Es war einmal oder nicht: Afghanische Kinder und ihre Welt (German Edition)
Im Sommer bläst der heiße Wind Staub durch die Luft. In den Wintermonaten plagen ihn Kälte, Schmutz und Staub. Oft hat mein Vater kaum einen Afghani, wenn er nach Hause kommt. Meiner Mutter geht es nicht gut. Sie geht in die Häuser der Menschen, wäscht ihre Wäsche und ihr Geschirr und bekommt dafür einen geringen Betrag. So gering, dass es kaum für eine Mahlzeit reicht, denn wir sind zehn Personen in meiner Familie.«
»Ich bin Nadia, Schülerin der zwölften Klasse in der Roshani-Schule, und ich möchte Ihnen heute einige Zeilen schreiben. Mein Leben besteht aus Erinnerungen, guten und schlechten, meine schönsten Erinnerungen habe ich an meine Schulzeit mit meiner Klassenkameradin Hamida, die mir wie eine Schwester ist. Aber wenn ich mein Abitur mache, werden wir auseinandergehen, und das wird keine gute Erinnerung sein. Ich wünsche mir, wo immer auch, in Zukunft mit meinen Klassenkameraden zusammen zu sein, auch wünsche ich mir, mit denen gemeinsam die Aufnahmeprüfung an der Universität zu bestehen. Ich bin die Zweitbeste in meiner Schule und habe viele Träume für meine Zukunft, ich würde so gerne Architektin oder Lehrerin werden. Diese Berufe mag ich ausüben, um so meinen armen Landsleuten, die viel Gewalt und Ungerechtigkeit erlebt haben, den Kummer ihrer Herzen, die so lieb und voller Schönheit sind, zu lindern. Ich bin auch voller Kummer, weil diese zwölf Jahre Schulzeit mit vielen Problemen verbunden waren und mit viel Angst um unser Leben. Ich möchte meinem geliebten Afghanistan dienen, damit Frieden herrscht und der Brandherd dieses schrecklichen Krieges gelöscht wird. Ich bin in einer liberalen Familie aufgewachsen. Mein Vater war Arbeiter, und meine Mutter hat das Abitur. Meine Brüder gehen zur Schule, und einer arbeitet im Bereich Computerscience. Meine schlimmste und traurigste Erinnerung ist, dass ich meinen Vater verlor. Er war einer der liebenswürdigsten dieser Welt. Ich habe ihn sehr geliebt, er war ein sehr gebildeter und kluger Mensch und liebte uns sehr. Finanziell haben wir keine Probleme, aber es ist so schmerzlich, dass mein Vater nicht mehr lebt.«
»Ich bin Hamida. Es gibt und gab schöne, aber auch unschöne Erinnerungen in meinem Leben. Was ich nie vergessen werde, ist meine Schulzeit, der Kontakt mit meinen Klassenkameraden und Lehrerinnen, die zu uns sehr lieb sind. So viele glückliche Jahre habe ich mit denen verbracht, sie zählen zu meiner glücklichsten Zeit. Aber der Gedanke, sie nach meinem Abitur nicht mehr zu sehen, betrübt mich sehr, auch wenn der Schulbesuch in dem letzten Jahr mit viel Angst verbunden war. Nach dem Verlassen des Hauses fühlten wir uns in jedem Moment vom Sterben bedroht und wussten nie, ob wir heil und lebend zurückkehren würden. Dennoch haben wir weiterhin die Schule besucht. Ich stamme aus einer liebevollen Familie und möchte wie sie meiner Gesellschaft helfen. Gott schütze Sie, Hamida, zwölftes Schuljahr.«
»Mein Name ist Sharifa, ich bin die Klassenbeste aus der sechsten Klasse der Khazani-Hauptschule. Ich wohne mit meinen Eltern, meiner Schwester und meinem Bruder im Dorf Koja Galtan in der Provinz Kunduz. Ich bin vierzehn Jahre alt. Mein Vater ist Bauer und meine Mutter Schneiderin. Wir haben viele Felder, und ich helfe meinem Papa beim Pflanzen von Bäumen. Ich trage sehr gerne die handgearbeiteten Kleider, die mir meine Mama schneidert. Ich beschäftige mich sehr gerne mit dem Fach Mathematik. Wir sprechen Dari, eine der beiden Nationalsprachen Afghanistans. Ich habe besonderes Interesse am Seilspringen. Unser Dorf ist sehr grün und schön.«
»Bruder, Salam, mein Name ist Mohammad Idriss, ich lebe im Dorf Khasani und bin zwölf Jahre alt. Meine Haare sind kurz. Meine Haut ist braun, und ich habe schwarze Augen, bin einen Meter fünfzig groß und habe Schuhgröße 42. Mein Vater arbeitet im Iran. Morgens gehe ich erst in die Moschee zum Koran-Lernen und dann auf die Felder zum Arbeiten. Ich habe pakistanische Filme gern. Um dreizehn Uhr gehe ich zur Schule. Die Fächer Schönschreiben und Computerlernen gefallen mir. Meinen Lehrer habe ich lieb, weil er ein guter und tüchtiger Lehrer ist. Ich habe einige Fragen an Dich: Wie viel Prozent hast Du Deine Eltern lieb? Was sollen wir machen? Was soll ich machen? Gib mir bitte einen Ratschlag. Dein Freund Mohammad.«
»Ich war sehr froh, Deinen Brief bekommen zu haben. Ich hoffe, dass Du immer gesund und munter bist, damit Du uns oft solche Briefe voller Liebe
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