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Es tut sich was im Paradies

Es tut sich was im Paradies

Titel: Es tut sich was im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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benutzt hatte, an dem groß und breit ein Schild prangte >Zutritt streng verboten    Sie eilte lautlos weiter bis an das erleuchtete Fenster, dessen Vorhänge zurückgezogen waren, als ein plötzlicher Impuls — nicht nur Neugier oder Furcht, eher eine Mischung von beidem — sie zwang, einen Blick hineinzuwerfen. Und in diesem Moment prägte sich ihr ein Bild ein, das sie noch wochenlang verfolgen sollte.
    Douglas Warren beugte sich über den Tisch am Fenster, und ihr erster Gedanke war, seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und Hilfe zu erbitten. Aber während sie noch zögerte, sah sie im Schein der Lampe sein Gesicht, und in diesen Zügen hatte eine derartige Veränderung stattgefunden, daß Pippa mäuschenstill stehenblieb und ihn anstarrte. Sein sonst so offener, gutmütiger Ausdruck war wie weggewischt, er wirkte auffallend scheu und verdächtig und schielte immerfort nervös über die Schulter, als fürchte er, der Mann, dessen im Bett ausgestreckte Gestalt Pippa undeutlich zu erkennen vermochte, könne ihn beobachten. Aber Nelson Warren lag still, anscheinend schlafend da, und Pippa sah, wie Douglas ein Glas nahm, es vorsichtig mit der Hand umschloß, und eine Flüssigkeit hineingoß. Um welche Arznei es sich handelte, konnte sie nicht erkennen, denn die Flasche stand unterhalb des Fensterkreuzes, aber über der ganzen Szene lag etwas so Sonderbares, daß sie sich eilig abwendete und davonlief. Doch dann hielt sie wieder inne und versuchte, sich selbst Vernunft zuzureden. Wovor hatte sie denn Angst? Das war doch Douglas, den sie so gern mochte, sie brauchte nur seinen Blick auf sich zu lenken, und er würde leise zu ihr herauskommen, ohne daß sein Bruder etwas davon merkte. Sie mußte ihm nur vorsichtig durch das offene Fenster zurufen.
    Sie kehrte um, doch nach ein paar Schritten zögerte sie aufs neue. Über dem Bild hatte etwas so seltsam Unnatürliches gelegen, wie bei einer Theaterszene. Und plötzlich packte sie wieder eine grundlose Furcht, sie schlüpfte in den Schatten der Hecke zurück und sah gerade noch, wie Douglas, immer das Glas sorgsam mit der Hand umschließend, sich zum Bett wendete. Da wartete Pippa nicht mehr länger, sondern rannte, so leise und so schnell sie konnte, dem Ausgang zu.
    Als sie beim Parktor anlangte, hörte sie die Dreiklanghupe von Pam und schrie beinah vor Freude. Zwei junge Burschen, die auf dem Weg zur Garage waren, um ihren Wagen zu holen, waren stehengeblieben und sprachen mit Pam. Sie hatten schon ihre gute Kluft für den Samstagabendausgang an, versicherten den Mädchen aber trotzdem, daß sie ihnen >einen kleinen Schubs< geben wollten, und wenn das nichts nützte, ihre eigene alte Karre holen und den schicken neuen Wagen das Stück hinaufziehen würden.
    Das erwies sich jedoch als unnötig, denn der >kleine Schubs<, von Pippa mit schwachen Kräften unterstützt, war so schwungvoll, daß die Anhöhe mit Leichtigkeit bezwungen wurde. Sie stellten auch keine überflüssigen Fragen, worüber Pippa sehr froh war, denn sie hätte nur höchst ungern zugegeben, daß sie sich unbefugt Zutritt verschafft hatten. Es gab noch ein paar Pflaumereien hin und her, von den Mädchen ein erleichtertes Dankeschön, und der Wagen rollte bergab, die grinsenden Burschen hinter sich lassend.
    »Und wenn Sie wieder festsitzen — wir kommen hinterher und nehmen Sie ins Schlepptau. Wir wollen sowieso nach Rangimarie.«
    Das war ein beruhigender Gedanke, aber zum Glück brauchten sie keine Hilfe mehr. Der Wagen raste den steilen Hügel hinab, spuckte ein paarmal, der Motor lief, und alles war in schönster Ordnung.
    »Dem Himmel sei Dank«, sagte Pam. »Immerhin, ich bin froh, daß diese Burschen vorbeikamen. Was hast du erreicht? Keinen angetroffen?
    »Ich konnte niemanden heraustrommeln, weder vorn noch hinten.«
    »Aber die beiden Warrens müßten doch dagewesen sein.«
    »Waren sie auch. Ich sah von außen in Mr. Warrens Schlafzimmer, und Douglas war drin, aber — « Weshalb sprach sie nicht weiter? Warum erzählte sie nicht, wie verändert Douglas gewirkt hatte, so finster und geheimnisvoll, daß sie zu bange gewesen war, sich bemerkbar zu machen? Pippa wußte selbst nicht genau, weshalb sie schwieg, nur daß ihr jetzt, in sicherer Entfernung von dem stillen Haus, alles ziemlich blöde und lächerlich vorkam. Was auch immer der Grund sein mochte, sie beendete den Satz mit der lahmen Ausrede: »Aber er schien so sehr mit seinem Bruder beschäftigt, daß ich ihn nicht stören

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