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Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Titel: Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Brackston
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Flasche.
    So verging eine weitere Stunde. Gretel stellte einfache Fragen, der Troll gab noch einfachere Antworten, und jeder Wortwechsel wurde von Unmengen erhitzten Bieres begleitet. Gretel klammerte sich an die wenigen Informationen, die sie der zunehmend angeheiterten Kreatur hatte entlocken können. Es gab tatsächlich jemanden in dieser Gegend, der hinter Katzen her war und anständig für die Tiere bezahlte, die man ihm brachte. Der Troll wollte die Identität des Katzensammlerszwar nicht preisgeben, aber ihm entschlüpfte die Bemerkung, dass der Betreffende einen Tagesritt durch das Gebirge entfernt wohne und sein Heim nie verließe.
    Nachdem sie jahrelang mit Hänsel mitgehalten hatte, war Gretel zuversichtlich, dass sie den Troll unter den Tisch trinken konnte, aber sie wollte nicht, dass er umkippte, ehe er ihr einen Namen genannt hatte. Konnte sie ihm die Identität des Entführers nicht entlocken, wäre die Begegnung mit der abscheulichen Kreatur vollkommen nutzlos gewesen.
    Sie schob die Hand unter ihre Jacke und tastete nach einem weiteren Beutel Münzen. Erschrocken erkannte sie, dass der Troll, als er sie in ihrer Unterwäsche wühlen sah, in Leidenschaft entflammte, und sie wandte den Kopf ab, um die erkennbaren Regungen in seinem Hosenbeutel nicht sehen zu müssen.
    »Hier«, sagte sie und leerte das Gold zwischen sich und dem Troll auf den Boden. Die Münzen schimmerten hübsch im flackernden Feuerschein. »Sag mir den Namen der Person, die hinter den Katzen her ist, und das alles gehört dir. Und noch mehr, wenn sich die Information als nützlich erweist.«
    Wütend schleuderte der Troll die Flasche auf den Boden, mitten hinein in die Münzen. Dann sprang er auf. Der Suff lähmte seine Beweglichkeit, und doch wirkte er immer noch beängstigend kraftvoll, als er nun durch den Raum stampfte.
    »Troll will kein Geld! Geld nicht gut! Wenn Troll Geld nimmt und Dinge kauft, Leute weglaufen, Leute schreien. Niemand nimmt Geld von Troll. Troll will das nicht.«
    Gretel zwang sich, die Frage zu stellen, die sie seit dem ersten Zwinkern fürchtete. »Was will Troll dann?«
    Eine besorgniserregend lange Pause trat ein, während der schwankende Troll mit dumpfem Blick auf Gretel herabstierte.Dann trat er näher, studierte sie, ließ den vernebelten Blick aus seinen Schweinsäuglein kreuz und quer über ihren Körper schweifen. Plötzlich beugte er sich mit ausgestreckten Armen vor. In Erwartung des unausweichlichen Körperkontakts, von dem Gretel fürchtete, er könnte sie für ihr Leben zeichnen, zuckte sie zurück. Aber der Troll griff nur in das schmuddelige Regal über ihr und holte eine große Holzkiste heraus. Behutsam stellte er sie vor dem Feuer ab und ging neben ihr in die Knie. Er löste den Messingriegel und öffnete den Deckel. Gretel beugte sich vor, um zu sehen, was darunter zum Vorschein kam. Das Herz klopfte ihr noch immer bis zum Hals. Sie konnte nicht genau erkennen, worum es sich bei den offensichtlich gehegten Dingen handelte. Da waren zwanzig, vielleicht dreißig Gegenstände, klein, weiß und zwei bis vier Zoll lang. Der Troll berührte sie sanft und schnurrte dabei leise.
    »Die Katzen?«, hörte Gretel sich fragen.
    »Ha, nix Katzen!« Der Troll hielt die Idee offenbar für lächerlich. »Troll mag keine Katzen.«
    »Nein. Nein, natürlich nicht, wie dumm von mir«, sagte Gretel. »Dann sind das …?«
    Nun lächelte der Troll und ergriff Gretels Hand. Ihre säuberlich manikürten Finger lagen in seiner borstigen, missgebildeten Pratze. Gegenüber seinen zwei fetten Fingern sahen ihre vergleichsweise schlanken Finger winzig aus.
    »Finger«, flüsterte der Troll. »Schöne Finger.«
    Plötzlich hatte Gretel das dringende Bedürfnis zu pinkeln. Wieder schaute sie in die Kiste   – und diesmal erkannte sie, dass deren Inhalt aus einer Sammlung bleicher Fingerknochen bestand. Einige waren lang und schlank, andere kurz und dick; einige waren Daumen, andere bestanden aus drei längeren Teilen, aber es waren samt und sonders und unverkennbar menschliche Finger.
    Langsam entzog Gretel dem Troll ihre Hand. »Aha«, machte sie. »Die Sache ist die, Herr Troll. Ich mag meine Finger selbst recht gern.«
    Der Troll schnappte sich die Holzkiste, schlug den Deckel zu und drückte sie beschützend an die Brust.
    »Groß-fett Frau will Name. Groß-fett Frau Finger für Troll finden«, sagte er.
    Erleichterung erfasste Gretel. Das war kein Handel, den sie gewöhnlich als fair betrachtet hätte, aber

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