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Es tut sich was im Paradies

Es tut sich was im Paradies

Titel: Es tut sich was im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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gefolgt von Mohr, eilig auf den Weg zum Strand, um ihn zu suchen.
    Er saß an derselben Stelle, an der sie tags zuvor gewesen waren, starrte gedankenverloren aufs Meer und paffte nervös an einer Zigarette. Pippa sank das Herz. Er sah gedrückt aus, also waren sie anscheinend zu keinem Einverständnis gekommen. Das durfte sie unter keinen Umständen zulassen, unverzüglich mußte etwas unternommen werden.
    Als sie sich näherte, sah sie ihn eine halbaufgerauchte Zigarette fortwerfen und sofort wieder eine neue anzünden, was sie endgültig davon überzeugte, daß etwas nicht stimmte, denn James war immer ein sehr mäßiger Raucher gewesen. Er stand auf, als er ihrer ansichtig wurde, und sie sagte mit gespielter, mütterlicher Strenge: »Du hast nicht geschlafen, und du hast auch noch keinen Bissen zu dir genommen. Komm jetzt ohne Widerrede mit und frühstücke bei mir, aber rasch!«
    Er lehnte weder ab, noch machte er den Versuch zu spotten, sondern antwortete zu ihrer Verwunderung ganz bescheiden: »Ich danke dir, mein Liebes. Du bist aber früh auf nach eurer Party. Übrigens, ich muß dir gratulieren, sie ist glänzend gelungen.«
    Seine Milde betrübte sie. Das war nicht der alte James. Sie erwiderte: »Ja, ich fand es auch nett. Pam schläft noch, wir wollen leise sein und sie nicht wecken.«
    Sie machte ihm Tee und Toast und sah ihm mit ängstlicher Besorgnis beim Essen zu. Als er fertig war, sagte er, diesmal schon etwas mehr in seinem gewohnten Ton: »Du bist eine ziemlich selbstsichere junge Dame geworden. Deine Erfolge sind dir wohl zu Kopf gestiegen.«
    »Komm hinaus zum Strand, hier können wir nicht sprechen. Es war ja auch höchste Zeit, daß ich mal mein eigener Herr wurde. Seit meinem achtzehnten Lebensjahr hast du mich gegängelt.«
    »Ohne wahrnehmbaren Erfolg.«
    Sie sprachen nicht viel, bis sie die Häuser hinter sich gelassen hatten, dann sagte Pippa: »Setzen wir uns ein Weilchen. James, du nanntest mich gestern deine jüngere Schwester. Laß es mich nur heute einmal wirklich sein und fahre nicht gleich hoch, wenn ich gern wissen möchte, was los ist. Erzähl mir, warst du früher mit Margaret Marvell verlobt?«
    »Ja. Es mag seltsam scheinen, daß ich nichts von ihrem Aufenthaltsort wußte, aber wir hatten uns völlig aus den Augen verloren. Sie lebten damals in Canterbury und kauften vermutlich diese Farm erst nach — nach unserem Bruch.«
    »Du nahmst an, sie hätte geheiratet, nicht wahr? Einen Mann namens Jameson?« bohrte Pippa unerbittlich weiter.
    »Ja. Ebensogut hätte es natürlich auch irgendein anderer ihrer zahlreichen Verehrer sein können, aber es war zufällig derjenige, dessentwegen wir in Streit gerieten. Ich kann nicht darüber sprechen, Pippa, auch wenn du wirklich meine Schwester wärst, könnte ich es nicht. Ich habe mir das Reden abgewöhnt. Und es ist ja zehn Jahre her.«
    »Gleich nachdem du aus dem Krieg zurückkamst?«
    »Ja, da lernte ich sie kennen. Wir waren drei Monate verlobt, dann ging es auseinander. Wir hatten beide schuld. Das ist alles, mein Kind.«
    Aus seinem Mund klang die ganze Sache sehr durchschnittlich und langweilig, aber das konnte man ja bei James nicht anders erwarten. Er war eben kein gesprächiger Mensch. Vielleicht war er es überhaupt nie gewesen, oder seine Schweigsamkeit rührte von dem langen Alleinsein und der Traurigkeit her.
    »Hast du die ganze Zeit nur ihretwegen nicht geheiratet?«
    Er lächelte traurig.
    »Ich behaupte nicht, alle meine Tage einsam verbracht zu haben, nur wegen Margaret. Das tut kein Mann. Aber ich scheute vor dem Entschluß zurück, zu heiraten, und ich traf auch keine, mit der ich mein Leben hätte teilen wollen. Mit der Zeit bekommen Erinnerungen einen Glorienschein.«
    »Margaret fühlte vielleicht genauso... Nein, ich will dich nicht trösten, aber ich habe immer gespürt, daß sie irgendeine große Enttäuschung erlebt hatte. Sie schien an keiner Geselligkeit Spaß zu haben, und Mark sagte, sie wolle von Männern nichts wissen. Sie fuhr kaum jemals in die Stadt, obwohl sie andererseits weite Reisen machte.«
    »Sie wird möglicherweise dasselbe gedacht haben wie ich, nämlich, daß es besser sei, einer Begegnung aus dem Wege zu gehen. In einer Großstadt ist es natürlich leicht, sich zu meiden. So hat sie anscheinend alle Freunde, die sie während unserer Verlobungszeit kennenlernte,
    ‘ fallenlassen und ich geriet auch mehr und mehr in einen anderen Interessenkreis — Bridge, Berufsbekanntschaften, Golf.

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