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Escape

Escape

Titel: Escape Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rush
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Was soll das, Anna? Ich war kurz davor, eine Grenze zu übertreten, der ich mich besser nicht einmal genähert hätte. Eine Grenze, die Sam mit Ziegelsteinen und Zement verstärkt und zusätzlich mit »Betreten ver-boten«-Schildern versehen hatte.
    Rückzug!, schrie die Stimme in meinem Kopf. So schnell wie möglich.
    Ich wuchtete die ausgewählten Klamotten über den Arm. »Ich geh das mal anprobieren«, sagte ich und hastete zu den Umkleidekabinen.
    Dort angekommen, hängte ich die Sachen an die Haken an der Wand und richtete mahnende Worte an mein Spiegelbild.
    Meine Wangen waren noch rot vor Verlegenheit. Schluss mit der Flirterei, sagte ich mir selbst. Und hör auf, Sam anzuschmachten! Verstanden?
    Ich zog meine Jeans aus und probierte eine von den neuen an. Die Beine der Schlaghose waren viel zu lang, deshalb nahm ich als Nächstes ein Bootcutmodell. Die saß perfekt. Ich überprüfte sie nach Sams Vorgaben. Leicht. Robust. Lässt sich gut drin laufen, falls nötig.
    Ich starrte mein Spiegelbild an und fragte mich, wer dieses Mädchen war, das eine Jeans danach beurteilte, wie man sich darin bewegen konnte. Mein Leben hatte sich in wenigen Tagen radikal verändert.
    Die Hose behielt ich gleich an, in der Hoffnung, dass die Kassiererin sich mit dem Preisschild begnügen würde. Als ich gerade mein Hemd ausgezogen hatte, hörte ich, wie der Mitarbeiter am Eingang zur Umkleide einen neuen Kunden begrüßte. »Hallo, wie viele Teile... Hey, Sie können nicht -«
    »Nehmen Sie das«, sagte Sam. »Wenn hier ein Typ auftaucht, der nach einem Jungen und einem Mädchen fragt, dann haben Sie uns nie gesehen.«
    »Hören Sie, ich weiß nicht...«, setzte der Mitarbeiter an.
    »Anna?«, rief Sam. »Mach die Tür auf.«
    »Was?« Ich trug doch kein Hemd, nur eine Hose und einen verwaschenen grünen BH.
    »Anna, sofort.«
    Ich ließ ihn herein. Er schloss die Tür hinter sich und schob mich in die hinterste Ecke der Kabine. Er legte einen Finger an meine Lippen und machte: »Psst.«
    Mehr als ein Nicken brachte ich nicht zustande, da fiel sein Blick auf meine Brust, die ja nur von einem BH verdeckt wurde. Wild gewordene Schmetterlinge stoben durch meinen Bauch.
    Mein Herz schlug laut bis in meinen Kopf und ich fragte mich, ob Sam das Klopfen auch hören konnte. Sein Blick wanderte wieder zu meinem Mund. Sein Finger war fort, nichts trennte uns mehr. Ich schluckte. Mein nächster Atemzug war nicht mehr als ein leichtes Beben.
    »Kann ich Ihnen behilflich sein?«, drangen die Worte des Mitarbeiters bis zu uns in die Kabine.
    Eine tiefe Stimme, die ich nicht kannte, antwortete: »Ich suche einen jungen Mann und eine junge Frau. So sehen sie aus.«
    Sam rückte noch ein Stück näher zu mir, der Geruch des neuen Mantels umfing mich. Sein Atem streifte meinen Halsansatz und jagte mir einen Schauer über den Rücken.
    »Warten Sie«, sagte der Mitarbeiter, »ich glaube, die habe ich gesehen.«
    »Wo?«
    »Hm -« Der Mitarbeiter schien ein wenig mit den Füßen zu scharren. »Hier. So vor ungefähr fünfzehn Minuten.«
    »Wenn sie noch einmal hier auftauchen«, sagte der Mann, »melden Sie sich umgehend unter dieser Nummer.«
    »Mach ich.«
    Schuhe quietschten auf dem polierten Boden, während der Mann sich entfernte. Sam wich von mir zurück und hinterließ eine schmerzhaft kalte Lücke. Ich schnappte mir ein Hemd und streifte es mir über, ich wollte fort von hier, ehe der Agent zurückkam.
    »Hallo«, rief der Mitarbeiter durch die Tür, »er ist weg.«
    Mit steifen Schultern wich Sam meinen Blicken aus und fragte: »Sind die Sachen in Ordnung?«
    Im Spiegel sah ich dabei zu, wie meine Wangen dunkelrot anliefen. Wenn Sam bisher noch nicht gewusst hatte, was ich für ihn empfand, so wusste er es spätestens jetzt. Ich war dumm genug zuzulassen, dass er mich so aus der Fassung brachte. Dumm genug zu hoffen, das wäre gerade noch weitergegangen. »Was? Ja, in Ordnung.«
    »Dann müssen wir jetzt weiter.«
    Meine Hände zitterten, während ich meine Schuhe anzog. Sam öffnete die Tür. Davor wartete der Mitarbeiter, die Augen aufgerissen, Schweiß auf der Stirn. »Mensch, das war heftig. Und das hier kann ich nicht annehmen.« Er hielt Sam ein paar Zwanzigdollarscheine hin.
    »Behalten Sie es. Und wir nehmen diese Jeans, das T-Shirt und diesen Mantel. Ich schätze, das reicht.« Er reichte ihm einen kleinen Stapel Banknoten.
    »Nein, nein. Das ist viel zu viel -«
    »Behalten Sie den Rest.«
    Sam lugte um die Ecke und suchte das

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