Es tut sich was im Paradies
nicht? Was ist denn nun schon wieder los?«
»Oh, etwas wahnsinnig Spannendes ist passiert. Wissen Sie, ich glaube, Margaret ist die unglückliche Liebe von James gewesen.«
Er verdaute diese Neuigkeit einen Moment schweigend, ehe er sagte: »Ich hatte ursprünglich den Eindruck, Sie und Ihr Vetter seien miteinander verlobt.«
Pippas Schrei war so schrill, daß Amanda im selben Ton ein helles Wimmern ausstieß.
»Ich und James? O Schreck, das glauben Sie wohl selbst nicht! James würde glatt in Ohnmacht fallen. Und wie könnte ich mich in jemanden verlieben, der mich behandelt, als wäre ich ein Dorfdepp?«
Dr. Horton holte tief und hörbar Luft. »Ja dann«, begann er, »wenn das so ist...«
Aber Pippa mit ihrer fatalen Angewohnheit, andere zu unterbrechen, fuhr schon fort: »Nein, ich möchte lieber jemanden haben, der mich vielleicht manchmal ein bißchen albern findet, der aber auch albern sein kann. Einen, der mich nicht ummodeln und korrigieren will.«
Dr. Horton versuchte es noch einmal: »Wenn das die Voraussetzungen sind, dieser Jemand dürfte doch nicht schwer zu finden sein. Die meisten Männer würden gar nicht den Wunsch haben, Sie umzumodeln. Ich, zum Beispiel...«
Pippas Gedanken dagegen verfolgten beharrlich ihren eigenen Weg.
»Und außerdem möchte ich einen Menschen, der über dieselben Witze lacht wie ich, der nicht so feierlich und langweilig ist. Und James wäre doch viel zu alt.«
Es entstand eine Pause, und dann sagte John Horton: »Zu alt. Ja, genau drei Jahre älter als ich. Für ein Mädchen wie Sie natürlich schon reichlich betagt. Wollen wir hineingehen? Ich glaube, das ist Moores Wagen.«
Kitty sicherte sich einen glänzenden Auftritt. Sie kam als letzte und sah strahlend hübsch aus. Kein Anzeichen deutete darauf hin, was Pippa bei sich >ihren Zustand< nannte. Sie raschelte in einem neuen Cocktailkleid herein, ihre Kulleraugen sprühten und blitzten, sie wirkte jünger und beschwingter als alle anderen zusammen. Als Pippa die Gelegenheit wahrnahm, ihr ein Kompliment zu machen, bekam sie vor Freude tiefe Lachgrübchen.
»Dieses Kleid hat mir Alec vorige Woche geschenkt. Chic, nicht? Er ist neuerdings wie ausgewechselt. Ich glaube, Pippa, Männer verändern sich genauso wie Frauen, wenn sie ein Baby erwarten, nicht wahr?«
»Na, vielleicht nicht ganz so, aber sie müssen wohl sehr glücklich und mächtig stolz auf ihre Frauen sein. Alec läßt kein Auge von dir.«
»Ach, das tut er nur, weil er mein Mann ist. Ich weiß schon, daß ich nicht so blendend aussehe wie deine Miss Mannering, ich meine, wenn man überhaupt etwas für diesen Typ übrig hat. Sie scheint heute abend besonders lustig zu sein.«
»Es ist ja auch ihre Party, genaugenommen. Zur Feier ihrer Verlobung.« Pippa sagte es mit absichtlicher Betonung. Besser, Kitty wußte vor der allgemeinen Ankündigung Bescheid, falls die Nachricht sie erschüttern sollte. Eine Szene würde doch zu peinlich sein.
»Verlobung?« wiederholte Kitty unbeteiligt, indem sie an Pippa vorbei in den Spiegel schaute und sich eine Locke zurechtzupfte. »Mit Mark Marvell vermutlich. Wie schön, sie werden sicher gut zueinander passen. Alec meinte gerade neulich, sie seien alle beide so >leichtsinnige Hühner< wie er es nannte... Und sie kann ja von Glück sagen, denn so schrecklich jung ist sie doch nicht mehr, oder?«
»Schrecklich nicht, wir sind gleichaltrig, weißt du.«
»Oh, aber du bist doch ganz anders, Pippachen. Du — na, also du kannst dich doch gar nicht mit solchen Mädchen vergleichen. Du strebst nie nach Bewunderung und willst nicht auffallen — «
»Ein Segen für mich, sonst wäre ich schon vollkommen gelb und verbittert.« Sie entzog sich Kittys warmen Beteuerungen, >Alec sagte auch< und >sie fände immer, Pippa sei so besonders apart<, und eilte in die Küche zurück, voller Neugier, was sie wohl vorfinden würde.
Aber sie fand nichts und niemanden. Der Raum war leer, weder von Margaret noch von James eine Spur. Das war ein bißchen unangenehm, denn es wurde Zeit, die Verlobung zu verkünden. Peinliches Aufsehen zu erregen, sah Margaret nicht ähnlich und James erst recht nicht. Konnte es möglich sein — ja, war das überhaupt vorstellbar —, daß sie das Versäumte nachholen wollten? In diesem Fall brauchte sie dann nur noch den >Schlußchor< — als einsames Solo — anzustimmen und ihr >Vorübergehen< ein für allemal an den Nagel zu hängen, denn das würde die Krönung aller ihrer guten Taten bedeuten,
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