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Escape

Escape

Titel: Escape Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rush
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Moment, bis ich wieder wusste, wo ich war und dass ich gar nicht mehr in den Keller laufen musste, um Sam zu sehen.
    Ich stellte beide Füße auf den Boden, die alte Gewohnheit saß so tief in mir drin, dass jeder Nerv, jede Zelle, jeder Muskel mir befahl, runterzugehen. Während ich die Treppe hinunterstieg, ließ der Feuerschein die dünnen Schatten des Geländers an der Wand tanzen. Draußen vor dem Fenster rieben die Äste der Bäume gegeneinander und verhakten sich. Über das Haus hatte sich die gespenstische Stille gesenkt, die immer nachts eintrat, wenn alles zum Stillstand kam.
    Sam lag bäuchlings auf dem Sofa, die Augen geschlossen, die Hände unter einem Kissen vergraben. Verwundert bemerkte ich, dass ich ihn noch nie wirklich hatte schlafen sehen, abgesehen von den Malen, als er betäubt in seiner Zelle gelegen hatte. Wenn ich ihn je so angetroffen hätte, wäre ich völlig fasziniert davon gewesen, wie normal und friedlich er aussehen konnte. Im wachen Zustand war er nämlich alles andere als normal.
    Langsam näherte ich mich der Couch, blieb kurz davor stehen und beobachtete, wie seine Schulterblätter sich hoben und senkten, um mich davon zu überzeugen, dass er noch atmete. Um mich davon zu überzeugen, dass sich in den paar Stunden, die ich ihn nicht gesehen hatte, nichts verändert hatte.
    Als ich den ersten Schritt auf den Sessel vorm Kamin zu machte, weil ich mich für ein paar Minuten am Feuer aufwärmen wollte, sprang Sam auf, presste mich gegen die Wand und hielt mir seine Pistole an die Schläfe.
    Keuchend sagte ich: »Sam, ich bin's.«
    »Anna.« Er lockerte seinen Griff.
    »Tut mir leid«, war alles, was ich hervorbrachte.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, nein, ich hätte nicht -«
    »Ich habe mich angeschlichen, ich hätte es besser wissen müssen.«
    Er legte die Waffe auf den Tisch rechts von mir. »Habe ich dir wehgetan?« Er nahm mein Gesicht in beide Hände, meine Haut fing an zu kribbeln.
    »Nein, es geht mir gut.«
    Selbst in dem Halbdunkel erkannte ich den leicht verwirrten, verlorenen Ausdruck in seinen grünen Augen. Als hätte er ein Gespenst gesehen. Er machte einen Schritt zurück.
    »Was ist los?«, fragte ich.
    Ihm entwich ein Seufzer. »Je länger ich nicht mehr im Labor bin, desto mieser fühle ich mich.«
    »Liegt das an den Flashbacks?« Sein Schweigen war ein klares Ja. Obwohl ich die Antwort gar nicht wissen wollte, war die Frage über meine Lippen, ehe ich sie aufhalten konnte. »Kommt Dani darin vor?«
    Er schaute weg. »Ich hab sie im Stich gelassen.«
    Ein Gefühl überwältigte mich - Besitzanspruch? Jedenfalls war es so stark, dass ich kaum noch Luft bekam. Ich wollte, dass er mir gehörte und niemand anderem. Was hatte dieses Mädchen, das ich nicht hatte? Konnte sie ihn mir nach all den langen Jahren einfach so wegnehmen?
    Doch wieso überhaupt wegnehmen, Sam und ich waren ja nicht mal zusammen. Dabei hatte ich immer gedacht, Sam könnte gar nicht lieben, zumindest nicht auf eine so vorbehaltlose Art, von der jedes Mädchen träumte. Doch vielleicht hatte der alte Sam das alles gekonnt. Vielleicht hatte er Rosen gekauft, kitschige Liebesgedichte geschrieben und mit dem Mädchen seiner Träume Händchen gehalten. Wenn er nun langsam wieder Zugang zu seinen Erinnerungen fand, war es sicher nur eine Frage der Zeit, bis ich ihn für immer verlieren würde.
    Ich wandte mich ab, wollte fort, doch er hielt mich am Handgelenk fest. »Warte«, sagte er. »Ich weiß, was du denkst.«
    »Was denn?«
    Seine Lippen wirkten röter, feuchter. Mein Herz klopfte von innen gegen meine Rippen.
    »Es steht dir ins Gesicht geschrieben.« Er strich mir eine Strähne aus der Stirn. »Ich werde nicht verschwinden.«
    »Das habe ich auch nie behauptet.« Doch meine Stimme war nicht mehr als ein unsicheres Flüstern.
    Seine Hand legte sich an meine Taille, unsere Blicke trafen sich. Seine Finger berührten meine nackte Haut direkt unter dem Saum meines T-Shirts. Jeder meiner Nerven summte zur Antwort.
    »Sam«, sagte ich, doch alles Weitere, was ich sagen wollte, was ich sagen sollte, blieb unausgesprochen.
    Er neigte sich vor und drückte seinen Mund auf meinen, erst federleicht, dann heftiger. Mein Puls beschleunigte unendlich, denn er atmete dabei aus, als hätte er viel zu lange die Luft anhalten müssen.
    Meine Hände glitten seine starken Oberarme hinauf, während er mir durch die Haare fuhr und damit kleine Hitzewellen durch meinen Körper jagte. Er presste sich gegen mich, als

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