Es wird schon nicht das Ende der Welt sein
»Himmel, Lloyd, ich glaub, du solltest kastriert werden, dein Hirn ist dir in die Eier gerutscht.« Wir lachten alle und Lloyd guckte auf den Boden. Ich sagte, die Pommie könne nicht mal ein Katzenjunges kastrieren. Dad sagte, da hätte ich recht.
Mom kam mit der Pommie rüber. Sie sagte, ich sollte Liz zeigen, wie man die Kälber, die Schweine und Buzz fütterte. Ich beschwerte mich, also echt, warum musste ich das machen? Warum konnte Sissy sie nicht rumführen? Aber Dad guckte mich so an, da war mir klar, dass es das Beste war, die Klappe zu halten und es zu tun. Emily durfte inzwischen wieder raus aus ihrem Zimmer, sie war also auch dabei und wollte uns einfach nicht von der Pelle, wie ein Stück juckender Schorf.
Die Pommie wusste nicht mal, was ein Nuckelkälbchen war, ich musste ihr also erklären, dass es eine Art Haustier war, ein Kalb, das verwaist war und dann mit der Hand aufgezogen wurde. Sie hatte bisher noch nie ein Kalb angefasst, also hielt sie mich für einen Fachmann . Ich kapierte es nicht – warum sollten wir wollen, dass so eine totale Dumpfbacke für uns arbeitete? Alles dauerte ewig, weil so viel zu erklären war. Ich musste ganz von vorne anfangen, also wie man das Tor auf- und wieder zumachte, damit keins von den Flaschenkälbern entwischte, wie man ihre Milch anmischte, wie man sie mit dem Wasserschlauch ablenkte, damit man die Kälbertränke am Zaun anbringen konnte, ohne Milch zu verschütten, und wie man dafür sorgte, dass alle etwas abkriegten.
Als wir zu Buzz kamen, fielen der Pommie fast die Augen aus dem Kopf. Sie fand, er sah klasse aus, aber ich merkte, dass sie Angst hatte – und er auch irgendwie. Er hätte sie beinahe getreten, aber ich hab ihn weggeschubst. Ich war gerade dabei, ihr zu zeigen, wie man den Sauger auf der Flasche festhalten musste, während er die Milch trank, als er anfing zu pissen. Es spritzte vom Boden hoch und über die nackten Füße der Pommie. Sie hatte nur Flipflops an und kreischte wie ein verdammter Vollidiot. Alle Kälber stoben auseinander wie ein Schwarm Krähen, nachdem ein Schuss abgefeuert worden war, und Buzz haute ab und rannte buckelnd und tretend wie ein Rodeobulle im Pferch herum. Ich sagte zu ihr: »Was dachtest du denn? Den kriegt man nicht dazu, sich jedes Mal aufs Klo zu setzen.«
Sie sagte: »Sein Pipi war so heiß.« Als ob das eine Entdeckung wär. Darüber musste ich lachen. Was für eine Dumpfbacke. Die hatte keinen Schimmer.
Ich schenkte es mir, ihr zu erzählen, dass ich ihn abrichten wollte, damit ich ihn reiten konnte. Ich dachte, ich könnte ihn sogar Rennen laufen lassen. Dad sagte, die Araber machten das in Afrika. Ich wollte mit Buzz da hin und den Pokal für Australien holen, aber Dad sagte, das würde zu viel kosten.
Die Pommie mochte Mos Ferkel. Ich glaub, vor denen hatte sie nicht so viel Angst , weil sie kleiner waren. Aber sie waren fett genug für den Frühstücksspeck. Ich erzählte ihr, dass Mo drei Schwestern gehabt hatte: Eany, Meany und Miny, aber dass wir die gegessen hatten. Da erzählte die Pommie mir, sie sei Vegetarierin. Ich war geschockt. Dad sagte immer, das sei widernatürlich. Sie fragte mich, ob es irgendwas gäbe, was ich nicht mochte. Kürbis – igitt. Sie sagte, so ginge es ihr mit Fleisch. Vermutlich war sie deshalb so dünn.
Emily hatte sich unterdessen gelangweilt und war zurück zum Haus gegangen, aber die Pommie wollte sich noch mal Buzz ansehen. Auf keinen Fall würde ich sie allein in seine Nähe lassen, wahrscheinlich würde sie das Gatter offen lassen oder sonst was. Als wir hinkamen, zeigte ich ihr, wie man ihm ein Seil umlegte und ihn in den Einzäunungen herumführte. Er war nicht mehr so wild wie am Anfang, als ich ihn gerade erst bekommen hatte, und Dad fand, ich machte Fortschritte mit ihm. Wenn Buzz und ich zusammen gingen, war das, als wären wir Partner. Manchmal stellte er mich auf die Probe, und ich musste mir einen Stock holen und ihm eins überziehen, aber das passierte nicht oft.
Die Pommie hatte einen Fotoapparat, und andauernd machte sie Bilder von mir und Buzz, als ob wir was Besonderes wären. Sie fragte, ob sie das Seil halten könne, ich wollte das nicht, wusste aber nicht, was ich sagen sollte, also ließ ich sie. Sie legte Buzz ihre Hand auf die Backe. Da ließ sie sie liegen und streichelte ihn, so ganz sanft, nur mit ihrem Daumen. Seine Augen gingen ein bisschen zu, und er machte so ein leises, knurrendes Geräusch, als ob er schnurrte. Ich sagte,
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