Es wird Tote geben
über dem Mund ein Klebeband, das er ihm herunterriss.
„Der hat mich getasert, die Sau!“
„Wo ist die Materna?“
„Er hat sie mitgenommen!“
„Ja, ich bin’s … Alarmeinsatz, dieser Graber hat die Materna entführt … Die Nachtigall! … Alle Ausfahrtsstraßen dicht, ruft den Bezirk zusammen und das LKA … Ja, sicher ist er gefährlich, wenn er sie entführt hat!“
44.
„Chefinspektor Stark hat mich bereits aufgeklärt“, wehrte Warstätter ab, als Schäfer beim Eintreten seines Vorgesetzten vom Schreibtisch aufstand und nach den richtigen Worten suchte, um die Situation zu erklären. Ein Drehbuchautor im Krankenhaus, der vormalige Postenkommandant überwältigt, eine Frau entführt … und trotz eines Großaufgebots keine Spur vom Täter. Und wer hatte dieses Schlamassel zu verantworten?
„Eine Sauerei ist das, eine ganz miese Sauerei.“ Der Oberst schüttelte seinen Zeigefinger in Schäfers Richtung, als wollte er jenen zum Abfallen bewegen.
„Ich weiß und ich bin mir meiner … “
„Und das als Postenkommandant! … Die Kollegen so zu hintergehen! … Wie stehen wir denn da, wenn das publik wird!?“
„Ich nehme selbstverständlich die ganze Verantwortung auf mich und werde heute noch …“
„Wieso Sie?“, bellte Warstätter, „auf keinen Fall lasse ich zu, dass Sie für die Machenschaften dieses … dieses Kameradenschweins an den Pranger gestellt werden … Haben Sie was zu trinken?“
„Ja.“ Schäfer ging zum Kühlschrank und nahm eine Flasche Weißwein heraus. Wovon sprach dieser Wüterich überhaupt?
„So!“, meinte der Oberst, nachdem er das gut eingeschenkte Glas in einem Zug ausgetrunken hatte, „wie gehen wir weiter vor?“
„Ja, also … ich gehe davon aus, dass Graber noch in der näheren Umgebung ist, auch wenn sich sein Telefon nicht orten lässt“, improvisierte Schäfer, „das ist natürlich spekulativ, aber wie ich seine psychische Konstellation einschätze, hat er sich nicht diesem Risiko ausgesetzt, um seine … also um die Frau Materna außer Landes zu bringen … allerdings steht zu befürchten, dass er sie tötet.“
„Ja“, Warstätter öffnete den Kühlschrank und schenkte sich nach, „aber auf dieser Front sind wir gut aufgestellt.“
„Sind wir?“
„Natürlich … die Cobra, die Hundestaffel, der Helikopter … den finden wir schon … aber was machen wir mit Stark?“
„Mit Stark … was hat er Ihnen denn alles erzählt?“
„Vorerst nur, was Sie auch schon wissen: die Vertuschung des Totschlags unter Mithilfe von Doktor Kettner, die Beseitigung der Leiche des Burschen … und seine hirnrissige Aktion, diesen Graber zu schnappen … wenn so etwas ein Amateur macht, der zu viele Filme gesehen hat! … Aber ein Mann seiner Erfahrung! … Alle haben wir uns täuschen lassen … Ihnen mache ich da keinen Vorwurf, Major … Sie waren ja damals noch in Wien, als das passiert ist … Jetzt geht es nur darum, den Schaden zu minimieren … nicht auszudenken, wenn diese Sache …“ Warstätter ließ sich auf den Besucherstuhl fallen, stellte sein Glas ab und rieb sich mit beiden Händen die Stirn.
„Was ist mit diesem Sanders?“, fragte Schäfer vorsichtig.
„Wer ist das?“
„Dieser Drehbuchautor … von dieser Serie, die zurzeit hier gedreht wird.“
„Was ist mit dem?“
„Er …“ Verdammt, was hatte Stark dem Oberst erzählt? „Er ist heute Nacht überfallen worden.“
„Und da sehen Sie einen Zusammenhang?“
„Es war kein Raubüberfall … der Mann wurde nie bedroht, hat sich, soweit ich weiß, zumindest hier im Ort nichts zuschulden kommen lassen …“
„Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen, Schäfer, aber bitte: Folgen Sie Ihrem genialen Instinkt … befragen Sie den Mann und ich kümmere mich einstweilen um Stark.“
„Wo ist er?“
„In Gewahrsam natürlich … aber den koche ich heute noch weich, das verspreche ich Ihnen“, Warstätter stand auf und reichte Schäfer die Hand über den Schreibtisch, „halten Sie die Ohren steif, Major, in solchen Situationen ist der interne Zusammenhalt das Wichtigste.“
„Selbstverständlich, Herr Oberst“, Schäfer stand auf und begleitete Warstätter zur Tür, „Sie können sich voll und ganz auf mich verlassen.“
Schäfer wartete zwei Minuten, lief dann auf den Parkplatz, fand keinen Wagen vor und machte sich zu Fuß auf den Weg ins Krankenhaus.
„War schon jemand hier, um Sie zu vernehmen?“, fragte er Sanders, während er sich mit einem
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