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Es war einmal eine Frau, die ihren Mann nicht sonderlich liebte

Es war einmal eine Frau, die ihren Mann nicht sonderlich liebte

Titel: Es war einmal eine Frau, die ihren Mann nicht sonderlich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ljudmila Petruschewskaja
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es folgten weder Schüsse noch Kommandos noch Bremsgeräusche von Motoren. Nach zehn Minuten waren die Laster durchgefahren, der Oberst hob den Kopf – der Pilot mühte sich noch immer mit dem verkohlten Klotz ab, und in der Ferne saßen und lagen Leute am Feuer oder gingen herum.
    Der Oberst stand auf und ging zum Feuer. Er erkannte niemanden, das war überhaupt nicht sein Regiment, das war Infanterie und Artillerie und Gott weiß was noch, alle in zerrissenen Uniformen, offene Wunden an Armen, Beinen und Bäuchen, nur die Gesichter waren sauber. Die Menschen unterhielten sich leise. Direkt am Feuer saß mit dem Rücken zum Oberst eine Frau in einem dunklen Zivilkostüm, ein Tuch um den Kopf.
    Â»Wer ist hier der Rangälteste, erläutern Sie mir die Lage«, sagte der Oberst.
    Niemand rührte sich, niemand reagierte, als der Oberst zu schießen begann, doch als der Pilot den verkohlten Klotz bis ans Feuer gerollt hatte, halfen alle, diesen »Steuermann«, wie ihn der Pilot nannte, in die Glut zu wälzen, und damit erstickten sie die Flamme. Es wurde völlig dunkel.
    Der Oberst zitterte vor Kälte am ganzen Körper und schimpfte, jetzt könne man sich überhaupt nicht mehr wärmen, nach einem solchen Klotz würde das Feuer nicht wieder aufflammen.
    Und da sagte die Frau, ohne sich umzudrehen:
    Â»Warum hast du mich angesehen, warum hast du das Tuch hochgehoben. Jetzt wird dir die Hand verdorren.«
    Das war die Stimme seiner Frau.
    Der Oberst verlor das Bewusstsein, und als er zu sich kam, sah er, dass er im Lazarett lag. Man erzählte ihm, man habe ihn auf dem Friedhof gefunden, am Grab seiner Frau, und die Hand, auf der er gelegen habe, sei schwer geschädigt und könne jetzt möglicherweise verdorren.

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    Die Rache
    Eine Frau hasste ihre Nachbarin, mit der sie die Wohnung teilte, eine alleinstehende Mutter mit Kind.
    Je größer das Kind wurde und je mehr es in der Wohnung herumtobte, umso häufiger ließ die Frau wie aus Versehen eine Kanne heißes Wasser auf dem Fußboden stehen oder ein Glas mit Natriumhydroxid, oder sie ließ mitten auf dem Korridor eine Schachtel Stecknadeln fallen. Die arme Mutter ahnte anfangs nichts, da ihr Mädchen kaum laufen konnte, und auf dem Korridor ließ sie es nicht krabbeln, weil Winter war. Aber bald sollte die Zeit kommen, wo das Kind aus dem Zimmer in den geräumigen Korridor hinauslaufen konnte. Die Mutter machte ihre Nachbarin aufmerksam, wenn mitten im Weg ein Glas stand, oder sie sagte: »Rajetschka, Sie haben wieder Nadeln verloren«, worauf die Nachbarin sich an den Kopf griff und über ihre Vergesslichkeit klagte. Früher waren sie Freundinnen gewesen, kein Wunder, zwei alleinstehende Frauen in einer Zweizimmerwohnung, sie hatten vieles gemeinsam, sogar gemeinsame Gäste, und an den Geburtstagen machten sie sich gegenseitig Geschenke. Außerdem erzählten sie sich alles, aber als Sina einen dicken Bauch kriegte, fing Raja an, sie bis zur Bewusstlosigkeit zu hassen. Sie wurde regelrecht krank vor Hass, kam plötzlich spät nach Hause, konnte nachts nicht schlafen, ständig glaubte sie, hinter Sinas Wand eine Männerstimme zu hören, sie glaubte, Worte zu hören und ein Klopfen, während Sina in Wirklichkeit völlig allein war. Sina dagegen klammerte sich noch enger an Raja und sagte ihr sogar einmal, es sei ein großes Glück, dass sie so eine Nachbarin habe, wie eine ältere Schwester, die einen in schweren Stunden nicht im Stich lässt. Raja half Sina tatsächlich die Babysachen zu nähen und brachte sie, als es so weit war, zur Entbindungsklinik, nur sie mit dem Neugeborenen abzuholen schaffte sie nicht, sodass Sina noch einen Tag länger ohne Babysachen in der Klinik hockte und das Kind schließlich in einer zerrissenen staatlichen Decke nach Hause brachte, die sie zurückzugeben versprach. Raja schob ihre Krankheit vor, die ganze Zeit schob sie ihre Krankheit vor, sie ging kein einziges Mal für Sina einkaufen und half ihr auch nicht, das Kind zu baden, sie saß immer nur mit irgendwelchen Kompressen auf den Schultern herum. Das Kind schaute sie nicht einmal an, obwohl Sina es ständig mit sich herumtrug, mal ins Badezimmer, mal in die Küche, mal an die frische Luft, und auch die Tür zu ihrem Zimmer stand immer offen – komm rein und schau es dir an.
    Sina hatte sich beizeiten um eine Heimarbeit gekümmert und gelernt,

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