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Es tut sich was im Paradies

Es tut sich was im Paradies

Titel: Es tut sich was im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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alle tun. Kein Grund, die Sache zu tragisch zu nehmen, der arme Mann hat’s jetzt viel besser. Aber es überraschte mich im ersten Moment, weil man immer behauptet, Menschen, die damit drohen, sich das Leben zu nehmen, tun es nie. Nun, es war eben eine Ausnahme.«
    »Soll das heißen — « Pippa hörte ihre eigene Stimme wie aus weiter Ferne, »- soll das heißen, daß er — Selbstmord beging?«
    »Ja. Ich glaube nicht, daß es ein verhängnisvoller Irrtum war, obwohl die Möglichkeit natürlich immer besteht. Aber es war gerade in letzter Zeit eine auffallende Verschlechterung in seinem Zustand eingetreten, und Hoffnung auf Besserung gab es für ihn nicht. Erst vor drei Tagen sagte er zu mir, sein Leben sei die Hölle auf Erden, und wenn ich wirklich sein Freund wäre, würde ich ihm hinüberhelfen.«
    »Warum in aller Welt taten Sie’s nicht?« fragte die unverantwortliche Pam.
    »Ärzte töten ihre Patienten nicht vorsätzlich«, erwiderte er mit stoischer Gelassenheit, ließ aber, während er sprach, kein Auge von Pippa. Bei jedem anderen Mädchen hätte er geschworen, sie würde im nächsten Moment umkippen, bei ihr bestand zumindest kein Zweifel, daß sie einen Schock erlitten hatte. Wer hätte auch vermutet, daß sie Nelson Warrens Tod so schwernehmen würde? Er fragte sanft: »Weshalb regen Sie sich so auf? Er hat ein leichtes Ende gehabt, sein Leben war elend genug.«
    »Ich — ich weiß nicht, vielleicht weil wir da waren und das Haus so kalt und einsam und traurig aussah.«
    »Vom Personal war niemand da, ein ungewöhnlicher Umstand. Douglas war ganz allein bei seinem Bruder, und das ist das Unangenehme an der Sache.«
    »Weshalb? Was meinen Sie?« Pippa hatte das Gefühl, in ganz natürlichem Ton gefragt zu haben, aber Pam schoß ihr einen überraschten Blick zu.
    »Na, ja, der gute Douglas macht sich jetzt Vorwürfe, gerade im entscheidenden Augenblick versagt zu haben, und das nach all den Jahren. Er war übermüdet, hatte beinah die ganze letzte Nacht bei Nelson gewacht und wahrscheinlich die vorangegangene ebenfalls. Er wußte, daß sein Bruder Aufsicht und Pflege brauchte, schlief aber ein und versäumte dadurch, was geschah. Als die Hausleute um zehn Uhr zurückkamen und einer von ihnen nachschauen wollte, ob noch etwas nötig sei, fand man Nelson tot und den armen Douglas in festem Schlaf. Das kann er sich nicht verzeihen.«
    In festem Schlaf. Pippa sah wieder das ängstlich verstohlene Gesicht vor sich und das Glas, das er so sorgsam mit der Hand schützte. Er hatte sich zum Bett umgewendet, als sie wegrannte — und nicht geschlafen. Er war endlich unter der dauernden Belastung zusammengebrochen und hatte seinen Bruder getötet... und sie war die einzige, die davon wußte...
    Die Stimme des Doktors schreckte sie aus ihren Grübeleien.
    »Ich würde an Ihrer Stelle wieder ins Bett gehen. Versuchen Sie, anderer Leute Angelegenheiten nicht so furchtbar tragisch zu nehmen. Glücklicherweise trafen Sie niemanden, und so haben Sie auch nichts mit der Geschichte zu tun.«
    Um ein Haar hätte sie gesagt: >Ich sprach allerdings mit keinem, aber ich sah alles. Ich beobachtete, wie Douglas seinem Bruder das Schlafmittel gab.< Der Doktor war der einzige Mensch, dem sie sich hätte anvertrauen können. Aber sie preßte die Lippen fest aufeinander. Nein, das wäre nicht anständig. Sie wollte niemandem eine derartige Last auf die Schultern wälzen, auch wenn sie nicht so stark waren. Und Douglas verraten — niemals!
    Ach, warum hatte ausgerechnet sie dort sein müssen; Pippa war einmal zu oft vorübergegangen.
     
     

17
     
    Rangimarie war förmlich außer sich vor Freude. Eine ähnliche Sensation hatte es seit jenem Tag vor zehn Jahren, an dem ein sein Leben lang unter dem Pantoffel stehender Farmer sich plötzlich gegen seine zänkische Ehehälfte aufgebäumt und zuerst sie, dann sich selbst umgebracht hatte, nicht erlebt.
    Und diese Sensation wurde um so mehr willkommen geheißen, als nun der sommerliche Badebetrieb mit seinen Abwechslungen für lange Monate ruhte und die Strandpensionen verlassen lagen bis auf einige Bungalows, in denen sich ein paar ältere Leute aus der Stadt niedergelassen hatten, um ihren Lebensabend in einem angenehmeren Klima zu beschließen.
    So erörterte man denn mit tiefer Genugtuung alle Einzelheiten von Nelson Warrens Tod. Niemand hatte ihn gemocht, und daher äußerte auch niemand Bedauern. Freilich, er hatte viel gelitten, aber dafür waren wiederum alle anderen die

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