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Es tut sich was im Paradies

Es tut sich was im Paradies

Titel: Es tut sich was im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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aus Schilderungen vom Norden kannte. Dies war das Fleckchen Erde, das sie sich erträumt hatte.
    Aber nirgends gab es Anzeichen einer menschlichen Siedlung, nicht einmal eine Hütte oder Scheune war zu entdecken, was sie um so mehr verwunderte, als der Boden offensichtlich seit langem nutzbar gemacht und kultiviert worden war. Frischgeschorene Schafe und wohlgenährte schwarze Rinder weideten auf solide eingezäunten Koppeln, ein Anblick, der ihr das Herz im Leibe lachen ließ. Die Menschen, denen dieses Land gehörte, mußten sorglos und glücklich sein und daher auch Zeit für Bücher haben. Einstweilen wollte sie sich, wenigstens für heute abend, in dem freundlichen, sauberen Hotel einquartieren, das sich sicherlich hier ganz in der Nähe befand. Sie konnte es sich deutlich vorstellen: ein von breitästigen Bäumen beschattetes, altertümliches Haus am Strand, wo die sonnengebräunten Fischer abends auf ein Gläschen und ein herzhaftes Essen einkehrten und wo es lustig und urgemütlich zuging.
    Allmählich fühlte sie sich recht schläfrig, und wie von ungefähr fielen ihr die Zeilen eines Gedichtes ein, das sie einmal gelesen hatte. »Gott lächelt von seinem Thron«, murmelte sie. »Und siehe, die Welt ist gut«, und fügte mit einem glücklichen Seufzer hinzu: »Ich bin frei — frei — frei!« Die Melodie der Worte schmeichelten sich in ihr Herz und ihre Sinne ein, bis ihr schien, als ob die Wellen sie nachraunten und selbst Balduin den Rhythmus aufnahm >frei — frei<, während seine Räder mit leisem Zischen den sandigen Weg entlangknirschten.
    Zischen! Pippa kehrte mit einem Ruck in die Wirklichkeit zurück und merkte zu ihrem Entsetzen, daß da tatsächlich etwas zischte. Es kam vom linken Hinterreifen und kündete keineswegs die Morgenluft der Freiheit an, sondern Luft, die sich befreite — kurz, einen Plattfuß. Mit einem höchst unzarten Ausruf hielt sie an und stieg aus.
    Eine halbe Stunde später gebrauchte sie einen noch derberen Ausdruck, schmiß sämtliche Werkzeuge wieder in den Kasten zurück und manövrierte Balduin mit seinem platten Hinterrad seitwärts auf den Grasstreifen. Es hatte keinen Zweck. Sie konnte das Unglücksgefährt nicht einmal heben, und einen Reifen hatte sie in ihrem Leben auch noch nicht ausgewechselt, trotz James’ wiederholter Ermahnungen, sich die nötigen Handgriffe anzueignen, bevor sie der Zivilisation mit ihren Reparaturwerkstätten den Rücken kehrte. Sie schnitt in Erinnerung an ihn eine Fratze und kramte den Primuskocher wieder hervor. Wie gut, daß sie sich noch Proviant gekauft hatte, denn mit dem Übernachten in einem freundlichen, sauberen Hotel war es für heute Essig.
    Die Dunkelheit senkte sich herab, als sie sich in ihre Decken wickelte und auf dem Rücksitz zusammenrollte. Ein Glück, daß ihre Beine nicht sehr lang waren. Sie ließ die Tür offen, denn die Nacht war schwül, und lauschte dem Gemurmel der Wellen. Der Mond stand als schmale Sichel am Himmel, und ein einzelner Stern spiegelte sich zitternd auf der Wasserfläche. Ein idealer Campingplatz. Morgen früh würde schon irgendein hilfsbereiter Farmer oder ein netter Lastwagenfahrer vorbeikommen und ihr den Reifen auswechseln. Währenddessen glitt sie langsam in einen sanften Traum hinüber.
     
     

3
     
    Es war ein lieblicher Traum. Pippa hatte ihr Wunderland endlich gefunden, wirklich ein Paradies und genau so, wie sie es sich immer ausgemalt hatte, goldener Sand, blauer Himmel und alles, was dazugehörte. Allerdings viel tropischer, als sie sich erinnerte, aber sie liebte ja die Hitze... War es nicht beinah unerträglich schwül? Sie fühlte dampfende, heiße Luft über ihr Gesicht fächeln.
    Zu heiß. Sie fuhr mit einem heftigen Schreck in die Höhe. Irgend etwas war ganz nahe bei ihr, etwas Riesiges, Warmes und Unheimliches. Eine dunkle Masse füllte den Türrahmen aus, und ein stickiger, nasser Atem wühlte in ihrem Haar. Lähmende Furcht packte sie, grausige Vorstellungen von betrunkenen Kerlen und fremden, wilden Tieren schossen ihr durch den Sinn. Im nächsten Moment war sie hellwach und stöberte nach ihrer Taschenlampe, die sie vor dem Einschlafen neben sich gelegt hatte.
    Sie knipste sie an und starrte mit großen, runden Augen in die ebenfalls großen, runden Augen einer riesigen Kuh. Ihre Köpfe waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, und eine Sekunde lang glotzten sie sich gegenseitig wie hypnotisiert an. Dann gab die Kuh plötzlich ein dröhnendes Angstgebrüll von

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