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ESCORTER (German Edition)

ESCORTER (German Edition)

Titel: ESCORTER (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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erstarrt saß Doreé am Boden. Das war ihr Werk. Sie war schuld, dass die Dämonen das Refugium betreten konnten. Nur vage bekam sie mit, dass jemand sie unter den Achseln fasste. »Du musst gehen«, zischte es neben ihrem Ohr. David. Fast brutal zerrte er sie auf die Füße und schob sie Richtung Tor. Sie fühlte sich benommen, schaffte es kaum, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Einer der Nephilim stürzte zu Boden. Sein riesiger Leib hätte sie unter sich begraben, wenn David sie nicht zur Seite gerissen hätte. »Doreé, verdammt, reiß dich zusammen«, schimpfte er.
    Luzifer blutete aus einer Vielzahl von Wunden, doch er stand wacker und kämpfte.
    Vor dem Wirbel stoppte Doreé abrupt.
    »Was ist?«, zischte David.
    »Ich gehe nicht ohne dich«, stieß sie hervor und wandte sich um.
    David streckte seinen Arm in den Wirbel. Sofort schoss ein Blitz hervor und katapultierte ihn mit einem Zischen wieder hinaus. »Ich kann nicht, Doreé.«
    »Und Jakob?« Panisch suchte sie ihren Bruder. Gäap stieg in die Höhe und stieß seinen gespaltenen Huf in Jakobs Brust. Jakob flog rückwärts und schlug hart auf dem Felsen auf. Bei dem Anblick fuhr ein zorniges Kribbeln durch Doreés Körper. Das Scheusal durfte nicht gewinnen.
    »Du kannst ihn nicht retten. Wenn du bleibst, war alles umsonst.« Panik verzerrte Davids Stimme. »Bitte. Du musst gehen. Wir kommen klar.«
    Jakob richtete sich auf. Ihre Blicke begegneten sich. Ich gehe nicht ohne dich , versprach Doreé stumm. Und Jakob verstand.
     
     
    * * *
     
     
    Klarer als je zuvor erkannte Jakob seine Bestimmung. Er war derjenige, der sich mit dem Dämon hätte verbinden sollen, nicht Doreé. Doreé war die Tochter des Boten. Die Gute. Er hingegen war ein Escorter, wie seine Mutter. Nur mächtiger, größer, schrecklicher.
    Er öffnete das Gefängnis, ließ die Verlorenen hinaus. Spürte, wie sie sich verteilten, ihn mit Dunkelheit erfüllten wie schwarze Tinte, die durch seine Adern floss. Sie umschmeichelten ihn, von innen und von außen.
    »Sieh … mich … an …«, stieß er mühevoll hervor. Der Klang seiner Stimme erschreckte ihn. Tief und fremd kam sie ihm vor. Doch es war seine Stimme. Eine mächtige Stimme. Er musste nur noch lernen, sie zu gebrauchen.
    Er hörte Doreés Schrei, sah das Entsetzen in ihrem Blick angesichts seines wahren Ichs. Ihre Betroffenheit perlte an ihm ab wie Wasser von Stein, es berührte ihn nicht, ebenso wenig die Angst, die ihr aus jeder Pore drang. Gefühle schwächten ihn nur. Er war Legion. Gebieter über die verlorenen Seelen, die eine Heimstatt in seinem Körper gefunden hatten. Der geflügelte Hengst trat auf ihn zu, durchbohrte ihn mit seinem feurigen Blick. Jakob hielt ihm stand, erwiderte ihn sogar. Die Verlorenen gaben ihm Kraft. Wispern in seinem Ohr. So viele böse Seelen in ihm, er musste allen eine Stimme geben.
    »Wer bist du?«, donnerte Gäap.
    »Legion ist mein Name, und ich bin viele«, erwiderte Jakob. Woher die Worte kamen, konnte er nicht sagen, nur dass sie die Wahrheit waren. Dies war das Vermächtnis seiner Mutter. »Lass meine Schwester gehen, sie ist nicht die Richtige für dich.«
    Gäap musterte ihn, seine Nüstern blähten sich. »Sie wird meine Sklavin sein«, entgegnete er schließlich. »Ich werde sie tausend Jahre und länger demütigen und foltern, bis sie nichts mehr ist als eine leere Hülle, die sich selbst verzehrt.«
    Ein Zittern durchlief seinen mächtigen Leib, als er das sagte. Scheinbar erregte ihn die Vorstellung. Aus den Augenwinkeln sah Jakob, wie Luzifer kämpfte. Um sein Leben kämpfte. Zwei Nephilim lagen erschlagen am Boden. Ihre Körper tränkten den Fels mit schwarzem Blut, verunreinigten ihn für alle Zeit. Nie wieder würde der Gipfel des Berges Zion Luzifers Heimstatt sein. Die Schlange wand sich an des Lichtbringers Körper empor. Nicht mehr lange, und sie würde seinen Hals erreichen.
    Doreé hatte tatsächlich Verrat gebracht. War sie vielleicht doch wie er? Aus irgendeinem Grund widerstrebte Jakob der Gedanke und sorgte dafür, dass er sich wieder an sein altes Ich erinnerte. An den Jakob, der gegen seine Dunkelheit kämpfte, der gut sein wollte. Zitternd zwang er die Verlorenen zurück in seinen Körper. Er durfte sich nicht gehenlassen, auch nicht im Angesicht des Todes. Wenn er sterben musste, dann wollte er für seine Schwester sterben. Sie retten durch seinen Tod.
    »Komm, Jakob, schnell«, rief Doreé über das Tosen des Wirbels hinweg.
    Ich kann nicht , wollte er

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