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Escape

Escape

Titel: Escape Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rush
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deine Erinnerungen. Wenn du dich in Ruhe hinsetzt und darüber nachdenkst, wirst du merken, dass du nicht weißt, welche Farbe dein Zimmer in Wirklichkeit hatte. Oder was du gefrühstückt hast.«
    Verunsicherung lähmte mich. »Aber ich weiß, welche Farbe mein Zimmer hatte.«
    »Dann sag mir, welche.«
    Draußen bellte ein Hund. Suras Hund?
    »Es war -« Ich versuchte, mir die Wohnung und das Zimmer vorzustellen. Wo das Bett stand. Wo der Schrank. Welche Farbe hatten die Wände? Lila. Waren sie nicht lila gewesen?
    Der Hund jaulte auf. Ich hörte, wie eine volle Tasche auf dem Boden im Flur oben landete.
    »Anna«, rief Sam. »Los jetzt!«
    »Als ich aus der Sektion ausgeschieden bin«, erklärte Sura gehetzt, »haben die gerade getestet, wie man alte Erinnerungen löschen und durch neue, falsche ersetzen kann. Ich glaube, das haben sie -«
    Eine Fensterscheibe im Wohnzimmer zersplitterte und Blut spritzte vor mir durch die Luft. Sura kippte nach vorn und riss mich mit sich. Ich stürzte mit voller Wucht auf die Kante einer Stufe.
    »Sura?« Ich schüttelte sie, doch sie reagierte nicht.
    Als ich sie von mir runterschob, starrte sie mich aus weit aufgerissenen, leeren Augen an. Ein Einschussloch prangte mitten auf ihrer Stirn. Ich krümmte mich, würgte.
    Jemand schob mir seine Hände unter die Arme. Zog. Zerrte. Beförderte mich auf die Füße. Blut hatte mein T-Shirt durchnässt. Blut und irgendwas anderes, Fleischiges. Ich kreischte und wischte panisch darüber, um es loszuwerden. Weg damit!
    Cas erschien gerade am unteren Treppenabsatz, als die Eingangstür in tausend Teile zersplitterte. Ein Schuss war zu hören und Cas fiel auf die Knie.
    Sam zog mich mit, während ich schrie: »Steh auf, Cas! Steh auf!«
    Eine zweite Kugel traf ihn an der Schulter und er kippte rücklings die paar Stufen hinunter, die er gerade noch hochgestiegen war. Männer marschierten ins Haus, Gasmasken verdeckten ihre Gesichter. Ein weiteres Fenster zerbrach und etwas Schwarzes, Zylindrisches landete mit einem Rumms auf dem Boden. Gas zischte heraus. Hinter mir schrie Nick.
    »Cas!« Meine Stimme verlor sich im Dröhnen vieler Stiefel. Ich versuchte, mich aus Sams Armen zu befreien, die sich um meine Taille klammerten. Cas lag dort auf dem Boden, Blut quoll aus seinen Wunden und färbte sein weißes Hemd rot. Seine Augen waren geschlossen.
    Sam hob mich kurzerhand hoch und trug mich in mein Zimmer, wo Nick bereits stand, eine Tasche über der Schulter. Er öffnete das Fenster, der Wind blies die Vorhänge ins Zimmer. Kaum hatte Sam die Kommode vor die Tür geschoben, wurde von der anderen Seite dagegengeschlagen. Und was, wenn das Cas war? Und wo steckte Trev?
    Nick wuchtete mich mit einem Ruck zum Fenster. »Raus aufs Dach«, sagte er und ich krabbelte hinaus. Die rauen Schindeln rissen mir die Haut an den Händen auf und der Wind blies beißend um meine Arme.
    »Wir können doch Cas nicht zurücklassen«, protestierte ich.
    Nick kletterte nach mir durchs Fenster, zuletzt Sam. Sie hielten sich geduckt und bugsierten mich vorwärts, bis zum Rand des Daches. Wir lugten nach unten. Ein Agent stand zwischen Haus und Garage. Sam zeigte auf ihn und Nick nickte. Was meint ihr damit?, hätte ich am liebsten gefragt.
    Sam hockte sich hin und sprang vom Dach. Ich keuchte. Nick presste mir eine Hand auf den Mund und fing den Schrei ein, noch bevor ich ihn ausgestoßen hatte. Er flüsterte mir so nah ins Ohr, wie es ging: »Wenn du dein verfluchtes Maul nicht hältst, sind wir alle tot.«
    Ich bemühte mich zu nicken, dann ließ er mich los. Als wir beide wieder nach unten sahen, lag der Agent reglos im Dreck. Sam machte ein Zeichen, wir sollten runterkommen.
    Er wollte, dass ich da runtersprang? Nein. Nein. Ich konnte nicht. Das waren zwei Stockwerke. Ich sank zurück.
    »Er fängt dich«, flüsterte Nick.
    »Ich kann nicht.«
    Seine stahlblauen Augen wurden schmal. »Also gut. Aber nicht schreien.« Er legte seine Hand auf meinen Rücken und gab mir einen Schubs. Ich stolperte mit rudernden Armen über den Rand, die Haare flatterten mir ins Gesicht. Der Himmel verschwamm vor meinen Augen und dann war ich schon in Sams Armen, der mich auf die Füße stellte.
    Nick folgte mir mit einem eleganten Sprung und landete fast lautlos, als ein weiterer Agent um die Hausecke bog. Er rammte dem Agenten das Knie in den Bauch und den Ellbogen auf den Hinterkopf. Der Mann brach zusammen. Noch ein Agent tauchte auf. Nick lenkte ihn ab, sodass Sam sich von der

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