Es wird Tote geben
gestellt hatte und auf dessen fettige Haare starrte, „eine halbe Stunde sind nur erlogene Geschichten und Zwiebelgestank aus deinem serbischen Mulimaul gekommen … jetzt will ich was hören, sonst stopf ich dir dein Goldketterl in die Fresse, dresch es nach unten und zieh’s beim Arsch heraus !“ (Ah, endlich konnte er einmal herauslassen, was ihm in der realen Polizeiwelt schon lange nicht mehr gestattet war!)
„Beim Arsch heraus“, murmelte Sanders und ließ den Bleistift über sein Notizbuch zittern, „genial.“
„Ja, ganz große Klasse!“, bellte Lehnhart und klatschte in die Hände, „was sagst du, Saskia?“
„Na ja“, meinte die Schauspielerin, „ist vielleicht ’ne Spur too much …“
Eine halbe Stunde später zog sich Schäfer entnervt zurück, ging in sein Büro und zog sich um.
„Haben wir eigentlich so ein Schnelltestset hier?“, wandte er sich beim Hinausgehen an Plank, „du weißt schon: dieses Luminolzeugs …“
„Sicher.“ Plank kletterte über Kabel und Beine zu einem der uniformen grauen Wandschränke und holte einen Koffer heraus. „Wie’s funktioniert, wissen Sie?“
„Weiß ich, ja.“ Schäfer hob die Augenbrauen. Hallo, wer war hier seit über zehn Jahren der Mann an der Leiche?
„Zwei Minuten!“, brüllte der Regisseur durch den Raum. Zeit zu verschwinden.
Als Schäfer das Kommissariat verließ, standen auf dem Parkplatz gut dreißig Menschen, die aufgeregt in Richtung Posten blickten.
„Was ist da los?“, fuhr er die verdächtige Zusammenrottung an.
„Die drehen da drin einen Film“, erklärte ihm eine junge Frau, „mit der Saskia Weibezahl!“
„Und?“
„Kennen Sie die nicht?“, die Frau klimperte kokett mit den Wimpern, „die ist echt super!“
„Ja?“ Schäfer grinste, zumal ihm eine schelmische Vergeltungsaktion in den Sinn kam. „Na, von mir aus können Sie einen Sprung hineinschauen … das sind ganz nette Leute, die haben sicher nichts dagegen.“
„Wirklich?“
„Sicher, sicher … die Polizei ist schließlich eine bürgernahe Institution.“ Schäfer winkte, schon mit dem Rücken zur Fangemeinde, die für diesen Moment auch seine war.
29.
Dann stand er in der Küche, auf dem Tischder Jeunesse-Pokal aus Linds Praxis. Er drückte den Oberkörper nach hinten und sprühte die eben angefertigte Luminolmixtur auf den Steinsockel. Er drehte das Licht ab und nahm die Spezial-Lampe zur Hand. Chemolumineszenz positiv. Ließ man ein paar Faktoren außer Acht, von denen Schäfer die Namen vergessen hatte, befanden sich an diesem Gegenstand Blutspuren. Vom Schnitzelklopfen? Eher nicht.
Mit weichen Knien ging Schäfer in den Garten. „Miss, Miss“, rief er. Ein paar Sekunden später hoppelte die Katze an und folgte ihm ohne Zögern ins Haus. Weiter zur Kellertür, weiter die Stufen hinab, weiter in den hintersten Raum. Wo sich die Katze friedvoll auf den Betonboden legte. Schäfer stellten sich die Nackenhaare auf. Er ließ sich in das Sperrmüllsofa fallen, das Stark ihm hinterlassen hatte. Barbados. Da war es jetzt wohl früher Abend. Schäfer nahm sein Telefon zur Hand, ging das Adressbuch durch, zögerte eine ewige Minute und drückte schließlich die Wähltaste.
„Hello Austria!“, schallte eine euphorische Stimme aus der Karibik.
„Chefinspektor Stark?“, dann eine Stille, in der Schäfer sich einbildete, die Brandung des karibischen Meers zu hören.
„Ja, mit wem habe ich die heimatliche Ehre?“
„Major Schäfer, Ihr Nachfolger …“
„Oh, Herr Major … wie kann ich Ihnen helfen?“
„Wissen Sie das nicht?“
„Geht es …“, ein ewig scheinendes Schweigen, „geht es um die Luise?“
„Ja, es geht um Frau Materna … und ihren Sohn … und um Doktor Kettner und Sie.“
„Dann ist es jetzt also so weit“, meinte Stark nach einer abermaligen Pause.
„Ja, schaut so aus.“
„Wollen Sie, dass ich zurückkomme?“
„Nein“, erwiderte Schäfer „mehr als Behinderung der Ermittlungen, Verschleierung einer Straftat et cetera steht nicht gegen Sie und das ist inzwischen verjährt … da liege ich richtig, oder?“
„Ja.“
„Sie war es“, fuhr Schäfer fort, nachdem Stark offenbar die Stimme verloren hatte.
„Ja.“
„Und warum?“ Schäfer hörte ein Seufzen und dann tatsächlich ein Geräusch, das nur vom Meer kommen konnte. „Sind Sie am Strand?“
„Ja … und Sie? Im Garten oder im Keller?“
„Keller … also, warum?“
„Die Luise und der Sascha, die …“, jetzt kam Regung in
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