Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Titel: Es wird schon nicht das Ende der Welt sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Lewis
Vom Netzwerk:
Welt. Er sagte, wir müssten ihr die Chance geben, sich einzugewöhnen. Ich sagte, er solle sie feuern, aber er hielt die Hand hoch und sagte: »Lass gut sein, Danny, ich hab schon genug zu bedenken, da musst du mir nicht auch noch mit dem verdammten Pommie-Hausmädchen in den Ohren liegen.«
    An diesem Abend kam Mum von der Arbeit und fand den Eintopf im Ofen, den die Pommie zum Abendessen gemacht hatte. Das wäre ja okay gewesen, nur hatte die Pommie vergessen, den Ofen einzuschalten. Es dauerte ewig, bis der Eintopf kochte, es war schon richtig spät, bis er gar war. Darüber war nicht nur Mum ärgerlich – alle waren stinksauer. Wir waren alle am Verhungern, als er fertig war. Mum meinte, wir wären alle schon zu müde zum Essen. Die Pommie war echt außer sich. Etwa hundert Mal entschuldigte sie sich, während wir schweigend aßen. Keiner reagierte darauf. Wir waren alle vollauf mit dem Essen beschäftigt. Schließlich guckte Mum Dad an und sagte: »Na ja, ist ja nicht das Ende der Welt, was?« Dad schüttelte den Kopf und sagte: »Nicht ganz.«
    Mir wurde klar, dass das Leben auf Timber Creek nicht so war wie da, wo die Pommie herkam. Als sie den ersten Blackfellas in ihrem Leben gegenüberstand, hätte man denken können, sie hätte ein Raumschiff gesehen. Es waren Davy Sugar und Mick und Gil Smith. Sie waren vorbeigekommen, weil sie zu Dad wollten und um ein paar Sachen aus dem Laden zu holen. Mum und Dad führen auf der Farm einen kleinen Laden, nur für die Blackfellas, die zwischen Marlu Hill und Warlawurru unterwegs sind. Sie verkaufen alles Mögliche. Dad sagt, nur den Grundbedarf. Sie verkaufen Cola in Dosen, Brot, Suppe, Gemüsekonserven, Burger, Ketchup, Lollis, Zigaretten, Munition, Kekse, Zahnpasta, Klopapier – so das übliche Zeug. Aber egal, Davy, Mick und Gil waren die ersten Kunden der Pommie, und ich glaub, sie fanden die Bedienung nicht so richtig klasse.
    Als sie kamen, war der Laden geschlossen, sie gingen also zum Haus rüber, um jemanden zu holen, der aufmachte. Die Pommie sah sie und wusste nicht, was sie machen sollte. Ich war gerade drinnen und hab einen Schluck Wasser getrunken, also hab ich gesagt, ich würde ihr zeigen, wie es ging. Mick, Gil und Davy gingen alle hinter uns her zum Laden. Gil war fast so was wie Micks Schatten. Er ging genauso wie sein Dad und hatte auch ungefähr seine Größe und seine Figur. Ich glaub, Mick ist ein ziemlich fitter, starker Typ gewesen zu seiner Zeit. Neben den beiden wirkte Davy ziemlich kurz geraten und irgendwie fett.
    Mick trug einen Hut, so einen wie ein Weißer, ähnlich wie der von Dad. Er hatte einen buschigen weißen Bart und ein Hemd und Jeans an. Gil trug auch was auf dem Kopf, aber keinen Hut wie Mick. Er hatte so eine von diesen Strickmützen aufgesetzt und sein übliches T-Shirt und Jeans an. Das T-Shirt sah aus wie aus dem Secondhand-Laden oder so. Es war total ausgeblichen. Vorne drauf konnte man gerade noch die Worte Midnight Oil erkennen.
    Davy war anders. Er war immer dreckig und roch komisch, so nach Rauch und Schweiß oder sonst was.
    Mick sagte nicht viel. Dad meinte, Mick sei ein ziemlich sparsamer Typ. Er meinte, Mick bewege sich nur, wenn er müsse. Ich glaub, wenn er nicht musste, redete er auch nicht. Davy war echt freundlich, aber er nuschelte irgendwie, manchmal war also schwer zu verstehen, was er sagte. Er übernahm immer das Reden, wenn sie zusammen kamen. Mick machte den Mund nicht auf, abgesehen vom Guten-Tag-Sagen natürlich.
    Gil nickte mir zu und fragte, wie es so ging. Ich sagte, mir würde es ganz gut gehen, und fragte, wie es ihm ging. Er stellte sich an die Tür und schaute nach draußen, als würde er was suchen. Als er wieder an den Ladentisch kam, merkte er, dass ich ihn beobachtete, und er lächelte von einem Ohr zum anderen und zeigte alle Zähne, also lächelte ich zurück. Jonny und Gil waren ziemlich gute Freunde gewesen, ehe Jonny aufs Internat ging. Danach haben sie sich nicht mehr viel gesehen – nur wenn Jonny in den Schulferien zu Hause war. Sie sind immer zusammen losgezogen – keine Ahnung, was sie gemacht haben. Jonny wollte mich nicht dabeihaben, wenn Gil da war. Ich hatte ihn eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Seine Haare waren lang geworden. Ich konnte sie unter dem Mützenrand hervorlugen sehen, er hatte ein bisschen was von einem Surfer.
    Gil nickte Richtung Liz, so als wolle er sagen, wer ist die Tusse? Das erinnerte mich wieder daran, dass sie da war. Ich erzählte ihnen,

Weitere Kostenlose Bücher