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Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Titel: Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Brackston
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unter den gegebenen Umständen kam er ihr ganz vernünftig vor. Allerdings musste sie noch dafür sorgen, dass der Troll nicht noch andere Ideen in seinem knorrigen Kopf ausbrütete. Im Stillen dankte sie Hänsel für die enormen Mengen an Alkohol, gegen die er sie abgehärtet hatte, als sie nun ihren Gastgeber anlächelte.
    »Das«, sagte sie, »hört sich nach einer Abmachung an, auf die wir trinken sollten. Hast du noch mehr von diesem köstlichen Trunk?«
    *
    Sicher zurück im Bad-Hotel, belohnte sich Gretel mit sämtlichen Verhätschelungen, die im Angebot waren. Es dauerte volle vierundzwanzig Stunden, bis sie den Gestank des Trolls aus der Nase und die Erinnerung an seine Begierde aus dem Kopf bekommen hatte. Sie lag auf einem mit flauschigen Handtüchern bedeckten Sofa, während ein junger Masseur an ihrer kreischenden Wadenmuskulatur arbeitete, und summierte im Geiste, was ihre Bemühungen erbracht hatten. Der Gewinn war klein, aber wichtig. Nun wusste sie, dass tatsächlichjemand Katzen stahl. Oder, genauer, Katzen stehlen ließ. Sie wusste auch, dass die Person eine weitere Tagesreise entfernt in den Bergen lebte. Und sie wusste, dass der Troll wusste, wer diese Person war. Außerdem hatte sie einen seltenen Einblick in das Leben, die Gewohnheiten und die einzigartigen Gelüste von Trollen erhalten, doch sie beschloss, diese Erfahrung nicht als irgendeinen Gewinn zu verbuchen. Außerdem war sie zu dem Schluss gekommen, dass der Troll in Anbetracht des fehlenden Fingers der Leiche auf Hunds Grundstück tiefer in die Geschichte involviert sein musste, als er zugeben wollte. Sie war überzeugt, dass der Tod des Unbekannten und die Katzendiebstähle miteinander zu tun hatten.
    Auf der Sollseite stand ihr Körper, der nach der Kletterei und dem Gestolper am Berg schrecklich schmerzte. Überdies hatten ihre Innereien sich noch nicht von dem giftigen Gebräu des Trolls erholt, das sie in gefährlicher Menge hatte trinken müssen. Es kam hinzu, dass eine realistische Chance bestand, dass Herr Troll eines Tages mit einem Strauß Blumen auf ihrer Schwelle stand. Und die einzige Möglichkeit, die Identität des Katzensammlers aufzudecken, bestand darin, einen menschlichen Finger zu besorgen und besagtem Troll zu bringen.
    »Autsch!«, schrie sie, als der Masseur eine besonders empfindliche Stelle erwischte.
    »Du hast deine Muskeln überbeansprucht, mein liebes Kind. Man muss erst Ausdauer aufbauen, ehe man sich an ernsthafte Aktivitäten wagt.«
    Gretel ächzte. »Was sein muss, muss sein. Außerdem bin ich mir nicht sicher, welche Übungen ich machen sollte, ehe ich mich mit einem Troll treffe.«
    »Ich würde dir gern ein Übungsprogramm zusammenstellen.«
    »Danke, aber das wird nicht nötig sein. Ich werde nach dem Genuss deiner fachmännischen Aufmerksamkeiten nach Hause gehen und einen beträchtlichen Teil des Tages auf meinem Sofa verbringen   …« Sie schnappte nach Luft, als der gnadenlose junge Mann sich tief in ihre schützenden Fettpolster vortastete und einen weiteren, schmerzhaft verkrampften Muskel entdeckte. Als sie wieder atmen konnte, schnaufte sie: »Aber eine Sache muss ich noch erledigen. Sag mal, gibt es in Bad am See so was wie einen Jägerladen?«
    »Hat das Fräulein etwa vor, an der Jagd teilzunehmen? Oh, bitte, bedenke deinen Zustand! Solch anstrengende Aktivitäten   …«
    »Ich denke an nichts dergleichen. Ich möchte nur ein sehr scharfes Messer erwerben.«
    Pflichtgemäß wurde ihr ein Geschäft empfohlen, und noch am selben Tag erstand Gretel eine bedrohliche Waffe und bestand darauf, dass sie gut genug verpackt wurde, um sie mit in ihr Zimmer zu nehmen, ohne Neugier auf sich zu ziehen. Später saß sie auf ihrem Bett, wickelte das Ding aus dem Papier und hielt es ins Licht. Es hatte einen Griff aus Bein (ein unnötiger Kostenfaktor, aber Gretel war daran gelegen gewesen, das Messer zu kaufen, ohne sich von dem eifrigen Verkäufer ausfragen zu lassen) und eine lange Klinge, auf der einen Seite glatt, auf der anderen gewellt. Und es lag schwer in ihrer Hand. Gretel schwang es hin und her, stieß ein paar Mal zu und vollführte Hack- und Sägbewegungen.
    Schließlich ließ sie das Messer sinken. Bei dem Gedanken an ihr Vorhaben drehte sich ihr der Magen um. Sie warf einen Blick auf die Uhr auf dem Kaminsims. Halb sechs. Es würden noch ein paar Stunden vergehen, bis Hänsel ausreichend betrunken war. Gretel riss sich zusammen. Sie durfte jetzt nichtdie Nerven verlieren. Wo, um

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