Esper in Aktion
übereinander und fuhr sich mit der Hand über das rotblonde Haar, das mit einem Mal nach allen Richtungen abzustehen schien.
Als Alison die kleine Zeremonie des Kaffee-Einschenkens beendet hatte, lehnte sie sich zurück und betrachtete ihn aus blaugrünen Augen. »Vermutlich möchtest du wissen, weshalb ich dich bat, heute vormittag allein hierherzukommen.«
»Hm – ja.«
Ihr Blick wurde schärfer. »Du hast mit Susan wirklich nicht darüber gesprochen?«
»Natürlich nicht – Ihre Ausführungen zu diesem Punkt waren klar und deutlich.«
Alison nickte. »Gut. Ich fand, daß es höchste Zeit zu einer kleinen Aussprache zwischen uns beiden war.«
»Worüber denn?«
»Über Susan natürlich. Schließlich ist das arme Kind im siebten Monat.«
»Damit sagen Sie mir nichts Neues«, sagte Jerry erregt, aber er bereute den Ausbruch sofort. Vielleicht tat er ihr unrecht – nur, bei Alison klang jeder Satz wie ein stiller Vorwurf.
Alison zog eine der sorgfältig nachgezeichneten Augenbrauen hoch. »Als Mutter mache ich mir natürlich Sorgen um sie. Diese Kopfschmerzen, die in letzter Zeit immer häufiger auftauchen – ich bin mit ihrem Gesundheitszustand gar nicht zufrieden.«
»Doktor Singh versicherte ihr, daß es nichts als eine nervöse Reaktion sei.«
»Möglich – aber es könnte sich auch um ein Frühstadium von Urämie handeln. Susan hat viel von mir, und ich litt während der Schwangerschaft sehr unter dieser Krankheit. Sie braucht äußerste Schonung und die beste Pflege.«
»In diesem Falle wäre es wohl günstiger gewesen, auf die anstrengenden Einkaufstouren zu verzichten, die Sie mit ihr ins West End unternahmen«, erklärte Jerry. »Sie kam. jeden Abend todmüde heim.«
»Ich hatte den Eindruck, daß es ihr Spaß machte«, sagte Alison. »Ihre Garderobe ließ auch zu wünschen übrig. Die meisten Kleider waren für ihren Zustand völlig ungeeignet.«
»Sue hat sich nie beklagt.«
»Natürlich nicht. Sie ist sehr – loyal. Aber du wirst ihr doch ein paar hübsche Dinge gönnen. Schließlich …«
»Schließlich kann ich sie nicht bezahlen – das wollten Sie doch sagen?« Obwohl Jerry um Selbstbeherrschung kämpfte, war er bei Alisons letzten Worten aufgesprungen.
»Nun, kannst du es?«
Plebejischer Schwiegersohn nimmt die erwartete Neidhaltung an, dachte Jerry bitter. Verdammtes Weib! Was man auch sagte, was man auch tat, immer schlug sie einen Vorteil für sich heraus!
»Also schön, worum geht es?« sagte er. »Wieder eines dieser reizenden Plauderstündchen über meine Zukunftsaussichten? Wenn ja, dann will ich Ihnen etwas verraten, Mrs. Humphreys. Diese Stufe ist endgültig vorbei. Ich bin nicht mehr der hergelaufene Kerl, den Ihre geliebte Tochter zur Begutachtung ins Haus schleppte – ich bin Sues Mann!«
Die blaugrünen Augen glitzerten einen Moment lang, aber Alison Humphreys blieb Dame. »Mein lieber Junge – du bist so empfindlich! Hör mir jetzt einmal vernünftig zu! Und versuche zu begreifen, daß es mir nur um das Wohl von Susan und dem Kind geht.«
Jerry verschluckte die wütende Bemerkung, die ihm auf der Zunge lag. Vielleicht benahm er sich wirklich zu stur und eifersüchtig. Vor einem Jahr, als er Sue heiratete, waren die Aussichten glänzend gewesen. Er verkaufte einen guten Teil seiner Arbeiten, und sie hatte einen anständig bezahlten Posten als Sekretärin. Seit damals hatte sich einiges geändert. Unter dem Druck der allgemeinen Finanzlage hatten Private View und verschiedene andere Zeitschriften, die er regelmäßig belieferte, pleite gemacht. Dazu kam, daß Sue nicht mehr arbeitete.
Vor einem Jahr hatte man ihm zwei Redaktionsstellen angeboten, die er hochmütig ablehnte, weil er sich von freiberuflicher Arbeit mehr versprach. Heute war nichts mehr zu vergeben, und die Leute, die in den Redaktionen saßen, klammerten sich fest an ihre Posten. Im Augenblick hatte er noch ganze vierzig Pfund auf dem Konto – und zwanzig davon waren für die Reparatur seines alten Volkswagens bestimmt. Mit der Morgenpost war eine kurze Ablehnung für einen Popstar-Bericht gekommen, an dem er tagelang gearbeitet hatte. Andere Manuskripte lagen auf verschiedenen Redaktionstischen und warteten auf Beachtung. Die einzigen festen Aufträge bekam er im Augenblick nur von Alec Glover, der die Klatschspalte des Sunday Globe unter sich hatte. Das meiste Zeug davon ekelte ihn an, aber er konnte nicht wählerisch sein.
»Ich verstehe«, sagte er ruhig.
Alison beschenkte ihn mit einem
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