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Escape

Escape

Titel: Escape Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rush
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warf mir einen Blick zu. »Na, das ist doch logisch. Wir sollten niemals entkommen, doch nun, wo es passiert ist, wissen sie, dass wir vielleicht die Sachen finden, die Sam der Sektion gestohlen hat. Jetzt müssen sie irgendwie den Schaden begrenzen.«
    Trev stellte einen Radiosender mit klassischem Rock ein. Wenn Cas hier gewesen wäre, hätte er etwas mit Popmusik verlangt. Sein Verlust traf mich plötzlich und intensiv. Es hatte nicht viel gefehlt und auch er hätte entkommen können. Vielleicht, wenn ich ihm geholfen hätte...
    Ich legte mein Gesicht in beide Hände und versuchte, das Bild von Cas aus meinen Gedanken zu löschen. Cas, wie er da reglos und blutend auf dem Boden gelegen hatte.
    Bitte, bitte, sei nicht tot, dachte ich. Bitte.
    »Dann fahren wir jetzt nach Port Cadia?«, fragte Trev.
    »Ja«, sagte Sam, »und zwar so schnell wie möglich. Bevor sie uns einholen.«

28
    »Wach auf. « Ich öffnete die Augen. Sam hatte sich durch die Tür des SUV hereingelehnt. Seine Hand lag sanft auf meiner Schulter. Die Erschöpfung hatte mich immer noch unerbittlich im Griff und es fiel mir schwer, die Augen offen zu halten, während ich mich aufrichtete und dann den Rücken überstreckte, um meine schmerzenden Muskeln ein wenig zu lockern. Noch nie zuvor hatte ich meinen Körper so sehr an seine Grenzen getrieben und allmählich forderte dies seinen Tribut. Ich fühlte mich wie eine Brezel mit all ihren Knoten.
    Ich wusste nicht, wie spät es war, doch die Dunkelheit verriet mir, dass ich nicht allzu lange geschlafen haben konnte. »Wo sind wir?«
    »Port Cadia. Ich habe uns ein Zimmer gemietet.«
    Hinter uns summte ein orangefarbenes Schild, doch sonst war alles wie ausgestorben. Was für ein enttäuschender Empfang. Wir hatten alles riskiert, um diesen Ort zu erreichen, und jetzt gab es nicht mal was zu sehen. Und Cas war nicht mehr bei uns. Ich schloss kurz die Augen, in der Hoffnung, es wäre nicht wahr, wenn ich nur fest genug daran glaubte.
    »Wir werden ihn wiederfinden.« Sam versuchte, optimistisch zu klingen, doch seine Stimme verriet, dass er ähnlich bekümmert war wie ich.
    »Sie haben ihn erschossen.«
    »Cas ist stark.« Er hielt mir die Tür des SUV auf und ich rutschte vom Sitz, die Nachtkälte ließ mich erschauern. Er zwang mich, ihn anzusehen, indem er mich mit dem Daumen anstupste. »Wir werden ihn wiederfinden«, wiederholte er. »Das verspreche ich dir.«
    Mehr als ein Nicken brachte ich nicht zustande.
    Trev, noch hinterm Steuer, räusperte sich. »Wir sind in ein paar Minuten zurück.« Zu mir sagte er: »Wir fahren schnell tanken, sollen wir dir was mitbringen?«
    »Nein danke.«
    Schon waren sie unterwegs und ich folgte Sam auf dem überdachten Weg des Motels. Wir passierten braune Metalltüren, an denen oberhalb der Gucklöcher die Zimmernummern angebracht waren. Sam blieb vor Zimmer 214 stehen und steckte den Schlüssel ins Loch. Die Tür öffnete sich mit einem Ruck. Er schaltete das Licht ein, sofort kniff ich die Augen zusammen.
    Ich ließ mich auf den Stuhl am Tisch plumpsen und verschränkte die Arme vor der Brust. Mir fehlte meine Jacke. Mir fehlte Cas. Mir fehlte Dad und das Farmhaus. Mir fehlte es, normal zu sein.
    Sam setzte sich mir gegenüber und holte ein paar zerknitterte Blätter aus seiner Hosentasche - die Spur, die er sich selbst gelegt hatte. Noch immer hatten wir keine Lösung für das Rätsel. Wir hatten keinen blassen Schimmer, was wir eigentlich suchten und wo genau wir danach suchen sollten.
    Ich legte meine Hände übereinander auf den Tisch und meinen Kopf darauf, ich war selbst zum Nachdenken zu erschöpft.
    »Was hat Sura zu dir gesagt? Auf der Treppe?«
    Ich schnellte hoch und sah in seine Augen. Er beobachtete mich voller Mitgefühl. Ich schluckte. »Hast du irgendwas davon aufgeschnappt?«
    »Genug, um mein Interesse zu wecken.«
    Also erzählte ich es ihm. Alles. Ich wollte es loswerden, bevor Nick zurückkam und seine Schlüsse daraus ziehen würde. Ich wusste ja nicht mal, was ich selbst davon hielt.
    Plötzlich erinnerte ich mich an eine Zeichnung, die ich vor gar nicht so langer Zeit angefertigt hatte. Darauf war ein Mädchen mitten in einem verschneiten Wald zu sehen gewesen, Teile lösten sich von ihr und lösten sich auf. Hatte mir mein Unterbewusstsein damit etwas sagen wollen?
    »Was, wenn ich wirklich ein Instrument der Sektion bin?«, fragte ich, als ich am Ende meines Berichts angelangt war. »Was, wenn du mir wirklich nicht trauen kannst?

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