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Es wird Tote geben

Es wird Tote geben

Titel: Es wird Tote geben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Haderer
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Starks Stimme, „er wollte weg von ihr, ganz natürlich … die Luise … die beiden haben immer schon ein viel zu enges Verhältnis gehabt, nach der Scheidung ist es noch viel ärger geworden, das war eine Hassliebe und eine Abhängigkeit … früher oder später hat das …“
    „Herr Stark?“
    „Ja, ich bin noch dran … es war ja nicht das erste Mal, dass sie sich so gestritten haben … ich weiß gar nicht mehr, wie oft der Kettner oder ich da hingefahren und dazwischengegangen sind … wir hätten, ich hätte es kommen sehen müssen und was machen … aber wenn man selber involviert ist …“
    „Involviert …“
    „Ja, verknallt war ich halt …“
    „Sagen wir Du?“, räumte Schäfer ein, der auf Starks Sofa klebte, als hielten ihn zehn Männer nieder.
    „Sicher.“
    „Gut, Kurt … gib mir erst einmal die Kurzfassung.“
    „Ich hab die Nachtschicht gehabt … gegen zehn ruft der Kettner an und bettelt mich an, dass ich zur Luise kommen soll, weil was Schlimmes passiert ist … also fahre ich hin, mach die Haustür auf und …“
    „ … und da liegt der tote Sohn.“
    „Ja … Schäfer … Johannes … keine Ahnung, was da in mich gefahren ist … doch, natürlich weiß ich es … ich hab Scheiße gebaut und dafür gibt’s keine Entschuldigung.“
    „Ich kann’s mir vorstellen … wir sind nicht fehlerfrei“, meinte Schäfer, der keine Lust hatte, seinen Vorgänger in Tränen ausbrechen zu hören.
    „Nein, sicher nicht, aber so etwas hätte ich nicht machen dürfen.“
    „Also liegt der Sascha jetzt quasi unter mir.“
    „Woher … der neue Estrich, oder?
    „Und die Katze …“
    „Was für eine Katze?“
    „Die vom Sascha, die verschwunden war.“
    „Die ist wieder da?“
    „Ja, wohnt bei mir im Garten.“
    „Unglaublich … Wahnsinn, ich war so ein Dreckskerl …“
    „Das will ich nicht beurteilen … Warum hat der Kettner die Tatwaffe behalten?“
    „Den Pokal? Wo hast du den noch gefunden?“
    „Stand bis heute bei seinem Nachfolger in der Praxis … ohne den wäre ich eh nicht so schnell draufgekommen.“
    „Weil er von der Luise ist … von ihrem Jeunesse-Preis.“
    „Genau … und Blut ist auch noch drauf.“
    „Versteh ich nicht, wieso er den nicht entsorgt hat.“
    „Schlechtes Gewissen, der Wunsch, erwischt zu werden …“
    „Wahrscheinlich … geht mir auch nicht viel anders … seit du übernommen hast, habe ich eigentlich eh nur mehr auf den Anruf gewartet.“
    „Ja, der Superdetektiv … deswegen bin ich jetzt hier … weil mir der Wald so taugt …“
    „Dir hat’s letztes Jahr ordentlich die Schlapfen ausgezogen, was ich so gehört habe.“
    „Kann man so sagen, ja.“
    „Danke, dass du mich nicht zurückholen willst“, meinte Stark nach einer weiteren Brandungspause.
    „Ich darf dich anrufen, wenn ich was brauche?“ Schäfer lag nun ausgestreckt auf dem muffigen Sofa seines Vorgängers.
    „Du hast ein Bett auf Barbados, wenn du es nicht mehr aushältst.“
    „Eigentlich passt es mir ganz gut hier.“
    „Ja … der Meinung war ich auch lange Zeit …“
    Nachdem er das Telefonat beendet hatte, stand Schäfer auf, nahm eine Spitzhacke und schlug in den Boden. Ein Betonsplitter traf ihn an der Schläfe. Die Katze flüchtete verängstigt unter die Couch. Selbst gegossen hin oder her – ohne Pressluft war da nichts zu machen. Schäfer hatte jedoch ohnehin nicht vor, die Überreste von Alexander Materna auf der Stelle freizulegen. Der Hieb mit der Hacke war mehr ein symbolischer Akt der Befreiung gewesen. Fall geklärt: Luise Materna hatte ihren Sohn in einem Anfall von Eifersucht, Verlustangst oder sonstigem mütterlichen Wahnsinn erschlagen. Dann hatte sie Doktor Kettner angerufen, der wiederum Chefinspektor Stark verständigt hatte. Und die beiden Männer, zumindest halbblind vor Liebe, brachten es nicht übers Herz, die Totschlägerin der Polizei zu übergeben. Kein Wunder, dass Stark das LKA so spät verständigt hatte. Die Leiche aus Maternas Haus schaffen, alle Spuren so professionell wie möglich beseitigen, die Aussagen absprechen, die Leiche vergraben und zubetonieren – in Gedanken daran, wie es an diesem Wochenende zugegangen war, gruselte Schäfer. Er lockte die Katze unter der Couch hervor, trug sie über die Treppe hinauf und drehte das Kellerlicht ab.

30.
    Was mache ich jetzt?, fragte sich Schäfer, während er träge sein Müsli aß. Wenn er den Auftrag gab, den Kellerboden aufzustemmen, käme mit dem Skelett unweigerlich auch die

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