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Esper unter uns

Esper unter uns

Titel: Esper unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Morgan
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sich dicht am Fenster gegen den Himmel abhob. Die Silhouette der Maschinenpistole in der Rechten des Mannes war unverkennbar, und Victors Psi erkannte den Blutdurst in der obersten Ebene des Burschen.
    »Kommt endlich! Beeilung!« Das ungeduldige Flüstern war deutlich zu hören. Ein halbes Dutzend weitere Gestalten schlossen sich der ersten an. Auch sie waren mit Maschinenpistolen bewaffnet. Gemeinsam folgten sie der ersten Gruppe.
    »Was – haben sie vor?« Sylvias Finger krallten sich in Victors Arm.
    »Es sieht aus wie eine Art Invasion, aber von wem und weshalb, weiß ich nicht.«
    »Was sollen wir tun?«
    »Als erstes einmal, uns anziehen«, sagte Victor und stand auf. »Dann – es gibt doch einen Weg in das Städtchen, ohne daß wir durchs Haus zum Fahrstuhl müssen – und außer der Straße?«
    »Ungefähr hundert Meter von hier sind Stufen in der Klippenwand. Aber wieso?«
    »Diese Burschen sind bewaffnet. Allein können wir wenig gegen sie ausrichten«, antwortete Victor. »Aber wenn wir zum Hafen hinunterkommen und Donleavys Sicherheitsbeamte alarmieren könnten, hätten wir vielleicht eine Chance.«
    »Ich kann doch Vater nicht einfach hier im Haus …«
    »Es gibt keine andere Möglichkeit«, sagte Victor scharf. »Außerdem glaube ich nicht, daß er sich in größerer Gefahr befindet.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Ich nehme an, daß sie es auf Donleavy abgesehen haben.«
    »Um ihn umzubringen? Aber woher konnten sie wissen, daß er hier ist? Die ganze Reise war doch angeblich ein Staatsgeheimnis!«
    »Wer weiß?« Victor schlüpfte in die Schuhe. »Bist du soweit?«
    »Ich denke schon.«
    »Dann los!«
    Das Gold auf den Wolken war zu Blutrot geworden, als sie durch das taufeuchte Gras der Weide zum Klippenrand liefen. Victors Augen und Psisinne hielten wachsam Ausschau nach Anzeichen der Invasoren.
    Sie hatten auf der Betontreppe, die in Serpentinen in die Dunkelheit des schlafenden Städtchens führte, etwa sechs Meter zurückgelegt, als das Stakkato einer Maschinenpistole die Stille zerriß. Lichter flammten hinter den Fenstern unten auf, und vereinzelte Schreie waren zu hören.
    Victor griff nach dem Arm des Mädchens. »Sinnlos weiter hinunterzusteigen. Sie müssen über die Sicherheitsbeamten Bescheid gewußt und einen zweiten Trupp eingeteilt haben, sie auszuschalten.«
    »Und was tun wir jetzt?«
    »Wir zwei, unbewaffnet, gegen etwa vierzig Bewaffnete? Ich fürchte, wir können nicht viel tun, außer es ließe sich Hilfe vom Festland holen. Gibt es von der im Haus abgesehen noch irgendwo auf der Insel eine drahtlose Verbindung zum Festland?«
    »Nein – nur auf dem Fährschiff, aber das kommt erst morgen nachmittag zurück.«
    Da nun auch die Straßenbeleuchtung eingeschaltet war, konnte man die Szene unten deutlich erkennen. Die Invasoren drangen nach und nach in jedes Haus ein, zerrten die protestierenden Telfaner auf die Straße und trieben sie in der Mitte des Marktplatzes zusammen.
    Sylvia drückte sich enger an Victor. Er spürte, wie sie unter dem dünnen Baumwollstoff ihres Kleides zitterte. »Sie werden doch diese Menschen nicht alle umbringen?«
    »Nein – es ist vermutlich nur eine Routinemaßnahme aus Sicherheitsgründen. Sie wollen alle auf der Insel im Auge behalten können.«
    »Dann sind wir vermutlich die einzigen, die noch frei sind.«
    Der Morgenhimmel erhellte sich nun immer schneller, und ohne den Schutz der Dunkelheit würde man sie bald entdecken, wenn sie sich in die Nähe der Invasoren wagten, um etwas gegen sie zu unternehmen. Victor zweifelte nicht, daß Sylvia sich gut genug hier auskannte, um irgendwo ein Versteck zu finden, wo sie sich bis zum Einbruch der Nacht verbergen konnten. Andererseits würden die Invasoren bis dahin vermutlich erreicht haben, wozu sie gekommen waren. Aber was war das? Er vermutete, daß es bei weitem mehr als lediglich ein Attentat auf Donleavy war.
    »Wir können nicht hierbleiben«, sagte er. »Wenn wir über die Weide die Treibhäuser erreichten, könnten wir uns vielleicht einstweilen dort verstecken.«
    Sie kletterten die Treppe wieder hoch und liefen über das feuchte Gras. Sie hatten die Straße fast erreicht, als plötzliches Maschinengewehrfeuer einsetzte. Es bestand kein Zweifel, daß es nicht aus dem Städtchen, sondern von viel näher kam.
    »Daddy!« Sylvia sprang auf die Straße und rannte in Richtung auf das Haus zu, ehe Victor sie noch zurückzuhalten vermochte.
    Er blieb unschlüssig stehen, als sie das Gartentor

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