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Escape

Escape

Titel: Escape Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rush
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könnte er mir gar nicht nah genug sein, und ich hielt dagegen. Weil ich nicht nah genug war. Weil ich die ganzen letzten Jahre meines Lebens gehofft hatte, ihm näher zu sein.
    Ich ließ meine Hände an ihm hinabgleiten, über seine muskulösen Flanken. Nun wanderten meine Hände unter sein Hemd und eine Stimme in meinem Kopf schrie auf: Langsam, was machst du denn da? Doch ich ignorierte sie.
    Meine Berührung schien ihn aufzuheizen, und als sein Mund meinen wiederfand, musste ich mich gegen die Wand fallen lassen, plötzlich nicht mehr sicher, noch aufrecht stehen zu können.
    Wenn er wollte, war ich zu allem bereit. Zu allem. Und als sich mein Verstand allen Möglichkeiten öffnete, hörte Sam auf.
    »Anna«, sagte er. Seine Stimme war heiser, aber bestimmt.
    Durch die Art, wie er mich ansah, seine Finger immer noch gegen meine Wangen gepresst, wusste ich genau, was er dachte.
    Wir sollten das nicht tun.
    Und vielleicht hatte er recht. Aber ich wollte noch so viel mehr von ihm.
    Ich rutschte ein Stück zur Seite und strich mit zitternder Hand mein T-Shirt glatt. Dabei versuchte ich, nicht auf das bisschen durchtrainierten Bauch zu gucken, das immer noch unter seinem Hemdsaum hervorlugte, doch es gelang mir nicht. Wenn ich ihn schon nicht berühren durfte, wollte ich ihn wenigstens mit Blicken abtasten und nie wieder damit aufhören.
    »Anna«, wiederholte er, doch mehr kam nicht. Vielleicht bedeutete das, dass zum ersten Mal er derjenige war, dem es die Sprache verschlagen hatte.
    »Dann bis morgen früh«, sagte ich, was viel härter klang, als ich beabsichtigt hatte.
    Ich wartete keine Antwort ab. Ich verließ das Wohnzimmer, so schnell es ging. Weg vom Feuer, weg von Sam. Die Kälte überfiel mich wieder, kroch mir die Arme hinauf.
    Was hatte ich mir denn dabei gedacht?
    Doch ich hatte nicht gedacht. Ich dachte noch immer nicht, und genau das war das Problem. Wenn ich in all den Jahren etwas über Sam gelernt hatte, dann, dass alles, was er sagte und tat, gut geplant war.
    Und dieser Kuss... Der war nicht geplant.
    Ich wollte nichts wie zurück in mein Zimmer, mich dort verkriechen, bis die Sonne aufging. Doch auf halber Treppe kam Sura mir entgegen, die Augen vor Schreck geweitet, das Haar offen und wild.
    »Schnappt euch eure Sachen«, rief sie. »Connor hat euch gefunden.«

27  
    Sam schwang sich über das Geländer und landete auf der Stufe über mir. Er wuchtete Sura an die Wand, rammte ihr die Pistole mit solcher Wucht unters Kinn, dass sich ihr Kopf gewaltsam in den Nacken legte.
    »Haben Sie ihn hierher gelotst?«, entfuhr es ihm.
    Sura versuchte, den Kopf zu schütteln, doch Sam hielt sie so fest, dass es nicht gelang. »Nein, das schwöre ich. Ich bin auf deiner Seite, Sam.«
    »Woher wissen Sie dann, dass Connor unterwegs ist?«
    Sie schluckte. »Ich hatte einen meiner Kontakte um Hilfe gebeten. Der hat sich gerade zurückgemeldet.«
    »Wer ist dieser Kontakt?«
    »Niemand, den du kennst.«
    Eine Schweißperle lief Sams Schläfe hinunter. »Wie lange haben wir noch?«
    »Zehn Minuten.«
    »Scheiße.« Er steckte die Waffe weg und rannte die restlichen Stufen hoch, nahm immer zwei auf einmal, um die anderen zu wecken. Einer von ihnen war vermutlich draußen und hielt Wache, aber ich wusste nicht, wer.
    Suras Blick begegnete meinem. »Ich habe euch nicht verraten«, sagte sie. »Das würde ich nie tun.«
    »Das würde ich gerne glauben -«
    Sie kam eine Stufe tiefer, auf mich zu. »Das ist jetzt egal. Hör zu. Mein Kontakt hat mir noch etwas erzählt, etwas über dich.«
    Ich prallte rückwärts gegen das Geländer. »Über mich?«
    Ihre Haare hingen in dichten, großen Locken über ihre Schultern. »Was ist das Erste, an das du dich erinnern kannst?«
    Nick stürzte durch den Flur im ersten Stock. Irgendwo dort oben wurde eine Tür aufgerissen.
    »Anna! Denk nach.«
    Ich versuchte, mich zu konzentrieren. »Was soll denn das? Wozu soll das jetzt gut sein?«
    »Wo hast du gewohnt, bevor du ins Farmhaus gezogen bist? Bevor du die Jungs im Labor entdeckt hast?«
    Cas sauste an uns vorbei die Treppe hinunter. Das hieß, Trev war draußen.
    »In der Stadt. In einer Wohnung.« Ich lief die Treppe hinauf. »Ich muss meine Sachen holen. Ich -«
    Ihre Hand umschloss meinen Unterarm. »Wo lag die Wohnung? Im Erdgeschoss? Höheres Stockwerk?«
    »Höheres Stockwerk.«
    »Welche Farbe hatte dein Zimmer?«
    »Ich muss jetzt los!« Ich riss mich von ihr los.
    »Sie sind falsch, Anna.«
    Ich erstarrte.
    »All

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