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Es war einmal eine Frau, die ihren Mann nicht sonderlich liebte

Es war einmal eine Frau, die ihren Mann nicht sonderlich liebte

Titel: Es war einmal eine Frau, die ihren Mann nicht sonderlich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ljudmila Petruschewskaja
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aber ich habe keine Angst, mich anzustecken.«
    Â»Vielen Dank«, sagte der Großvater, »wir brauchen nichts.«
    Â»Im Falle, dass alle Familienmitglieder krank werden sollten, lassen Sie die Türen offen. Ich versuche, so viele zu betreuen, wie ich schaffe, vier Häuser à fünfzehn Stock. Wer von euch überlebt, kann es genauso machen und den Leuten helfen, die Leichen runterzubefördern und so weiter.«
    Â»Was heißt Leichen runterbefördern?«, fragte der Großvater.
    Â»Ich habe ein System ausgearbeitet, wie man die Leichen wegschaffen kann, sie werden in den Müllschlucker geworfen. Dazu benötigt man große Plastiksäcke, ich weiß nur nicht, wo man die herkriegt. Die Industrie stellt eine zweilagige Plastikfolie her, die könnte man dazu verwenden. Aber woher das Geld nehmen, alles hängt am Geld. Diese Folie könnte man mit einem heißen Messer schneiden, dann hätte man automatisch einen Sack von beliebiger Länge. Ein heißes Messer und zweilagige Folie.«
    Â»Nein, vielen Dank, wir brauchen nichts«, sagte der Großvater.
    Der junge Mann zog wie ein Bettler von Wohnung zu Wohnung und bat um Geld. Kaum hatte man ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen, klingelte er schon an der nächsten, man öffnete ihm mit vorgelegter Kette, sodass er seine Geschichte auf der Treppe erzählen und dort den Hut abnehmen musste, während die Leute ihn durch den Türspalt beobachteten. Er hörte eine kurze Entgegnung, dann wurde die Tür wieder zugeschlagen, aber er ging nicht weg, es waren keine Schritte zu hören. Dann wurde die Tür erneut einen Spaltbreit geöffnet, es wollte noch jemand die Geschichte hören. Der junge Mann wiederholte seine Erzählung, und als Antwort ertönte die Stimme des Nachbarn:
    Â»Wenn du Geld hast, bring mir doch zehn Wodkaflaschen, ich geb’s dir zurück.«
    Dann hörte man Schritte, und alles wurde still.
    Â»Wenn er wiederkommt«, sagte die Großmutter, »soll er uns Brot und Kondensmilch holen … und Eier. Außerdem brauchen wir noch Kohl und Kartoffeln.«
    Â»Ein Scharlatan«, sagte der Großvater, »obwohl, er sieht nicht aus wie einer, der sich verbrannt hat, das muss was anderes sein.«
    Schließlich besann sich der Vater, nahm das kleine Mädchen an die Hand und führte es weg von der Tür – das waren nicht seine Eltern, sondern die seiner Frau, und er war nie einer Meinung mit ihnen, ganz gleich, was sie sagten, und auch sie fragten ihn nicht nach seiner Ansicht. Er glaubte, dass tatsächlich etwas ausgebrochen sei, es musste etwas ausgebrochen sein, er spürte das schon lange und wartete darauf. Ihn schauderte. Er nahm das Mädchen an die Hand und führte es weg von der Tür, damit es dort nicht herumstand, wenn der geheimnisvolle Gast an der nächsten Wohnung klingelte. Man müsste sich mal richtig mit ihm unterhalten, von Mann zu Mann. Welche Medizin er genommen hatte, wie alles verlaufen war.
    Großvater und Großmutter indessen blieben an der Tür stehen, weil sie hörten, dass niemand den Fahrstuhl holte, und also dieser Mann offensichtlich weiter alle Türen abklapperte; anscheinend sammelte er Geld und Taschen gleich von allen ein, um nicht ewig in den Laden rennen zu müssen. Oder es hatte ihm noch niemand Geld und Taschen gegeben, sonst wäre er längst mit dem Fahrstuhl runtergefahren, denn bis zur fünften Etage hätte er schon mehr als genug Bestellungen haben müssen. Oder er war tatsächlich ein Scharlatan und sammelte das Geld einfach so ein, für sich. Die Großmutter war in ihrem Leben schon mal an eine Frau geraten, die ihr genauso durch den Türspalt gesagt hatte, sie käme vom Aufgang nebenan, dort wäre eine Frau von neunundsechzig Jahren gestorben, Großmutter Njura, und sie sammle für die Beerdigung, so viel wie jeder geben könne, und sie zeigte der Großmutter eine Liste mit Unterschriften und Spenden – dreißig Kopeken, ein Rubel, zwei Rubel. Die Großmutter gab ihr einen Rubel, obwohl sie sich an eine Njura gar nicht erinnern konnte. Kein Wunder, denn fünf Minuten später klingelte eine gute Nachbarin und sagte, eine unbekannte Betrügerin ginge um, sie wäre mit zwei Männern unterwegs, die unten auf sie warteten, eben wären sie mit dem Geld zur Haustür raus und hätten die Liste weggeworfen.
    Großmutter und Großvater

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