Es war einmal oder nicht: Afghanische Kinder und ihre Welt (German Edition)
Landwirtschaft und das Mähen mit der Sense beigebracht. Wir kaufen von dem Geld alles für den täglichen Bedarf und Schulsachen.«
»Mein Name ist Habiba Abdulhalim. Ich gehe in das dritte Schuljahr der Khazani-Schule in Kunduz. Ich kann mich in meinem ganzen Leben nicht an etwas Spannendes erinnern. Als ich aufwuchs, lernte ich meine Verwandten kennen. Ich hatte einen Onkel, er hieß Hasrat Wali und half mir immer bei den Schularbeiten. Meine ganze Familie liebte ihn. Unglücklicherweise ist er am 31. April 2011 auf dem Weg von Kabul nach Kunduz bei einem Verkehrsunfall verunglückt. Für uns war es eine sehr schmerzliche Erfahrung, die wir niemals vergessen werden. Und jetzt haben wir niemanden mehr, der abends mit uns die Schulaufgaben macht.«
»Ich heiße Nasifa, Tochter des Khalilullah, und gehe ins zwölfte Schuljahr der Marefatschule. Ich besuche diese Schule seit meinem ersten Schuljahr. In meiner Familie leben insgesamt zwölf Personen. Meine ältere Schwester ist Hausfrau und lebt mit uns. Ich wünsche mir für die Zukunft, dass ich Anwältin werden kann, damit ich die Rechte der Unschuldigen verteidigen, all die Schmerzen behandeln und das Recht jedes Einzelnen schützen kann. Ich möchte, dass Männer und Frauen gleiche Rechte haben, weil in unserem Land die Rechte der Frau unterdrückt werden. Viele Familien lassen nicht zu, dass ihre Töchter zur Schule gehen. Die Frauen müssen helfen und Schwerstarbeit leisten. Ich möchte ihre Rechte schützen, damit die afghanischen Mädchen wie andere Mädchen auf der Welt frei, klug und gebildet sind. Ich möchte eine gerechte und faire Anwältin sein, damit Gott und der Prophet mit mir zufrieden und meine Familie und Landsleute auf mich stolz sind. Nasifa.«
»Mein Name ist Nilofer. Ich bin in der sechsten Klasse. Ich stamme aus Kabul. Wir sind in der Familie zehn Personen, Eltern, fünf Brüder und drei Schwestern. Ich liebe meine Familie. Ich mag Reis und Bohnen. Von den Farben mag ich Türkis und Rot, von den Menschen die aufrichtigen und klugen. Keine Lügner. Ich würde in der Zukunft gerne eine Ärztin werden, um mein Land von den verschiedenen Krankheiten zu befreien. Wenn man ein Land unterdrückt, leidet die ganze Menschheit, auch in anderen Ländern. Nilofer.«
»Ich heiße Feriba, Tochter von Bahaudin, und bin im vierten Schuljahr. Ich hoffe, dass es Ihnen gutgeht. Mein Vater ist arbeitslos. Er hat keine Hände, da sie amputiert wurden. Ich habe sechs Brüder. Mein ältester Bruder hat kein Bein. Meine anderen Brüder sammeln Brennmaterial. Wir leben in dem Dorf Qale. Jacob, unser Nachbar, hat uns ein Zimmer gegeben. Ich habe vier Schwestern, die mit meiner Mutter zusammen in einem Garten arbeiten. Wir haben kaum was zum Essen. Ich lerne in der Schule, und wir bekommen da Kleidung, Stifte und Hefte.«
»Ich heiße Schugofa Mohammad Alem und bin im vierten Schuljahr. Unser Haus ist vier Kilometer weit von unserer Schule entfernt. Es liegt in der Stadt Senjetak. Ich verlasse das Haus sehr früh am Morgen und bin um acht Uhr in der Schule. Mein Vater ist der Wächter der Moschee. Er macht dort das Feuer, bringt Wasser für die rituellen Waschungen vor dem Beten und fegt in der Moschee. Außerdem geht er von Haus zu Haus und sammelt Brot. Der Grund, warum ich zu der Schule gehe, ist der gute Unterricht und weil wir Stifte, Hefte und Uniform bekommen. Mein Vater ist nicht in der Lage, diese zu kaufen. Mein Onkel war drogenabhängig. Er hat sich Drogen gespritzt und ist gestorben. Die Frau von meinem Onkel hat meinen Vater geheiratet. In Zukunft möchte ich Ärztin werden, um meinen mittellosen Eltern zu helfen. Gott segne Euch.«
Andere Schüler und Schülerinnen haben ihren Brieffreunden in Deutschland, Nadia Nashir oder auch mir ihr Leben so beschrieben:
»Salam, mein Name ist Zalmai Jan und ich bin dreizehn Jahre alt, lerne in der siebten Klasse und lebe im Dorf Koja Galtan. In den Sommerferien besuchte ich die Kurse für Computer, Mathe, Chemie und Schönschreiben unter der Leitung des verehrten Herrn Mohammadzada, der sich viel Mühe gibt. Dafür bin ich ihm auch sehr dankbar. In die Schule gehe ich gerne, und ich hasse den Krieg. Ich habe auch einen kleinen Hund und einen Papagei. Im Moment habe ich meinen Kopf kahlgeschoren und trage eine große Mütze. Zum Essen mag ich Dopiasa, ein Gericht, das aus Lammfleisch, Zwiebeln, Kichererbsen und dünnem Brot besteht. Wenn ich Zeit habe, gehe ich schwimmen. Wie ich auf Deinem Bild sehe, hast
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