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Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Titel: Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Brackston
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Setzen wir einfach dich auf den Troll an und Bechstein auf dich. Aber irgendwie hat er Schiss bekommen. Hat wohl gehört, dass wir ihm auf die Schliche gekommen sind. Dachte schon, wir müssten die ganze Sache abblasen und aus der Stadt verschwinden, aber dann hast du uns die perfekte Lösung für unsere Probleme geliefert.«
    »Das Jagdmesser.«
    »Das Messer. Bechstein in der Nähe von deinem Zimmer. Du und dein Bruder zur falschen Zeit am falschen Ort, mehr als lebensgroß und für alle Welt sichtbar.«
    Die erbitterte Abneigung, die Gretel bis dahin für Inge gehegt hatte, erblühte zu einem ausgewachsenen Hass. Sie würde sich nicht für den Tod von Bechstein verantwortlich machen lassen!
    »Während du dem armen Mann das Messer in die Brust gerammt hast, habe ich Hänsel kreuz und quer über den Platz geschoben.«
    »Ganz recht. So ein Pech, dass du keine Zeugen hast, nicht wahr? Pech für dich, um genau zu sein.«
    »Du hast gesagt, Dieter Müller hätte die Nerven verloren   – hast du ihn deshalb vergiftet?«
    »Ich habe erkannt, dass er nicht den Mumm hatte, es mit dem Riesen aufzunehmen. Nicht einmal für das hier.« Mit einer Handbewegung deutete sie auf die Pracht, die sie umgab. »Er hatte Angst. Angst, seine elende Haut zu riskieren. Angst, der Riese könnte auch dann, wenn er mir nicht helfen würde, annehmen, er hätte etwas damit zu tun, und wäre deshalb trotzdem hinter ihm her.«
    »Wie es scheint, wart ihr in Gesternstadt, als er beschlossen hat, die Seiten zu wechseln.«
    »Eine andere unerledigte Angelegenheit.«
    »Ach ja, die Spielschulden des Herrn Hund.«
    »Ich habe kein Mitleid mit Spielern   – die haben sich ihr Unglück selbst zuzuschreiben. Noch so ein Trottel. Männer!« Sie sammelte Speichel in der Kehle und spuckte ihn zu Gretels Füßen auf den Boden. »Da ziehe ich doch jederzeit eine Frau vor.«
    Plötzlich geriet die Konversation ins Stocken. Gretel spürte Panik in sich aufsteigen. Es gefiel ihr gar nicht, wie Inge den Blick über ihren Körper schweifen ließ, vom pelzgekrönten Kopf bis zu den klobig bestiefelten Füßen. Dieses giftige Weib hatte doch nicht etwa vor, irgendein Bündnis vorzuschlagen?
    »Und doch«, sagte Gretel, »hast du eine Menge Männer mitgebracht. Und Dynamit.«
    »Diese Männer habe ich wegen ihrer Muskeln angeheuert, nicht wegen ihres Verstandes. Wenn ich zur vollen Stunde nicht zurück bin, werden sie das Tor zu diesem Wahnsinn von einer Behausung sprengen und sich Zutritt verschaffen.«
    »Der Riese wird sich zur Wehr setzen, und er ist in Anbetracht seiner Größe und Stärke ziemlich furchterregend.«
    »Meine Männer sind bewaffnet und gieren nach Beute!«
    »Auch dann würde ich mich dem wütenden Riesen niemals in den Weg stellen.« Sie zog eine Haarnadel vom Kopf und wandte sich rasch der Tür zu. Nach kurzem Hantieren hatte sie das Schloss entriegelt und die Tür geöffnet. »Willst du nicht fliehen, solange du Gelegenheit hast?«
    »Und das alles hier zurücklassen?« Trotzig schüttelte sie den Kopf. »Ich werde bleiben und auf meine Männer warten.«
    Gretel wandte sich zum Gehen.
    Inge war fassungslos. »Du gehst mit leeren Händen? Da liegen all diese Schätze vor dir, und du verschwindest, ohne mitzunehmen, so viel du nur tragen kannst?«
    »Ich bin nicht gekommen, um den Riesen auszurauben«, beschied ihr Gretel. »Ich mag auch ein Spiel spielen, aber meines ist fair.«
    Inge schnaubte verächtlich. »Du weilst in luftigen Höhen, Fräulein. Die Luft da oben muss ziemlich dünn sein.«
    »Jedenfalls kann ich gut schlafen.«
    »Ich schlafe gut genug.«
    »Und welche Phantome bevölkern deine Träume?«
    Gespannte Stille kehrte ein. Die beiden Frauen musterten einander voller Abneigung. Inge stand hoch aufgerichtet da, die Hände in die Hüften gestemmt, trotzig, und doch beantwortete sie die Frage nicht. Zwar mochte es nur am flackernden Kerzenschein liegen, aber Gretel bildete sich ein, sie hätte so etwas wie Furcht in den Augen der anderen aufblitzen sehen. Oder war es Bedauern?
    Gretel sagte nichts weiter, sondern verließ den Raum der Wunder und schloss leise die Tür.
    Als sie ihren Weg zurückverfolgte, gelangte sie bald wieder zum Katzenzimmer. Sie benötigte ein paar beruhigende Atemzüge, ehe sie sich überwinden konnte, den Raum zu betreten. Drinnen sprossen die weichen, geschmeidigen Kreaturen nur so aus dem Boden. Gretel zog hastig ihr Notizbuch hervor und blätterte in den Einträgen zurück, bis sie die

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