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Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Titel: Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Brackston
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Beschreibungen von Frau Hapsburgs Katzen gefunden hatte, die sie sich notiert hatte.
    »Genau«, sagte sie laut, um ihr aufgewühltes Inneres zu beruhigen und zugleich die Aufmerksamkeit der Katzen zu wecken. »Gibt es hier eine Floribunda? Schildpatt. Eine weiße Pfote.« Sie musterte das ständig in Bewegung befindliche Getümmel. »Nein. Keine Schildpatt in Sicht. Was noch? Ach ja, ein großer roter Kater.« Das war wirklich ausgesprochen mühsam. Es gab mehrere rote Katzen. Gretels Notizen deuteten jedoch an, dass das gesuchte Exemplar groß sein und vier weiße Pfoten haben sollte. »Nein, nichts dergleichen.« Kurz vergnügte sie sich mit der Vorstellung, einfach eine der anderen Katzen von passender Farbe zu nehmen und ihre Pfoten weiß anzumalen, aber sie wusste, Frau Hapsburg würde jedes einzelne Tier minutiös untersuchen. »Also schön, kein Luitpold. Bleibt nur noch Seppl. Silbergrau getigert, jung, ein ganz besonders schönes Tier, dem Vernehmen nach.« Sie ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. Selbst Frau Hapsburgs Haus konnte nicht so viele Katzentiere aufnehmen, wie nun um sie herum waren. Dutzende, womöglich Hunderte, schnurrend, maunzend, tapsend. Viele waren getigert, und Gretel wusste nicht recht, was genau »silbergrau getigert« bedeutete.
    Schließlich sagte sie sich, dass eine Katze, die ihrer Auftraggeberin gehörte, zahm sein musste und ihren Namen kennen sollte, also fing sie leise an zu rufen.
    »Sepp? Seppl? Sepperl? Komm raus, wo immer du bist.« Sie wollte gerade aufgeben, da schmiegte sich ein federleichter Körper an ihre Beine. Als sie herabschaute, erblickte sie eine kleine, graue, gestreifte Katze, kaum mehr als ein Katzenbaby, das mit träge blinzelnden, grünen Augen zu ihr hinaufsah.
    »Seppl?«, fragte sie. Die kleine Katze maunzte süß und schlug mit dem Schwanz. »Seppl!« Gretel hob die Kreatur hoch und stopfte sie in den Leinenbeutel. »Sei still«, wies sie das Tier an, aber es protestierte und zappelte und kratzte aufgeregt am Boden des Sacks. Da fiel Gretel ein flauschiges Flickenkissen auf. Sie nahm es und steckte es zu Seppl hinein. »Da«, sagte sie, »roll dich darauf zusammen.« Die Katze hielt in ihrem Herumscharren inne, machte es sich schnurrend bequem und betatzte liebevoll das Kissen, wie kleine Kätzchen es gern taten.
    Hastig zog Gretel die Riemen stramm und wandte sich zum Gehen. Als sie sich umdrehte, um die Tür hinter sich zu schließen, zögerte sie aus irgendeinem Grund. Hunderte von Augen, einige bernsteinfarben, manche gelb, ein paar blau und andere grün, fixierten sie. Zwar hatte sie nichts für Katzen übrig, dennoch machte es ihr zu schaffen, welches Los diese Miezen erwartete. Es kam ihr grausam und nutzlos vor, so viele Leben zu opfern.
    »Es hilft euch nichts, mich so anzustarren«, sagte sie leise. »Ich kann euch unmöglich alle mitnehmen.«
    Immer noch blickten die Augen sie an, flehentlich, jämmerlich, unerträglich einnehmend.
    In diesem Moment mischte sich das Schicksal   – oder besser, Inges Truppe   – ein und ersparte es Gretel, sich irgendeinen Rettungsplan für die Tiere zurechtzulegen. Ein gewaltiges Donnern erschütterte den ganzen Berg, riss Gretel von den Füßen und ließ die Katzen in sämtliche Richtungen fliehen. Mühsam rappelte Gretel sich auf und schaute nach, ob sie Seppl nicht zerquetscht hatte. Das Kätzchen miaute kläglich, schien aber unversehrt zu sein.
    »Es scheint«, erklärte Gretel ihm, »als hätte Frau Peterson ihre Leute nicht mit einer Uhr ausgestattet.« Sie lugte den Gang hinunter. Da waren Katzen, die mit großen Sprüngen der Freiheit entgegenstrebten. Aus Richtung der Vordertür erklangen die Geräusche des Kampfes, den sich die Schatzjäger mit dem Riesen lieferten. Rauchwolken stiegen auf und schwebten auf sie zu. Damit stand fest, dass Gretel einen anderen Fluchtweg finden musste. Ihr fiel ein, dass sie an einer anderen Stelle des Flures einige kleine, hohe Fenster gesehen hatte, weiter oben, dort, wo es zu der Schatzkammer ging. Bald hatte sie das erste Fenster entdeckt, konnte es aber nicht erreichen. Das zweite jedoch öffnete sich über einem kleinen, dekorativen Mauervorsprung. Vor Anstrengung schnaufend und prustend, kletterte Gretel hinauf. Die unebene Wand war rau und nur unter Schmerzen zu greifen.
    Während Gretel sich langsam weiter aufwärtsarbeitete, drangen wieder Kampfgeräusche vom Höhleneingang zu ihr hinauf. Wie es schien, kamen die Angreifer voran, und zumindest

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