthüllen scheinen, kann ich dir ja gestehen, daß ich mich von jeher sehr zu dir hingezogen fühlte, wie — nun, wie zu einer jüngeren Schwester vielleicht.«
    »Das ist lieb von dir. Männer scheinen in mir immer eine jüngere Schwester zu sehen — oder eine Tante.«
    Sie schwiegen eine Weile, dann begann er wieder: »Dein Experiment hier ist ein Erfolg geworden, nicht wahr? Du bist doch glücklich, nehme ich an?«
    »Oh, sehr. Es hat mir alles so viel Spaß gemacht. Du kannst dir nicht vorstellen, wie viele aufregende Abenteuer ich schon erlebt habe.«
    »Dann unterschätzt du mein Vorstellungsvermögen bei weitem. Es gibt kaum etwas, das ich dir nicht zutrauen würde.«
    »Na, jetzt werde nicht wieder boshaft. Ach, ich werde dir einfach alles erzählen«, und weil ihr so wunderbar leicht und beschwingt ums Herz war, begann sie mit einer ausführlichen Schilderung ihrer Erlebnisse in Rangimarie.
    »Zuerst die Sache mit Freddy...«
    Als sie damit fertig war, sagte James völlig zerschmettert: »Wenn das ein Musterbeispiel für deine menschheitsverbessernden Bemühungen sein soll, dann möchte ich mich lieber erst setzen, bevor ich mir den Rest anhöre.«
    »Ja, du kannst jetzt ruhig alles erfahren, auch das über Sam West... Aber James, du mußt nicht denken, daß ich mir jemals ernstliche Sorgen gemacht habe, außer natürlich wegen Douglas. Weißt du, ich war immer ganz sicher, daß du mich schon irgendwie wieder ‘rausziehen? würdest, wenn ich in die Tinte geraten sollte.«
    Er grunzte etwas Unverständliches, mußte aber im stillen ärgerlich zugeben, daß sie recht hatte. Er würde sie immer irgendwie heraushauen.
    »Ja, also nun zu Sam West. Das war tatsächlich ein Erfolg auf der ganzen Linie. Ich hätte nie gedacht, daß es so leicht ist, Leute zu erpressen. Sicher passiert das andauernd, ohne daß es entdeckt wird.«
    »Zu — zu erpressen? Willst du nicht bitte fortfahren — und, wenn möglich, genau der Reihe nach?«
    Als sie geendet hatte, herrschte lange Schweigen. Pippa warf einen verstohlenen Seitenblick auf James’ Gesicht. James zu schockieren, war immer ein Riesenspaß für sie gewesen. Auch jetzt machte er eine strenge, finstere Miene, aber das kümmerte sie nicht im geringsten.
    Und dann geschah das Wunder. Vielleicht war die Luft in Rangimarie daran schuld, im Verein mit der Losgelöstheit von der beruflichen Verantwortung des Alltags in der Stadt, oder lag es nur daran, daß Pippa sich immer heimlich amüsierte, wenn sie ihn erzürnte? Was auch der Grund sein mochte, James fing plötzlich an zu lachen. Es ähnelte mehr einem kurzen, rauhen Bellen, aber Pippa wußte sich nicht zu lassen vor Vergnügen. Er faßte sich jedoch sehr schnell wieder und sagte: »So. Geschmuggelter Alkohol, Erpressung, Versuch, einen Mord zu verschleiern. Es fehlt fast nichts. Wie lange gedenkst du hier noch zu bleiben?«
    »Oh, für den Rest meines Lebens. Ich bin wunschlos glücklich, und dann ist doch auch noch Pam da... Aber darüber darf ich nicht sprechen. Du wirst heute abend sowieso alle kennenlernen.«
    Von solchen geringfügigen Skrupeln hängt das Schicksal manchmal ab. Denn hätte Pippa nicht den Mund gehalten, sondern die Neuigkeit über Pam und Mark ausgeplaudert, James Maclean wäre noch am selben Morgen auf dem schnellsten Wege wieder nach Hause gefahren.
    Die Party versprach ein einziger Erfolg zu werden. Pam hatte in großzügiger Weise eingekauft und aus Uplands Gläser und Cocktailshaker geliehen. Aus Warrenmede kam eine Unmenge Chrysanthemen an, welche in riesigen scharlachroten und goldfarbenen Sträußen auf die Zimmer verteilt wurden. Pam trat kritisch einen Schritt zurück und

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