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Escape

Escape

Titel: Escape Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rush
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was da steht?«, fragte Trev und teilte das Hühnchen auf seinem Teller in mundgerechte Stückchen.
    Sam stürzte den Rest seines Eiswassers hinunter. »Ich versuche gerade herauszufinden, ob das ein Einfacher Caesar ist.«
    »Was ist denn ein Einfacher Caesar?«
    »Das ist eine Verschlüsselungsmethode«, erklärte Trev. »Julius Caesar hat damit die Nachrichten an seine Generäle verschlüsselt. Dabei wird jeder Buchstabe des Alphabets um drei Buchstaben verrückt. Aus A wird D, B wird zu E und so weiter.«
    »Funktioniert das in diesem Fall?«
    Sam schüttelte den Kopf.
    Cas, dessen Teller schon wieder halb leer war, schaute für den Bruchteil einer Sekunde auf. »Sammy würde niemals etwas so Offensichtliches benutzen.«
    »Wir kriegen das schon noch raus«, sagte Trev.
    Dann stieß auch Nick endlich mit einem Teller voller Gemüse zu uns. »Wieso müssen wir das überhaupt entschlüsseln? Ich wäre damit zufrieden, einfach in dem Haus zu bleiben.« Sam warf einen Blick zu Nick, der sich daraufhin versteifte. »Was denn?«, sagte er und lehnte sich vor. »Diesen ganzen Mist wieder auszubuddeln wird es nicht besser machen. Und das weißt du.«
    Sam erwiderte darauf nichts.
    »Meinst du, die Nachricht hängt mit euren Buchstaben zusammen?«, fragte ich, um die Situation ein wenig zu entschärfen.
    »Hab ich schon durchgespielt«, sagte Sam kopfschüttelnd, als er und Nick sich endlich genug angefunkelt hatten.
    Irgendwann verließen wir das Restaurant und liefen quer über den Parkplatz zu der riesigen Cook Towne Mall. Unser erster Anlaufpunkt war ein Handyladen, wo Sam zwei Telefone mit Prepaidkarten kaufte. Trev bekam eins der Handys, Sam behielt das andere. Dann trennten wir uns. Cas und Trev machten sich auf den Weg zu einem Sportgeschäft, Nick verschwand in einem Buchladen mit Cafe und murmelte dabei, dass er Koffein dringender brauche als eine neue Hose.
    Sam und ich gingen in einen der trendigeren Klamottenläden, der sich zwischen dem Buchladen und einem edlen Kerzengeschäft befand.
    »Nach was darf ich mich denn umsehen?«, fragte ich.
    Zum ersten Mal, seit er das Labor verlassen hatte, wirkte Sam extrem angespannt. Seine Hände hingen zu losen Fäusten gekrümmt neben seinem Körper, so als wäre er unsicher, was er mit sich anfangen sollte. Sein Blick flog hin und her, er prägte sich die Ausgänge ein, wobei ich mich fragte, ob er einen Angriff oder nur die Anprobe fürchtete.
    »Nach allem, was du willst«, sagte er und verschwand hinter einem Kleiderständer mit T-Shirts.
    Ich ging zur Jeansabteilung und wühlte mich durch die verschiedenen Größen, bis ich ein paar Schnitte gefunden hatte, die mir gefielen. Dann kam ich an einer Kollektion von Herbströcken und Pulloverkleidern vorbei und blieb vor einem Ständer mit Fleeceschals stehen. Ein Schal in kräftigem Lila hatte meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen, weil er mich sofort an das Bild meiner Mutter erinnerte. Sie trug darauf einen Schal, der diesem hier sehr ähnlich war. Ihrer war sicher nicht aus Fleece gewesen, zumindest konnte ich mir das nicht vorstellen, weil er glänzte und in großen Wellen um ihren Hals lag.
    Urplötzlich überfiel mich grenzenloses Heimweh. Ich ließ das Material des Schals durch die Finger gleiten und dachte an all die Dinge, die mein früheres Leben ausgemacht hatten. Ich fragte mich, wie viel davon wahr war. Meine Mutter. Mein Vater. Mein Zuhause. Das Labor.
    Und wenn am Ende dieser Irrfahrt wirklich meine Mutter wartete, was dann? Ich fürchtete mich vor dem, was dieses Wiedersehen in mir auslösen würde. Ich fürchtete mich vor dem Moment, in dem ich mir eingestehen musste, dass mein Vater mich wirklich angelogen hatte.
    Ich schnappte mir ein paar langärmlige Hemden und spontan gleich noch den Schal. Auf dem Weg zur Anprobe traf ich auf Sam. Er hatte seinen Mantel ausgezogen und probierte einen neuen an. Der neue war aus dickem schwarzem Segeltuch gemacht, hatte einen Reißverschluss und zusätzlich eine Knopfleiste. Dieser Mantel passte besser zu ihm als alles andere, was ich bisher an ihm gesehen hatte. Die Grundausstattung im Labor, graue Hose und weißes T-Shirt, war ihm nie gerecht geworden.
    »Nimmst du den?«, fragte ich.
    Er klappte den Kragen hoch. »Keine Ahnung. Ich habe ja einen Mantel, aber dieser ist viel praktischer. Dick, aber leicht. Lässt sich gut drin laufen.«
    »Und er sieht toll aus.«
    Sein Blick schoss hoch und traf mich wie ein Blitz. Eine Frage hing unausgesprochen zwischen uns.

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